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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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auch, dir ein Bild von unseren Kunden zu machen? Ich meine, wenn du zum ersten Mal das Haus eines Kunden betrittst, verrät es dir doch eine Menge über die Person, die dort lebt, findest du nicht?»
    «Wahrscheinlich schon», antwortete Georgie nickend und nahm dankbar einen großen Schluck aus der Tasse Tee, die Joanna ihr eben hingestellt hatte. «Eigentlich versuche ich, das zu vermeiden. Aber ich denke, wir sehen unsere Klienten von einer Seite, die andere Menschen vielleicht nie erleben werden. Insbesondere, weil wir dazu angeheuert werden, sie in ein Licht zu rücken, in dem sie gern gesehen werden wollen. Es ist, als blicke man auf die Rückseite eines Wandteppichs.»
    Erstaunt drehte sich Flick zu Georgie um. «Wie poetisch.Nun, wenn Mrs   Halliman ein Wandteppich ist, dann, befürchte ich, besitzt sie keine Vorderseite mehr und ist voller Mottenlöcher. Ich habe mich nämlich noch immer nicht von diesem Hamster-Debakel erholt, du blödes Huhn.»
    Georgie lachte ein wenig schuldbewusst und nahm den Zettel mit den Auftragsdetails entgegen, den Flick ihr reichte. «Ja, diese Straße kenne ich. Sehr hübsch. So ruhig und grün. Das kann ich erledigen, bevor ich Libby abhole.» Georgie faltete das Papier ordentlich und steckte es in ihre Handtasche.
     
    Sie wartete erst ein paar Minuten vor dem Haus des neuen Kunden, doch bereits jetzt spürte sie die Kälte durch ihre dünnen Schuhsohlen kriechen. Georgie hatte das Haus so gründlich in Augenschein genommen, wie möglich war, ohne die Nachbarschaftswache in Alarm zu versetzen. Drei Stufen führten zur Haustür, die zwei getrimmte Lorbeerbäumchen in viereckigen Kübeln perfekt eingerahmt hätten – wenn diese nicht Diebe und Einbrecher magisch anziehen würden. Durch die Bleiglasfenster konnte sie den typischen Grundriss erkennen. Eine Treppe ging gerade hinauf ins Obergeschoss, und weiße Flügeltüren führten in eine Vorhalle, die noch mit Originaldielen ausgestattet zu sein schien. An den Wänden lehnten dunkle, unförmige Objekte, im Großen und Ganzen wirkte das Haus wie ein hübsches, wenn auch etwas unbewohntes traditionelles Stadthaus. Georgie sah die Straße hinunter und blickte erneut auf die Uhr.
    Wie bestellt kam ein Fahrradkurier schlitternd vor ihr zum Stehen. Er zog ein kleines Paket aus seiner Umhängetasche, faltete einen Zettel auf, las ihn bedächtig und betrachtete Georgie daraufhin amüsiert. «Ich habe eine Lieferung für diese Adresse. Wissen Sie etwas davon?»
    «Ich   … habe keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ich soll hier jemanden treffen, der mir den Schlüssel übergibt. Doch wer auch immer es ist, er sollte längst hier sein, und ich habeleider keine Telefonnummer des Hausbesitzers. Ich komme also nicht rein, um das Päckchen anzunehmen. Aber warten Sie. Ich rufe schnell bei mir im Büro an und sehe, was sich machen lässt.» Georgie zog ihr Handy aus der Tasche, doch der Kurier unterbrach sie.
    «Ich glaube, das ist für Sie. Ich bräuchte dann nur noch eine Unterschrift.»
    «Nein, ich
kann
das Päckchen nicht annehmen, weil ich doch gar nicht ins Haus komme.»
    Der Kurier lachte. «Aber ich glaube, hier drin sind die Schlüssel, und Sie sind, denke ich, diejenige, der ich sie übergeben soll. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: ‹Groß, kurvig, ellenlange Beine und glattes blondes Haar.› Ich will ja nicht anmaßend sein, aber das klingt nicht nach Ihnen. ‹Dunkle Locken. Ernster Gesichtsausdruck. Blaue Augen. Klein.›» Er betrachtete sie von oben bis unten. «Ja, sieht so aus, als seien Sie das. Das ist für Sie. Unterschreiben Sie bitte hier.»
    Georgie versuchte, ihm den Zettel aus der Hand zu reißen. «Klein?! Geben Sie mal her!»
    «Zuerst müssen Sie unterschreiben!»
    Entrüstet schnappte sich Georgie den Stift und kritzelte ihre Unterschrift neben die Adresse, die auf dem Block stand. Kaum hatte er ihr das Päckchen ausgehändigt, verschwand der Kurier, ohne sich noch einmal umzudrehen, und ließ Georgie nachdenklich auf dem Bürgersteig zurück.
    Woher wusste der Kurier, wie sie aussahen? Flicks Beschreibung hatte wie die Faust aufs Auge gepasst, aber sie klein zu nennen! Auf einmal war sie sich ihrer Körpergröße sehr bewusst. Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge und stieg die drei Stufen zur Haustür hinauf. Es musste sich um eine persönliche Empfehlung handeln, und die Person hatte wahrscheinlich einfach ihre Namen vergessen. Georgie zog die Schlüssel aus dem Umschlag und verglich sie mit dem Schloss der

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