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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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lachte. «Hör auf, deiner Mutter die Schuld zuzuschieben.Die Welt wäre besser dran, wenn es mehr Menschen ihres Schlags gäbe. Du bist moralisch einfach verkommen, das ist alles, junge Dame.» Georgie versuchte, einen überheblichen Blick aufzusetzen, doch Flick war klar, dass ihre Worte näher an die Wahrheit herankamen, als sie wusste. Flick nahm jedes Risiko auf sich, sie war ein böses Mädchen. Sie hatte die Schule geschwänzt, um shoppen zu gehen, anstatt zu lernen. Sie hatte hinter dem Bushäuschen geraucht und mit ihrer Schuluniform die Grenzen des sittlichen Geschmacks ausgelotet. Sie war das Mädchen, das mit den Männern anderer Frauen schlief.
    War sie stolz auf sich? Flick glaubte nicht, dass sie selbst etwas daran ändern konnte. Sie hatte praktisch ein Diplom darin, wie man Ärger anzog und an die falsche Sorte Mann geriet. «Aber dieser Typ», fuhr sie schließlich fort, «reist durch halb Europa und tut so, als wäre er geschäftlich unterwegs. Dabei vertieft er die Beziehungen zum Ostblock auf seine ganz persönliche Weise.»
    «Hübsche Metapher», antwortete Georgie und schenkte Flick nach. Als sie schwiegen, konnte Flick den Fernseher aus dem Nebenzimmer hören und das Prasseln des Regens, der auf das hohe Glasdach der Küche fiel. Ed hatte es so geplant, dass das natürliche Tageslicht die minimalistischen Küchenblöcke in Schwarz und Weiß und die Glasskulpturen erhellte. Georgie hatte erwähnt, dass Ed an diesem Abend an einem Abendessen einer Planungsgruppe teilnehmen würde, und das schien eine gute Gelegenheit zu sein, ihren jüngsten Auftrag zu besprechen. Und Georgie, die noch etwas zögerlich war, von der Sache zu überzeugen. Flick lehnte sich vor. «Wir tun doch nichts Illegales oder Gefährliches. Wir sind ja keine Terroristen oder so. Wir kümmern uns nur darum, dass der Kerl bekommt, was er verdient.»
    «Wenn wir da mal auf der richtigen Spur sind», seufzte Georgie. Flicks Handy piepste, und sie warf einen Blick darauf.Eine SMS von John. Ihr Puls beschleunigte sich vor Freude. «Bin Do in der Stadt. Zeit?»
    «Wahrscheinlich hast du recht», fuhr Georgie fort. «So etwas tut man doch einfach nicht. Ich meine, mit einer fremden Frau ins Bett steigen. Allerdings klingt seine Gattin exakt wie die Sorte Frau, die mit harten Bandagen kämpft.»
    «Ja», antwortete Flick, die sich selbst für eine Expertin auf diesem Gebiet hielt. «Diese Frauen müssen verdammt hart arbeiten, um den Typ Ehefrau abzugeben, den ihre Männer sich wünschen. Das ist ein Vollzeitjob. Allein die Behandlungen im Schönheitssalon, wo sie sich Botoxspritzen setzen lassen müssen, damit sie bei jeder Einladung wie aus dem Ei gepellt aussehen. Nach all dem Stress ärgert es sie natürlich doppelt, wenn er sich in die Arme irgendeiner wollüstigen Tussi wirft, die nur auf sein Geld aus ist und nicht einmal Make-up auflegen muss, um hübsch auszusehen.»
    «Was heißt wollbrüstig?» Libby kam plötzlich zur Küche hereinspaziert. Sie war frisch gewaschen, hatte rosige Wangen und war in ihrem Pyjama und Morgenmantel von Kopf bis Fuß in Pink gehüllt. Ihr Haar war heller als Georgies, doch mindestens genauso wild und lockig, und sie hatte die großen Augen ihrer Mutter geerbt. Bis auf den ein wenig zu schmalen Mund – ein Abbild ihres Vaters – wirkte das Kind wie ein kleiner Engel.
    «Das ist jemand, der gern warme Wollsachen trägt, besonders jetzt im Winter», erklärte Georgie blitzschnell. «Du lieber Himmel, jetzt wird es aber Zeit fürs Bett, Liebes. Was hast du geschaut?» Man konnte Georgies Gesicht ansehen, dass sie sich Vorwürfe machte, weil sie ihre Tochter vor dem Fernseher vergessen hatte.
    «Etwas über Schlechtkrankheiten.»
    Flick und Georgie erstarrten. Und während Georgie ihre Tochter nach oben ins Bett jagte, begann in Flicks Kopf eine Idee Form anzunehmen.
     
    Am nächsten Morgen tätigte sie einen Anruf aus ihrer Wohnung.
    «Challo, kann ich bjitte mit Mr   Scrivener sprechen?» Wie klang wohl ein slowenischer Akzent? Flick versuchte sich zu erinnern, wie sich das beim Grand Prix anhörte. Sie hoffte, dass sie nicht zu klischeemäßig klang oder er – o Gott! – in fließendem Slowenisch antwortete.
    «Er ist leider nicht im Büro. Kann ich Ihnen helfen?»
    «Chier ist   …» Flick musste sich sehr anstrengen, um ernst zu bleiben. «Chier ist Universitätsklinikum in Ljubljana. Sie wissen Slowenien? Ich chabe wichtige Nachricht fur Mr   Scrivener, bjitte.»
    «Oh, ich verstehe.

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