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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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– einen Augenblick lang dachte Flick sogar, sie hätte sich in der verabredeten Uhrzeit getäuscht   –, doch das konnte eigentlich nicht sein, denn Alison hatte ihr versichert, dass Ben bis spät am Abend unterwegs sein würde. Die Luft war also rein. Als sie die Tür schließlich öffnete, begrüßte Alison Flick mit Zurückhaltungund drehte sich um, offenbar in der Erwartung, dass Flick die Tür selbst hinter sich schloss. Flick folgte der zierlichen Frau im pinkfarbenen Kimono die Treppe hinauf. Alles an ihr war makellos: Sie war schlank, ihre Haare waren gestylt, und die Zehennägel, die aus ihren goldenen Sandalen hervorlugten, waren hellrosa lackiert. Flick kam sich vor wie ein Elefant.
    Alison führte sie ins Wohnzimmer, wo sie sich gesittet auf die Kante eines weißen Sofas hockte und Flick ein Zeichen gab, ebenfalls Platz zu nehmen. Der Raum war genauso schön, wie Flick ihn sich vorgestellt hatte, als sie an jenem Observationsabend von draußen hereingespäht hatte. Er war überwiegend in Weißtönen gehalten, die einzigen Farbakzente setzten zwei riesige moderne Ölbilder an den Wänden. Es war gemütlicher als bei Georgie und in jeglicher Hinsicht opulenter. Es war echt. Flick brauchte allerdings ein paar Minuten, bis ihr auffiel, was fehlte, und dann bemerkte sie es: Es war ein Ausstellungsraum, so eine Art gefakter Wohnraum, wie man ihn in Inneneinrichtungsmagazinen sah. Dort waren die Häuser immer rundum perfekt, wie am Filmset, weil all die kleinen Spuren menschlichen Lebens fehlten. Da lagen keine halbgelesenen Bücher neben dem Sessel oder die Zeitung von gestern auf dem Daybed, es stand auch keine halbgetrunkene Tasse Kaffee herum. In diesem Zimmer gab es auch keine Fotos. Nicht einmal ein Hochzeitsbild, von dem Flick annahm, dass es sehr schön aussehen musste, sofern eines existierte. Flick versuchte sich vorzustellen, wie es dieser Frau ginge, wenn sie die Kinder hätte haben dürfen, die sie sich so sehnlich wünschte. Wenn Knetmasse und Wachskreide ihre Spuren auf dem Sofa hinterlassen hätten und ein Kleinkind in Designerklamotten hier herumtollte. Kaum vorstellbar.
    Plötzlich wurde Flick bewusst, dass es sehr unhöflich wirken musste, wenn sie alles im Raum anstarrte, und so richtete sie den Blick zurück auf Alison Houghtons makelloses Gesicht.Diese saß kerzengerade da und hatte die zarten, hübsch gebräunten Hände im Schoß gefaltet. Ob diese Nase echt war? So eine gerade und niedliche Nase war doch einfach unerhört!
    «Also, was haben Sie herausgefunden?», erklang Alisons Stimme zögerlich.
    «Na ja, ich – wir – können bestätigen, dass er, wie Sie gesagt hatten, im Hotel erschienen ist.» Flick schluckte. «Und ich muss Ihnen leider mitteilen, dass er sich dort mit jemandem getroffen hat.»
    «Mit jemandem?»
    «Ja. Mit einer Frau. Sie sah orientalisch aus.»
    Alison nickte und blickte auf ihre Hände. «Und?» Ihre Stimme war voller Schmerz.
    «Sie haben kurz zu Mittag gegessen.» Flick reichte ihr die etwas grobkörnigen Aufnahmen, die sie im Restaurant geschossen hatte.
    «Und dann?»
    «Na ja   …»
    «Sagen Sie es mir», bat Alison und machte große Augen.
    «Ich muss Ihnen leider sagen, dass sie zusammen in den Aufzug gestiegen sind   …»
    Flick fühlte sich wie eine Henkerin. «Aber es muss nicht unbedingt etwas zwischen ihnen vorgefallen sein», fügte sie schnell hinzu. «Es gibt eine Bar auf der Dachterrasse. Der Nachmittag war traumhaft, vielleicht haben sie dort oben einen Kaffee getrunken.»
    «Hmm. Möglich. Allerdings halte ich das für eine ziemlich naive Einschätzung. Ich kenne meinen Mann. Er würde keine Zeit mit Kaffeetrinken verschwenden, wenn er mit einer schönen Frau ins Bett steigen kann.»
    «Ist er, ich meine, hat er das   …?»
    «Schon oft.» Eine Träne kullerte langsam Alisons Wange herab, und sie wischte sie sich gereizt aus dem Gesicht. «Sogeht das, seit wir geheiratet haben. Sogar schon seit der Zeit davor, glaube ich.» Sie schniefte. «Er hat mich auf Händen getragen – er war unglaublich charmant und sah so gut aus, und ich war so jung und einfältig. Ich dachte, er sei mein Ein und Alles. Das stimmte auch. Aber er war es eben auch für andere Frauen.»
    «Das tut mir sehr leid. Vielleicht reicht Ihnen das ja als Beweis, um   –» Beide zuckten zusammen, als sie die Haustür im Untergeschoss laut zuschlagen hörten. Flicks Herz tat einen Satz und schlug ihr so heftig in der Brust, dass sie spürte, wie ihr Gesicht heiß

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