Die Rache-Agentur
Ortsbegehungen und Geschäftsreisen, doch heute Abend wollte er zur normalen Zeit zu Hause sein. Sobald er zur Tür hereinkam, würde ihn der Duft seines Lieblingsauflaufs begrüßen, den sie mit der exakt richtigen Menge Knoblauch zubereitet hatte. Eine bereits entkorkte Flasche Merlot wartete auf der Anrichte neben einem Baiserkuchen mit Kiwis und sündhaft teuren Himbeeren. Alles in allem versprach es ein wunderbar gemütlicher Abend zu werden.
Georgie warf einen Blick auf die Uhr. «Hör mal, Libby. Wie wäre es, wenn ich dir dein Badewasser einlasse, während du aufisst. Dann kannst du ein schön langes Schaumbad nehmen, bevor dein Daddy nach Hause kommt. Und dann kommst du in deinem tollen neuen Schlafanzug nach unten und zeigst ihm die Schulen, die dir bis jetzt am besten gefallen haben. Wie findest du das?»
Libby dachte einen Moment lang nach und legte den Kopf schief. «Hmm, na gut. Darf ich noch ein paar von den Windbeuteln haben? Und deinen Badeschaum?»
«Ich hoffe, nicht alles zusammengemischt.»
Libby kicherte. «Nein, Dummerchen, das wäre ja schrecklich. Aber ich könnte die Windbeutel in der Badewanne essen. Dann macht es nämlich nichts, wenn ich mit der Schokolade kleckere.»
Georgie griff nach Libbys Teller und räumte ihn ab. «Keine schlechte Idee, aber dieses Shirt kommt sowieso in die Wäsche. Sieh mal, es ist voller Pesto. Ein bisschen Schokolade macht da kaum einen Unterschied.»
Libby sah überrascht nach unten und rieb mit einer Geste an ihrem Schul-Poloshirt herum, die Georgie so sehr an Ed erinnerte, dass sie schlucken musste. Wie mochte wohl ein Sohn von Ed und ihr aussehen?, fragte sie sich zum wiederholten Mal. Libby wurde so schnell groß, und Georgie dachte immer häufiger daran, wie sie als kleines Baby gewesen war. In ihr erwachte eine Sehnsucht, die sich wie ein schrecklicher, überwältigender Schmerz anfühlte. Rasch wandte sie sich dem Kühlschrank zu. «Na gut. Dann sehen wir mal, was noch da ist. Nur noch zwei. Hast du dir etwa schon heimlich einen genommen, junge Dame?»
Später, als Libby zufrieden in der Badewanne planschte, füllte Georgie in Ruhe die Waschmaschine. Das Geräusch von Eds Schlüssel im Schloss unterbrach ihre Träumereien, und siebegrüßte ihn mit einem Kuss, den er mit überraschter Freude erwiderte.
«Na, du! Das ist vielleicht eine reizende Begrüßung. Da kann ich ja nur von Glück sagen, dass ich dir diese hier mitgebracht habe.» Er überreichte ihr einen Strauß steifer, langstieliger Callas, die so gar nicht zur Jahreszeit passten.
«Oh, Ed! Die sind einfach wunderschön. Womit habe ich das verdient?»
Er zog sie an sich und vergrub die Nase in ihrem Haar. «Es liegt an diesem sensationellen Duft, den du aufgelegt hast – Knoblauch, oder? Erinnert mich an meinen Lieblingsauflauf.»
«Hör bloß auf!», lachte Georgie und schob ihn von sich. «Willst du gleich essen? Ich decke den Tisch. Könntest du in der Zwischenzeit einen Blick ins Bad werfen, um sicherzustellen, dass Libby sich nicht im Badewasser aufgelöst hat? Sie planscht nämlich schon seit einer Ewigkeit herum. Und sie singt die ganze Zeit. Die Kleine ist überglücklich, weil sie dir zeigen darf, welche Schulen ihr bis jetzt am besten gefallen. Ich habe alle Broschüren hier, und ich dachte, wir könnten heute Abend vielleicht gemeinsam einen Blick darauf werfen.»
Ed war schon auf dem Treppenabsatz nach oben, als er innehielt und sich umdrehte. «Wie?»
Georgie verdrehte die Augen und zuckte mit den Schultern. «Ich weiß, es ist noch
etwas
früh, aber es lohnt sich, lieber früher als später mit der Auswahl zu beginnen. Und wenn wir jetzt eine Vorauswahl treffen, können wir sie in den Kernfächern entsprechend unterstützen, damit sie die besten Chancen hat, ihre erste Wahl auch zu bekommen.»
«Ich verstehe nicht.»
«Himmel nochmal, Ed», sagte Georgie lachend. «Es dauert nicht mehr lange. Die weiterführende Schule. Du weißt. Fünfte Klasse. Ich habe mir Unterlagen von allen Schulen inWimbledon und Wandsworth schicken lassen und von einigen, die noch etwas weiter weg liegen. Ich weiß, dass Dulwich nicht so praktisch wäre, aber Putney wäre perfekt …»
Ed schüttelte langsam den Kopf. «Aber wir haben doch nie … Georgie, ich kann mir unmöglich die Schulgebühren für ein weiteres Kind leisten, das wirst du doch verstehen.»
Georgie blieb wie vom Blitz getroffen stehen. «Wie bitte? Du kannst doch nicht – ich meine, du musst doch einfach.
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