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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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lächelten – der Mann und die Frau in die Kamera, während der kleine Junge die Frau anstrahlte. Die Aufnahme hätte in Cornwall entstanden sein können. Alle drei trugen gestreifte T-Shirts . Georgie konnte einfach nicht widerstehen. Sie nahm den Bilderrahmen in die Hand und ließ sich in den Sessel sinken. Er war deutlich bequemer, als er aussah, und gab ihr ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, das sie nicht einmal zu ergründen versuchte. Der Mann kam ihr irgendwie bekannt vor. Wo hatte sie ihn schon einmal gesehen? Georgie lehnte sich im Sessel zurück und zog die Beine an. Sie dachte über dieses wunderschöne, leere, stille Haus und seine künftigen Bewohner nach. Als sie daran dachte, was Libby jetzt sagen würde, musste sie lächeln: Sie saß in dem bequemen Sessel wie Goldlöckchen, die auch nicht hatte widerstehen können, als sie das unbekannte Haus der drei Bären betreten hatte. Doch da sie ziemlich sicher war, dass ihre drei Bären in Stuttgart weilten, genehmigte Georgie sich einen kurzen Augenblick der Entspannung.

Kapitel 7
    Flick kannte sich in diesem Stadtteil überhaupt nicht aus. Für ihre Verhältnisse war es hier viel zu chic, und die Agentur hatte nördlich der Themse keine Kunden. Sie lenkte den Wagen in eine Parklücke und drehte sich in ihrem Sitz hin und her, um zu sehen, ob hier irgendwo ein Schild darauf hinwies, dass nur Anwohnerparken erlaubt war. Sie nahm an, dass dem so war, doch immerhin war es schon nach acht Uhr abends, und sie würde schnell wegfahren, falls eine Politesse aufkreuzte. Ob die so spät überhaupt noch Dienst hatten?
    Flick stellte den Motor ab und schlang sich den Mantel enger um den Körper. Der Wind war an diesem Tag kalt gewesen, er kam aus Osten, direkt vom Fluss. Bei abgestelltem Motor kühlte das Auto schnell aus. Flick ließ das Radio leise weiterlaufen, da sie nicht sicher war, wie lange sie warten musste. Sie kam sich recht auffällig vor und blieb in Hab-Acht-Stellung, falls jemand vorbeikam und bemerkte, dass sie hier nichts zu suchen hatte. Schließlich saß sie in einem Wagen, der zehn Jahre älter als jedes andere Modell im näheren Umkreis war. Doch die Straße, eine dieser sagenhaft schönen und exklusiven Wohnstraßen Chelseas, in der sich ein makelloses Haus an das nächste reihte, war relativ ruhig. Flick konnte sehen, dass hier und da in den Salons im Hochparterre die Vorhänge zugezogen wurden, und allein die Existenz eines solchen Zimmers erschien Flick bereits als der Inbegriff eleganter Lebensart. Dort, wo die Vorhänge noch offen standen, konnte sie großzügige Sofas, lichtdurchflutete Räume und Stuck an den Decken erkennen.
    Chelsea war der Stadtteil der erfolgreichen Hedgefonds-Managerund einiger weniger Schriftsteller und Aristokraten, die bereits seit den 60er Jahren oder früher hier lebten und sich heute keinen Quadratmeter mehr leisten könnten. Flick dachte an den tristen Londoner Vorort Mitcham und seine Doppelhaushälften. Wie es wohl war, mit einem silbernen Löffel im Mund geboren zu werden?
    Sie rutschte etwas tiefer in den Sitz und dachte über die Informationen nach, die Alison ihnen gegeben hatte. Wie es schien, war Ben Houghton weder Hedgefonds-Manager noch Aristokrat, sondern hatte sein Vermögen zur richtigen Zeit mit Grundstücksmanagement gemacht. Offenbar hatte Alison ihn vor zehn Jahren auf einer Party kennengelernt, und Flick konnte sich vorstellen, wie unwiderstehlich sie mit ihren großen blauen Augen und dem Porzellanteint ausgesehen haben musste. Damals hatte ihr Mann noch in einem Single-Apartment in Chelsea Harbour gelebt, und Flick stellte sich seinen Alltag als eine Aneinanderreihung endloser Partys und Urlaubstrips mit Freunden vor, die Yachten am Mittelmeer besaßen. Jetzt gehörte ihnen ein Landhaus in der Dordogne und ein Apartment in New York, obwohl es Alison mehr aufs Land, in die Hamptons, gezogen hatte. Das war der Moment in ihren Erzählungen gewesen, als sie erneut in Tränen ausgebrochen war und zugegeben hatte, dass sie einfach nur ein Zuhause haben wollte. Sie wünschte sich ein Haus im Grünen mit Hühnern, einem Garten und Kindern. Flick konnte sich zwar nicht vorstellen, wie Alison in einer Schürze im Garten stand und Stoffwindeln zum Trocknen aufhängte, während ein pausbäckiges Kind über den Rasen krabbelte, doch vielleicht war ihre grazile Eleganz nur das Ergebnis der vielen Jahre in der Großstadt. Flick gähnte und sah in den Rückspiegel. Wie ging es
ihr
, wenn sie an

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