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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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gegangen war. Am dritten Tag beschloss sie, dass es nicht so weitergehen konnte: Sie musste die Sache ansprechen.
    «So», sie streifte sich die Jacke über. «Jo, bitte halte die Stellung. Georgie, du kommst mit mir.» Georgie blickte auf, doch als sie den Gesichtsausdruck ihrer Freundin sah, leistete sie keinen Widerstand.
     
    Es gelang ihnen, einen Tisch am Fenster zu ergattern. Vorsichtig stellte Flick eine Tasse schwarzen Tee vor Georgie ab – der Gedanke an Kaffee hatte ihr heute den Magen umgedreht – und einen Espresso für sich. Dann eilte sie zurück an die überfüllte Theke. Durch die Ansammlung von Gästen in feuchten Klamotten, die vor dem plötzlichen Regenschauer Zuflucht gesucht hatten, beobachtete Georgie, wie Flick über die Köpfe von zwei Typen hinweg nach denZitronen-Mohn-Muffins griff, die sie bestellt hatte. Als sich die Typen überrascht umdrehten und Flick ungeniert angafften, konnte Georgie sehen, wie Flick ihnen ein aufreizendes Lächeln zuwarf und ein paar Worte mit ihnen wechselte. Dann schlenderte sie an ihren Tisch zurück, und ihr war offenbar nicht klar, dass die Studenten ihr bewundernd nachsahen.
    So war Flick. Überall, wo sie hinging, zog sie Blicke auf sich, doch sie war sich dieser Tatsache augenscheinlich nicht bewusst. Selbst wenn ein Mann im Raum war, der sie attraktiv fand, schien sie nie Anstalten zu machen, ihn für sich zu gewinnen. In all den Jahren, die sie sich nun kannten, und das waren mittlerweile fast fünf, hatte Flick nie eine Beziehung gehabt, die länger als sechs Monate hielt. Und seit vergangenem Jahr hatte es wohl niemanden mehr in ihrem Leben gegeben. Der letzte Typ war ein Immobilienmakler aus Wandsworth gewesen – ein weiteres Exemplar in der Reihe kompletter Vollidioten, mit denen Flick ihre Zeit verschwendete. Georgie hatte sie wachsam und mit einer Art selbstgerechter Missbilligung beobachtet, immer bereit, ihr im Notfall mit einer Portion Muffins und guten Worten beizustehen.
    Und die ganze Zeit über hatte sie sich im trügerischen Paradies ehelicher Glückseligkeit gewähnt und gedacht, wie froh sie war, einen so hingebungsvollen Ehemann wie Ed zu haben.
    Georgie holte tief Luft und zwang sich bewusst, nicht mehr die Zähne zusammenzubeißen und die Fäuste zu ballen. Seit sie die Szene vor dem Restaurant hatte mit ansehen müssen, hatte sie so viel geweint, dass ihr Körper sich jetzt anfühlte, als sei er tränenleer. Ihre Ungläubigkeit war einer schrecklich schmerzenden Verzweiflung gewichen, sie hatte einfach keine Ahnung, wie sie das Leben zurück in gerade Bahnen lenken sollte. Damit alles wieder so wurde wie früher. Und in einer vertrauten Umgebung wie dieser erschien es Georgie nochviel unverständlicher, dass ihr Leben so plötzlich auf den Kopf gestellt worden war, während alle anderen so weiterzumachen schienen wie immer. Genau betrachtet, war alles derartig absurd, dass Georgie sogar ein – wenn auch schwaches – Lächeln zustande brachte, als Flick den Teller zwischen sie beide auf den Tisch stellte und sich mit einem zufriedenen Seufzen setzte.
    «Danke. Das habe ich gebraucht.» Georgie nahm einen großen Schluck und lehnte sich in ihrem Lederschalensessel zurück. Sie war sich bewusst, dass Flick sie genau beobachtete.
    «Jetzt haben wir irgendwie die Rollen getauscht, oder?»
    Flick hatte recht. «Mmm. Daran musste ich auch gerade denken.» Georgie schüttelte den Kopf. «All die guten Ratschläge, die ich dir erteilt habe, und das, obwohl ich die ganze Zeit viel tiefer in der Patsche saß.»
    Flick nippte an ihrem bitteren Getränk. «Hast du irgendeine Ahnung, wann die ganze Sache losgegangen sein könnte?»
    «Nein, eigentlich nicht. Allerdings könnte die Affäre schon seit einer Ewigkeit laufen. Er hatte mehr als genug Gelegenheiten. Und ich habe ihn nie ausgefragt, wohin er geht und was er macht. Ich weiß nicht einmal, wer sie ist.» Ungläubig schüttelte Georgie den Kopf. «Wie konnte ich nur so dumm sein?»
    «Aber das warst du nicht. Du hast dich vollkommen angemessen und normal verhalten. Du bist verheiratet, Himmel nochmal. So soll das doch laufen – man vertraut einander.» Flick lehnte sich zurück und blickte auf ihre Hände. «Gib dir keine Schuld dafür, dass du geglaubt hast, er halte sich ebenfalls an diese Abmachung. Du bist diejenige, die nichts dafür kann. Und du hast genug gelitten. Mach es jetzt nicht noch schlimmer, indem du dir die Schuld gibst.»
    Georgie nickte langsam. «Wahrscheinlich»,

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