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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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Hühner, Windeln und Landgärten dachte? Übel.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr. Alison hatte eine SMS geschrieben, in der stand, dass Ben gegen halb neun nach Hausekommen würde, dass er gleich darauf noch zu einer Verabredung wegmüsse – wohin genau, wisse sie nicht – und dass er einen dunkelblauen BMW fahre. In ihrem Haus, Nummer siebzehn, waren die Vorhänge geöffnet, und während Flick die Fenster eine Zeit lang beobachtete, fragte sie sich, was Alison gerade tat. Bereitete sie das Abendessen für ihren untreuen Gatten vor? Gab es Delikatessen aus der Feinkostabteilung von Harrods? Die großen Fenster im Hochparterre waren von cremefarbenen Vorhängen gerahmt, die durch Quastenschlaufen zusammengehalten wurden. Sie konnte die Ecke eines Sofas in gleicher Farbe und einen Kamin erkennen, dessen Verzierungen mit militärischer Präzision angebracht worden waren. Du liebe Güte, wenn
sie
ein cremefarbenes Sofa besäße, hätte es vom ersten Tag an jede Menge Chicken-Curry-Flecken abbekommen.
    In diesem Moment trat Alison ans Fenster und spähte nach draußen. Sie konnte Flick nicht sehen – woher sollte sie wissen, nach welchem Auto sie Ausschau halten musste?   –, also ließ Flick kurz die Scheinwerfer aufblitzen. Alison winkte ihr zu, dann löste sie die Vorhangschlaufen und zog die Vorhänge zu. Es war fast Viertel vor neun, und die Arztsprechstunde im Radio war voll und ganz mit dem Thema Teenager-Schwangerschaften befasst, als zwei Lichtkegel im Rückspiegel auftauchten. Ein Wagen fuhr an ihr vorbei, wurde langsamer, und sie konnte erkennen, dass es sich um das Kennzeichen handelte, das Alison ihr genannt hatte. Vor dem Auto, das vor Flick stand, war eine Parklücke, und als sie sah, dass die Rücklichter angingen, rutschte sie im Sitz so tief hinab, bis sie gerade noch über das Lenkrad spähen konnte. Der Mann hinter dem Steuer fuhr den Wagen geschmeidig und sicher in die Parklücke, und durch das Auto, das zwischen ihnen stand, konnte Flick seinen Hinterkopf sehen, während er einige Dinge vom Beifahrersitz einsammelte.
    Sie hielt den Atem an, als sie endlich hörte, wie er dieWagentür öffnete und ausstieg. Besser gesagt: als er sich aus dem Wagen herausschälte. Alison hatte seine Statur richtig beschrieben. Er war bestimmt über einen Meter neunzig groß, und während Flick davon ausgegangen war, dass er einen Anzug und vielleicht einen langen Kaschmirmantel tragen würde – so kleideten sich smarte Immobilienmanager doch?   –, konnte sie im Dunkeln nur erkennen, dass er sein Hemd leger über einer Jeans trug. Zunächst war sein Gesicht nicht zu sehen, weil er mit dem Rücken zu ihr stand, doch dann drehte er sich um und schloss die Wagentür. Im Schein der Innenraumbeleuchtung konnte sie ein markantes Gesicht mit kurzem Haar erkennen, das er sich aus der hohen Stirn gekämmt hatte.
    Die Blinker blitzten kurz auf, als er den Wagen verriegelte. Dann nahm er seine Aktentasche und überquerte die Straße in Richtung Nummer siebzehn. Als er gegen halb zehn wieder herauskam, musste Flick so dringend zur Toilette, dass sie sich schon auf ihrem Sitz wand. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass er nicht vorhatte, kilometerweit zu fahren, denn das hätte ihre Blase nicht mitgemacht. Flick wartete einen Moment, damit er sich nicht verfolgt fühlte, dann fuhr sie los und folgte ihm mit ein paar Wagenlängen Abstand. Aber als der Verkehr dichter wurde, erwies sich das als gar nicht so einfach. Die Rücklichter der Autos sahen für sie alle ziemlich gleich aus, und sie konnte die Wagen vom Heck her noch schlechter unterscheiden als von vorn. In letzter Sekunde wich sie einem Taxi aus, das versucht hatte, sie zu schneiden, und wurde von mehreren Autos angehupt, als sie den Sloane Square überquerte und schließlich bemerkte, dass Ben Houghton links blinkte. Sie drosselte das Tempo und folgte ihm, in der Hoffnung, dass er sie durch das Scheinwerferlicht nicht erkennen konnte.
    Die Straße war eng. Enger, als Flick angenommen hatte, und zu ihrem Entsetzen musste sie feststellen, dass es sich um eineSackgasse handelte. Sie hielt an und beobachtete, zur Untätigkeit verdammt, Ben Houghton beim Einparken. Er schaltete die Scheinwerfer aus und stieg mit einem kleinen Aktenkoffer in der Hand aus dem Wagen. Flick erstarrte. Sollte sie den Rückwärtsgang einlegen? Dann würde sie aber nicht sehen, wohin er ging. Als er seinen Wagen verriegelte, glaubte sie einen lächerlichen Moment lang, er hätte sie

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