Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
Vom Netzwerk:
nicht bemerkt. Er war die enge Straße schon fast zu Hälfte entlanggegangen, als er plötzlich anhielt, als hätte er etwas vergessen. Dann drehte er sich um und sah genau zu Flicks Auto hinüber. Mit klopfendem Herzen ließ sie sich tiefer in den Sitz rutschen.
    Es kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor, die er so unbeweglich dastand. Schließlich machte er abrupt kehrt und klingelte an einer Tür auf der anderen Straßenseite. Erst als Flick rückwärts aus der Straße fuhr und die King’s Road bereits zur Hälfte passiert hatte, holte sie wieder Luft.
    Sie konnte Georgie unmöglich von diesem Desaster berichten. Von wegen Cagney und Lacey. Vielmehr Stan Laurel und Oliver Hardy.
     
    Zu Georgies und Flicks Erleichterung entpuppte sich der nächste Racheauftrag als weitaus weniger belastend und kompliziert – damit konnten beide deutlich besser umgehen. Es handelte sich um einen städtischen Grundstücksvermesser, der eine Vorliebe für nacktes Fleisch hatte. Seine Frau Sara war zufällig auf den Mitgliedsausweis eines mehr als unfeinen «Herrenclubs» gestoßen und hatte herausgefunden, dass ihr Gatte exklusiven Zugang zu einer Pornowebsite besaß, mit der verglichen Hausfrauenvideos wie jugendfreie Nachmittagsunterhaltung wirkten. Offenbar hatte der Gute einen Hang zum Schmuddeligen und warf gern einen tiefen Blick in Dekolletés, für den er auch zu zahlen bereit war. Sara machte keinen Hehl aus ihrer Missachtung und betrachtete die Sache vollkommen pragmatisch.
    «Dieser lächerliche alte Sack. Das sind die Hormone», stellte sie fest. «Die männlichen Wechseljahre, wenn Sie so wollen. Er steckt in einer typischen Midlife-Crisis, und ich will ihn wieder zur Vernunft bringen. Ihm zeigen, dass er ein Dummkopf ist und ihn so bloßstellen, dass er nie wieder wagt, sich so danebenzubenehmen. Ich lasse Ihnen vollkommen freie Hand, aber geben Sie mir bitte Bescheid, was Sie vorhaben!» Saras Augen hatten bei dem Gedanken an ihre Rache gefunkelt, woraufhin Flick ihr mit einem triumphierendem Grinsen die Visitenkarte der Agentur überreichte, auf der sie zuvor das «Domestic» durch «Avenging» ersetzt hatte – die Racheengel.
    Flick und Georgie mussten erst eine Flasche Wein trinken, bevor sie am darauffolgenden Abend die passende Revanche ausgetüftelt hatten. Und nachdem sie sich bei Sara über den Terminkalender ihres Mannes informiert hatten, hängte sich Georgie ans Telefon, um ihren Plan in die Realität umzusetzen.
    «Ja, ich verstehe, dass das etwas ungewöhnlich ist», sagte Georgie mit nervösem Lachen und umklammerte ihr Handy so fest, als könne allein ihr Fingerdruck die Ansichten des Nachtclub-Managers ändern. Im nüchternen Tageslicht betrachtet, hegte sie plötzlich Zweifel. Letzte Nacht hatten sie die Idee, ein Video aufzunehmen und bei YouTube einzustellen, damit alle Welt Saras lüsternen Ehemann sehen konnte, noch großartig gefunden. Doch jetzt war sich Georgie nicht mehr so sicher. Sie fand selbst, dass sie nicht überzeugend klang, und sie konnte förmlich fühlen, wie sich Flick neben ihr auf dem Fahrersitz wand. Die Stimme am anderen Ende der Leitung gab sich keine Mühe, ihre Erheiterung zu verbergen, und Georgie hatte das schreckliche Gefühl, dass der Mann sie vielleicht auf laut gestellt haben könnte, damit sich auch alle anderen in seiner Umgebung amüsieren konnten. Flick und Georgie waren sich einig gewesen, das Thema Geld nur dannanzureißen, wenn alles andere aussichtslos erschien, aber bislang war Georgie überhaupt nicht weitergekommen.
    Sie warf Flick einen Seitenblick zu, die nach draußen starrte und versuchte, die Straßenschilder zu entziffern, die von sorgfältig gestutzten und glänzenden Lorbeerblättern überdeckt waren. In diesem Teil von Wimbledon wirkten selbst die Hecken exklusiv. Hier lebten Bilderbuchfamilien mit ihren Vorzeigekindern, für die Geburtstagspartys von der Sorte veranstaltet wurden, wie Flick und Georgie sie organisierten.
    Der Manager meldete sich erneut zu Wort und sprach in einem Ton, der wohl eher seinen Kunden als seinen Angestellten vorbehalten war. «Nun, das wäre vielleicht möglich. Ich möchte nur erwähnen, Mrs – äh   –»
    «Miss, bitte», platzte Georgie heraus. «Miss Smith.»
    Flick schüttelte den Kopf. Der Manager lachte. «Das habe ich mir gleich gedacht. Hören Sie, Schätzchen, darf ich ganz ehrlich sein? Sie sagen, es sei Ihr größter Wunsch, einmal an der Stange zu tanzen, und für Sie ist das wahrscheinlich alles nur ein

Weitere Kostenlose Bücher