Die Rache-Agentur
«Verdammter Mist», heulte sie auf und erhob sich mit pochendem Schädel langsam aus dem Bett, um in die Dusche zu schwanken.
Georgie war nicht besser dran. Als sie zur Tür hereinkam,nachdem sie Libby in der Schule abgesetzt hatte, war sie kaum wiederzuerkennen. Nachdem sie ihren Schal abgenommen hatte, sah Flick, dass Georgie aschfahl war und dunkle Schatten unter ihren braunen Augen lagen.
«O Gott, nicht du auch!»
«Ich fühle mich wie ausgekotzt. Warum legen wir uns nicht einfach beide ins Bett?» Georgie wollte sich gerade die Jacke abstreifen, doch dann entschied sie sich anders und ließ sich schwerfällig auf ihren Schreibtischstuhl plumpsen. Sie brachte es nicht einmal fertig, nach unten zu greifen, um den Rechner anzuschalten.
«Das Telefon hat schon drei Mal geklingelt, bevor du kamst», antwortete Flick, «und die neue Putzkraft hat gestern eine der Weihnachtskugeln bei den Deakins heruntergeworfen. Ich muss also Ersatz besorgen. Und Beryl rief gerade an. Sie liegt mit Grippe im Bett und kann heute nicht bei den Grettons putzen. Und –»
«Das reicht!» Georgie fasste sich mit beiden Händen an den Kopf. «Können uns nicht einfach alle mal in Ruhe lassen?»
«– und wir müssen einen Scheck für die Steuer ausstellen.»
«Wie ätzend.» Georgie legte den Kopf auf ihren Schreibtisch. «Zu allem Übel war Libby heute Morgen absolut unausstehlich. Und von ihr habe ich mir diese Erkältung eingefangen. Und Ed kann mir nicht einmal helfen, sie abzuholen. Er ist in Cardiff.»
«Die Miete ist erhöht worden. Und das, obwohl unser liebreizender Vermieter uns versprochen hatte, es nicht zu tun. Aber offenbar hat er sich zu Weihnachten ein wenig verausgabt.»
«Ich glaube, der will sich einfach nur einen neuen Mercedes kaufen», stöhnte Georgie und schniefte. «Und ich will einfach nur sterben.»
«Kaffee?»
«Oh, wollen wir nicht lieber eine heiße Schokolade trinken?»
Einen kurzen Moment lang schwiegen beide. «Das bedeutet allerdings, dass wir das Haus verlassen müssen.» Sie bedachten, wie schwer es sein würde, diese Aufgabe zu bewältigen.
«Ich gehe», seufzte Georgie.
«Nee, ich geh schon.»
«Aber ich habe meinen Mantel noch an. Außerdem siehst du schlechter aus als ich. Deshalb werde ich mich opfern und den lebensfeindlichen Elementen aussetzen.»
«Danke. Du bist ein Schatz.»
Georgie hievte sich hoch und schob sich langsam ihre Tasche über die Schulter. Flick bemerkte das Armband an ihrem Handgelenk. Es war das Schmuckstück, das sie Ed rausgesucht hatte und das Georgie täglich gern zu tragen schien. Flick hatte recht behalten. Die Farben standen ihr. Wie aus dem Nichts überfiel Flick eine Woge der Einsamkeit, und sie wünschte sich den Moment herbei, an dem ein besonderer Mensch sie mit Geschenken verwöhnen würde. Das Geschenk ihrer Mutter – die Patenschaft für eine Ziege in Namibia – hatte Flick zwar Freude gemacht, aber anziehen konnte man das Biest nicht, wenn man abends ausging. Es war nicht einmal eine Kaschmirziege.
«Gib mir fünfzehn Minuten. Sollte ich dann nicht zurück sein, findest du mich im Bettengeschäft an der Ecke.»
Als die Tür hinter Georgie ins Schloss gefallen war, zwang sich Flick, den vor ihr liegenden Ordner mit Rechnungen zu öffnen. Geldangelegenheiten waren nicht eben Georgies Stärke. Vor langer Zeit hatten sie sich auf eine Gewaltenteilung verständigt, bei der Flick dafür sorgen sollte, dass sie zahlungsfähig blieben, und Georgie das «Gesicht» der Agentur war. Sie strich den Kunden Honig um den Bart und beruhigteerhitzte Gemüter mit sanften Worten. Für so was hatte Flick keine Nerven.
Die nächsten Minuten verbrachte sie damit, Schecks auszufüllen, doch leider meldete sich ihr Schädel mit der schlechten Nachricht zurück, dass das Paracetamol langsam seine Wirkung verlor. Flick fröstelte und hatte Halsschmerzen. Das schrille Klingeln des Telefons machte die Sache nicht besser.
«Domestic Angels», antwortete sie fast flüsternd.
«Hallo», hörte sie eine weibliche Stimme am anderen Ende zögerlich antworten. «Spreche ich mit Domestic Angels?»
«Äh … ja.»
«Vielleicht können Sie mir helfen. Eine Freundin hat Sie mir empfohlen.»
«Das ist schön. So soll es ja auch sein – dass man von Kundin zu Kundin weiterempfohlen wird», krächzte Flick, die versuchte, einen professionellen Ton anzuschlagen. «Was können wir für Sie tun? Mit der vollen Mitgliedschaft haben Sie die Möglichkeit, auf unsere
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