Die Rache-Agentur
Also, es tut mir leid, aber er wird den ganzen Tag nicht im Büro zu erreichen sein. Er ist auf einem Vorstandsmeeting. Darf ich ihm etwas ausrichten?»
«Aber Nachricht ist streng vertraulich, Sie wissen?»
Die Stimme am anderen Ende der Leitung zögerte kurz, doch dann beeilte sie sich, ihre Verschwiegenheit zu versichern. «Dafür sorge ich selbstverständlich. Sie können mir die Nachricht hinterlassen.»
«Ohkeh, vjielen Dank. Ich bin von – wie sagen Sie? – Insitjut für Intjimrankcheiten.» Langsam fand Flick Gefallen an dieser Sache –
twelve points from Slovenia
! «Mr Scrivener muss fur Nachsorge zu uns kommen, wenn er wieder in Slowenien ist. Ist sehr dringende Sache. Bjitte, er kann anrufen?»
Flick vernahm ein erstauntes Schweigen. «Oh, ich verstehe. Gut, also, äh, darf ich vielleicht Ihre Nummer notieren, damit er Sie zurückrufen kann?»
Flick blickte auf die Daten vor sich, die sie nach einer kurzen Internetrecherche gefunden hatte, und gab der Dame die Rufnummer eines Krankenhauses in Ljubljana. Mit ein bisschen Glück würde er dort auf niemanden treffen, der so gut Englisch sprach, um ihn aufzuklären. Und so würde er einige unangenehme Tage damit zubringen müssen, die bohrendenFragen seiner Sekretärin abzuwehren, die spätestens bis zur Mittagspause – da Flick vorsorglich betont hatte, es handele sich um etwas streng Vertrauliches – das gesamte Büro über sein kleines Geheimnis in Kenntnis gesetzt haben würde.
Flick legte auf und war zufrieden mit dem Werk dieses Morgens. Dann antwortete sie endlich auf Johns SMS von letzter Nacht.
«Ok. Gleicher Ort?»
«Schau mal, Mummy. Die haben ein Schwimmbad. Und es gibt eine Theater-AG. Schau nur, alle Mädchen sind als Hexen verkleidet. Die hier gefällt mir am besten.»
Libby schob Georgie den Hochglanzprospekt über den Küchentisch zu und stieß dabei den Stapel mit weiteren Broschüren um, die sie sich noch vornehmen würden. Dann machte sie sich wieder über ihre Nudeln her.
«Das hast du bis jetzt über alle gesagt. Es kann aber nicht jede die Beste sein. Hier, schauen wir doch mal.» Georgie warf einen Blick auf die Fotos einer Bühnenaufführung der zehnten Klasse. «Vielleicht ist das gar nicht die Theater-AG. Vielleicht sind das die Schuluniformen. Hast du daran schon gedacht? Ein spitzer Hut und ein langer schwarzer Mantel – das wäre doch mal was anderes.»
Libby warf lachend den Kopf zurück. «Und gestreifte Socken und spitze Schuhe. Oder vielleicht ist es ja wie in Hogwarts, und ich darf meine eigene Eule mitbringen.»
«Okay, dann warten wir mal ab, ob uns die Post durch den Kamin ins Haus gesegelt kommt. Aber ich finde, wir sollten uns trotzdem auch die anderen Broschüren ansehen. Weißt du, nur für den Fall, dass du ein Schlick sein solltest, oder wie das heißt.»
«Squib, Mummy, das ist ein Zaubererkind ohne magische Kräfte. Wie Hausmeister Filch, weißt du?»
Georgie schüttelte den Kopf. Immer wieder Harry Potter.Sie beobachtete Libby, wie sie sich die verheißungsvollen Bilder überglücklicher Mädchen auf grasgrünen Sportplätzen oder in hervorragend ausgestatteten Schullaboren ansah. Wie großartig wäre es, wenn die begehrten Privatschulen im Rahmen ihrer Zulassungsprüfungen einen Aufsatz über Harry Potter verlangten. Dann würde Libby wahrscheinlich ein Stipendium erhalten. Und das wäre eine große Hilfe! Georgie zog den Bleistift hinter ihrem Ohr hervor und notierte auf den Block vor sich: Stipendium? Musik? Das war eine Überlegung wert. Die Schulgebühren waren, selbst wenn man sie semesterweise und nicht jährlich bezahlte, so hoch, dass sich Georgies Lockenschopf vor Schock noch stärker kringelte. Doch Ed hatte bereits seine Jungs auf eine Privatschule geschickt, und so würde er für Libby das Gleiche wollen. Und mit Blick auf die Alternative – das Gerangel um einen Platz an einer erträglichen staatlichen Schule – erschienen ihr die Schulgebühren durchaus vertretbarer.
Befriedigt blickte Georgie auf die Auswahl an Broschüren und Faltblätter vor sich. Wie es ihre gründliche Art war, hatte sie sich von allen Privatschulen der Gegend Infomaterial schicken lassen. Ed würde jeden Moment nach Hause kommen, und dann hatten sie nach dem Abendessen einige Stunden Zeit, die Unterlagen gemeinsam zu sichten. Sie freute sich darauf, so konnte Libby etwas Zeit mit ihrem Vater verbringen. In letzter Zeit war er abends häufig noch unterwegs gewesen. Ständig hatte er Besprechungen,
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