Die Rache
auf edlen Walnussholz-Lederstühlen,
und wären da nicht ihre Kleidung und die Sammlung mittelalterlicher Waffen und Folterinstrumente an der Seitenwand gewesen, hätte es sich ebenso gut um eine Vorstandssitzung handeln können.
Die Räder des Servierwagens gruben sich in den dicken grünen Teppich, als James ihn zum Commander schob. Er erkannte Teeth und bemerkte, dass Sealclubber und zwei weitere Londoner Bandits anwesend waren, was mit Sicherheit bedeutete, dass sie die nächste Zahlung für den Waffendeal, 40 Prozent, dabeihatten.
James erschrak, als der Commander aufstand, ein zwanzig Zentimeter langes Messer aus seinem Stiefel zog und sich vor ihm aufbaute.
»Ist das wirklich alles, was wir bestellt haben?«, wollte er wissen. »Und ist es auch richtig hei�«
Zu Jamesâ² Entsetzen zückte ein weiterer Bandit ein noch gröÃeres Messer und positionierte sich hinter ihm.
»Ich hab nicht gekocht«, stieà er hervor. »Aber ich bin so schnell herübergelaufen, wie ich konnte.«
Er versuchte, sich einzureden, dass nicht einmal die Bandits so wahnsinnig waren, irgendeinen Teenager umzubringen, der ihnen einfach nur ihr Essen brachte. Aber es war trotzdem alles andere als einfach, ruhig zu bleiben, wenn man von zwei Verrückten mit riesigen Messern in die Mangel genommen wurde.
Der Commander klappte eine Pizzaschachtel auf, schnitt mit seinem Messer ein Stück einer Pizza Hawaii ab und nahm einen Bissen davon.
»Lauwarm«, beschwerte er sich und packte James am Kragen seines Poloshirts.
Die anderen Bandits zischten empört.
»Bring den Lieferboy um!«, rief einer, aber ein paar andere kicherten und verrieten damit ihr Spielchen.
Der Commander hielt sein Messer direkt vor Jamesâ² Augen.
»Diesmal werde ich noch Gnade walten lassen, aber wenn du mir das nächste Mal mein Essen bringst, dann rate ich dir, noch etwas mehr auÃer Atem zu sein!«
Mit diesen Worten stieà er das Messer in die Wand neben JamesⲠKopf und lieà den Griff los. Als James vor dem wippenden Messer zurückwich, befahl ihm der Biker, der hinter ihm stand, die Hände aufzuhalten, und gab ihm dann einen Haufen Münzen und ein paar Fünf-Pfund-Scheine. James schätzte, dass es insgesamt mindestens zwanzig Pfund waren.
»Dein Trinkgeld«, erklärte der Bandit.
»Hast dich gar nicht mal schlecht gehalten«, lachte der Commander. »Wisst ihr noch, wie der eine Junge auf den Knien darum gebettelt hat, dass wir ihn nicht umbringen?«
Die anderen grölten, während James schnell die Schachteln auf dem Tisch verteilte und dann seinen leeren Servierwagen durch die Tür schob. Als er hinauskam, sahen ihn die Leute an den Tischen in der Halle neugierig an.
»Na, haben sie es dir schwer gemacht?«, lächelte
eine hübsche Frau in einem engen rosa Top. »Sie lieben es, ihre Witze zu machen, wenn ein neuer Lieferant kommt.«
James fand es nicht gerade lustig, wenn ein Haufen Idioten in Lederkluft mit Messern vor seiner Nase herumwedelte. Aber seine Aufgabe war es nun mal, sich mit so vielen Bikern wie möglich anzufreunden, und das bedeutete, dass er ihre Witze lustig finden musste . Also nickte er grinsend und tat so, als sei das keine groÃe Sache, während er den Wagen zum Ausgang schob.
Als er schon fast an der Tür war, trat vor ihm aus dem Gang zur Herrentoilette jemand, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Er trug eine merkwürdige Kombination aus Retro-Studentenklamotten, lange schwarze Cordhosen, einen langen Schal und eine dreiviertellange Lederjacke mit dem Abzeichen des Monster Bunch auf dem Rücken. James nickte ihm zu.
»Du bist James, oder?«, fragte der Typ. »Ich bin Nigels Bruder.«
James gab ihm die Hand, und da fiel ihm die Ãhnlichkeit mit Nigel auf. »Will, nicht wahr? Bist du von der Uni zurück?«
»Seit gestern Abend«, erklärte Will. »Mein Bruder hat mir erzählt, dass du Interesse hättest, mit deinem Motorrad nach Cambridge zu fahren, zur Rebel Tea Party.«
James nickte.
»Ich würde die Maschine gerne mal richtig ausfahren,
aber da Nigel nur eine 250er hat, wird daraus wohl nichts werden.«
Will zuckte mit den Achseln. »Ich hab Nigel angeboten, im Auto eines Freundes mitzufahren, aber er hat gesagt, er hätte dieses Wochenende sowieso schon was anderes vor. Er meinte aber, du seiest echt cool, also, wenn du willst, kannst du hinter dem
Weitere Kostenlose Bücher