Die Rache-Agentur
«Wir arbeiten zurzeit viel mit ihm zusammen. Ich mag ihn sehr, und mir gefällt auch, wie er mit Georgie umgeht. Sie braucht diese liebevolle Fürsorge.»
Während des Aufräumens erzählte sie Ben noch mehr über Ed, und er hörte ihr stumm zu.
«Das kann ich mir gut vorstellen», meinte er schließlich zu ihrer großen Überraschung. «Ich bin ihm erst ein Mal begegnet, aber ich fand ihn arrogant und aufgeblasen. Das habe ich aber vor Georgie nicht sagen wollen – man muss vorsichtig sein, was man vor einem Paar sagt, das sich gerade trennt, denn am Schluss kommen sie wieder zusammen, und man kriegt nie wieder eine Karte zu Weihnachten, weil sie dich für immer und ewig von ihrer Liste gestrichen haben. Eigentlich halte ich nicht viel von dieser Rachegeschichte, aber in seinem Fall wäre ich für eine Ausnahme.» Er stockte kurz. «Ich sollte jetzt lieber gehen.»
Sie standen stumm voreinander, und weil Flick nicht wusste, was sie tun sollte, steckte sie die Hände in die Taschen ihrer Jeans.
«Also dann.»
Ben trat einen Schritt vor, schob eine Hand in ihren Nacken, hob ihr Haar an und zog sie langsam zu sich heran. Sie spürte, wie ihr der Atem in der Kehle stecken blieb, dann lagen seine Lippen auch schon forschend auf ihren. Bevor sie überhaupt wusste, was sie da tat, legte sie ihm die Hände auf die Schultern, und er zog sie noch näher zu sich heran. Er schmeckte so gut, und Flick klammerte sich an seinen Körper, hungrig nach mehr. Atemlos ließen sie voneinander ab, beide schockiert von ihrer Leidenschaft.
«Gute Nacht, du zauberhaftes Wesen», sagte er schließlich und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
Kapitel 26
«Bens Wohnung ist todschick!», schwärmte Georgie gera de Jo vor, als Flick am nächsten Morgen hereinkam.
Flick wedelte unbekümmert mit der Hand. «Ich weiß nicht, wie ich überhaupt dazu komme, mich noch mit euch abzugeben!»
«Aufgepasst, Miss Supertoll», murmelte Jo und tat, als wäre sie beleidigt. «Und um dich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen: Der Gully vor dem Haus der Settons ist übergelaufen, das Abwasser fließt in ihr Gewächshaus, und ich kann Clive nicht erreichen.»
Flick checkte ihren Planer und stöhnte auf. «Er ist bei den Hambletts. Und zwar den ganzen Tag – sie ist schrecklich anstrengend und wird ihn noch die Armaturen wienern lassen, bevor er gehen darf. Kannst du Manny anrufen? Vielleicht schafft er’s, wenn er bei den Kinghams fertig ist.»
«Bestimmt!», lachte Georgie, während sie den Tagesplan auf ihrem Monitor durchging. In diesem Augenblick klingelte wieder das Telefon, wie es an diesem Morgen fast nonstop der Fall gewesen war, und Jo ging dran.
«Flick», fuhr Georgie fort, «kannst du die Waschmaschinenreparatur bei den Streathams mit der Abholung in Croydon koordinieren?»
«Welche Abholung?» Flick warf ihren Mantel über einen Stuhl. Sie fühlte sich gut an diesem Morgen. Jede Faser ihres Körpers vibrierte, und sie hatte den Kuss die ganze Nacht lang immer wieder durchlebt.
«Der Auftrag ist per E-Mail von einem Mitglied hereingekommen, für das wir bislang nicht viel gemacht haben. Esmüssen Vorhänge in der Fendale Road abgeholt werden. Nummer neununddreißig. Vom Parkhaus in der Hayes Street sind es nur zwei Minuten. Sie müssen um drei Uhr abgeholt werden, davor oder anschließend passt es gar nicht.»
«Gut zu wissen. Okay, dann erledige ich das heute Nachmittag.»
Sie arbeiteten weiter, und der Vormittag verging so schnell, dass Flick auf die Uhr blickte, als Jo aufstand und fragte, ob jemand ein Sandwich wolle.
«Gütiger, ist es schon so spät? Kannst du mir bitte eins mit Thunfisch und Mayo mitbringen? Und einen Smoothie?»
Jo machte sich auf den Weg, und endlich hatte Flick die Gelegenheit, Georgie wegen des vergangenen Abends auszufragen.
«Er ist reizend, Georgie.»
«Welcher der beiden?» Georgie lächelte sie an.
« Tim.
Nett, lustig, sportlich – diese Kombi ist selten bei Männern.»
«Klingt zu gut, um wahr zu sein.» Georgie war über ihre Tastatur gebeugt, und Flick wusste, dass sie sich zwang, nicht zu begeistert zu klingen.
«Sei nicht zynisch», drängte Flick. «Du selbst hast mal gesagt, dass es da draußen auch nette Männer gibt, und ich denke, Tim ist ein Schatz.»
Georgie lehnte sich schließlich zurück und fummelte an ihrem Armband herum. Flick fiel auf, dass es nicht mehr Eds Weihnachtsgeschenk vom Vorjahr war. «Ich habe nicht vor, vom Regen in die Traufe zu kommen,
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