Die Rache
den südlichen Gebieten von Schottland.
Der Copilot verwies die beiden Beamten an einen Mann in grellweiÃer Kleidung, der vor einem düster aussehenden Betonbunker stand. Ross kam sich merkwürdig ausgeliefert vor, als er ihn â geblendet vom Sonnenlicht, an das sich seine Augen nach der Schwärze des Helms erst wieder gewöhnen mussten â betrachtete.
»Vorsicht Stufen«, warnte der Mann in WeiÃ. »Halten Sie sich am Geländer fest.«
Ross griff nach dem Metallgeländer, ging scheppernd
die Treppe hinunter und in ein Gebäude hinein, das ihn an die viktorianischen Befestigungsanlagen erinnerte, die er während eines Urlaubs an der Südküste einmal gesehen hatte.
Drinnen erhob sich ein weiterer kräftig gebauter Wachmann von seinem Schreibtisch. Ross und Neil sahen einander an und Neil fragte spöttisch: »Und wo sind die fliegenden Untertassen?«
»Willkommen auf dem CHERUB-Campus«, antwortete der Wachmann. »Es tut mir leid, wenn unsere Sicherheitsvorkehrungen Sie belästigt haben. Ich muss mich nun vergewissern, dass Sie keinerlei Aufnahmegeräte, Mobiltelefone oder andere elektronische Geräte bei sich tragen, einschlieÃlich Hörgeräte und Herzschrittmacher.«
»Die Handys hat uns bereits der Pilot vor unserem Abflug abgenommen«, erklärte Neil, während ein Metalldetektor über ihre Kleidung geführt wurde. Dann zeigte der Wachmann auf ein paar Kabinen.
»Bitte gehen Sie dort hinein und ziehen Sie sich aus, einschlieÃlich der Unterwäsche. Auch allen Schmuck, einschlieÃlich Armbanduhr und Ohrringe. Dann ziehen Sie bitte die orangefarbenen Anzüge und die Sandalen an, die Sie dort vorfinden.«
Die Kabinen sahen aus wie Umkleidekabinen, hatten allerdings keine Vorhänge, die man zuziehen konnte. Während sich Neil und Ross auszogen, sah der Wachmann sorgfältig die Fotografien und Dokumente in RossⲠAktentasche durch und legte dann alles in eine
durchsichtige Plastiktüte. Dann wog er die Tüte und befestigte einen Aufkleber daran.
»Bitte werfen Sie nichts davon weg, was sich in der Tüte befindet, solange Sie sich auf dem Campus bewegen«, erklärte der Wachmann ausdruckslos; diese Anweisungen hatte er wahrscheinlich schon hunderte von Malen gegeben. »Sie wird bei Ihrer Abreise erneut gewogen und untersucht. Falls Sie etwas bekommen, was sie vom Campus mitnehmen wollen, bewahren Sie es separat auf und zeigen Sie es vor, bevor Sie das Gelände verlassen. Entfernen Sie nichts ohne Genehmigung. Bei Betreten des Campus erklären Sie sich zu absoluter Verschwiegenheit bezüglich seiner Existenz bereit.
Sie erklären sich auÃerdem bereit, vom Campus-Personal geröntgt, durchsucht oder rektal beziehungsweise oral untersucht zu werden. Bei einem Verstoà gegen die Sicherheitsvorschriften während oder nach Ihrem heutigen Besuch auf dem Campus können Sie verhaftet und auf unbestimmte Zeit festgehalten werden. Wenn Sie sich damit einverstanden erklären, unterschreiben Sie bitte hier und begeben Sie sich zur Röntgenschranke. Ihr Verbindungsoffizier erwartet Sie auf der anderen Seite. Einen schönen Tag noch.«
In den unförmig weit geschnittenen orangefarbenen Anzügen und mit den Plastiksandalen an den FüÃen war es unmöglich, sich schnell zu bewegen. Neil und Ross waren es als Polizeibeamte gewohnt, stets die Kontrolle zu haben, aber der Blindflug und die beeindruckenden
Sicherheitskontrollen hatten sie aus dem Konzept gebracht.
Nach dem Röntgen betraten sie etwas vertrauteres Gelände. Im Warteraum gab es eine Kaffeemaschine, Zeitschriften und einen Wasserspender, aber die beiden Beamten nahmen nichts davon in Anspruch, weil sie bereits von einer Frau und einem Jungen erwartet wurden.
»Sie müssen Chloe sein«, sagte Ross und schüttelte der Frau die Hand, dann sah er den Jungen an und lächelte. »Du bist aber gewaltig gewachsen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe!«
Chloe Blake war die jüngste qualifizierte Einsatzleiterin von CHERUB. Wie die meisten CHERUB-Angestellten war sie früher selbst Agentin gewesen und hielt sich nun mit einem strengen Fitness- und Combattraining in Form, wovon ihre schlanke, muskulöse Gestalt zeugte, die in Turnschuhen und einem Trainingsanzug steckte.
Dante umarmte Ross lächelnd. »Das mit den Klamotten und den Sicherheitskontrollen tut mir echt
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