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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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Während Libby zum Gewächshaus vorrannte, hatte Georgie im Gespräch Eds Hand gesucht, und er hatte sie nicht zurückgewiesen.
    Sonntagnacht allerdings erwartete sie die größte Herausforderung. Sie war in ihrem neuen Nachthemd aus dem Badezimmer gekommen, neben Ed ins Bett geschlüpft und hatte die Hand über seinen Schoß gleiten lassen. Er hatte mit ausreichender Zuwendung reagiert, doch als er in sie eindrang,hatte Georgie sich auf die Lippe beißen müssen, um die Bilder aus ihrem Kopf zu verjagen. Bilder von Ed und der anderen Frau. Als Ed später schnarchend neben ihr lag und sie sich das Nachthemd wieder nach unten zog, bemerkte sie, dass er sich nicht einmal darum bemüht hatte, sie zum Höhepunkt zu bringen.
    Am Montag erwartete sie der Druck der neuen Woche, und Georgie beschäftigte sich während des Frühstücks damit, Libbys Sportbeutel zu packen. Sie war sich nicht sicher, ob sie die Maske der Normalität weiter aufrechterhalten konnte, und verspürte eine perverse Erleichterung darüber, dass Ed bald zur Arbeit verschwinden würde.
    «Hier ist der Scheck für die Telefonrechnung», sagte er, als er bereits im Mantel die Küche betrat. Er reichte ihr das Papier mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange. «Oh, habe ich schon gesagt, dass ich morgen in Cardiff übernachten muss? Es ist wirklich nervig, aber bis das Projekt abgewickelt ist, muss ich da leider durch.» Er wirkte unerträglich selbstzufrieden, und Georgie, der ohnehin schon übel war, kippte mit zitternden Händen den Rest ihres Frühstücks in den Müll und murmelte etwas zur Bestätigung.

Kapitel 14
    Normalerweise liebte Flick diese Jahreszeit. Alle paar Tage entdeckte sie, dass wieder eine Pflanze aufgeblüht war – quasi als urbanes Miniaturabbild dessen, was auf dem Land gerade passierte. Die echte Welt. Eine Welt von Gartenfesten und Gärtnerarbeiten, die sie nur über die Wochenendbeilagen ihrer Tageszeitung verfolgte, da sie mit dem Landleben nie etwas am Hut gehabt hatte. Flick fühlte sich unwohl, sobald sie sich nicht mehr in Reichweite eines Londoner Taxis oder einer U-Bahn -Station befand. Gelegentlich war sie zwar schon übers Wochenende aufs Land gefahren – beispielsweise zu jenem endlose achtundvierzig Stunden dauernden Besuch bei einer alten Schulfreundin, die geheiratet, sich vermehrt und die es irgendwo in die Nähe von Norwich verschlagen hatte. Dort lebte sie ihr Leben in Gummistiefeln, mit kistenweise biologisch angebautem Gemüse, und kultivierte eine zunehmende Unfähigkeit, sich über irgendetwas anderes zu unterhalten als das Stillen. Flick bevorzugte es mittlerweile, in heimatlichen Gefilden zu bleiben. Wochenenden in europäischen Großstädten bildeten die Ausnahme. Der Grad der Luftverschmutzung durch Abgase war dort so groß, dass sie sich wie zu Hause fühlte, und die Möglichkeiten der Einzelhandelstherapie machten die Anreise mehr als wett.
    Vor ihrem Haus stand ein Fliederbusch in voller, duftender Blüte, und ungeachtet der dämlichen Bauernweisheit, dass es Unglück bringe, zupfte Flick ein paar Stängel ab, steckte sie in eine Vase, scheuchte ein paar Gewitterfliegen vom Fensterbrett und stellte die Vase darauf ab. Draußen war die Luftschwer und stickig, und die Fliegen landeten auf Flicks nackten Armen. Obwohl es noch früh am Tag war, fühlte sich alles klebrig an, und ihr war unwohl in ihrem knittrigen Sommerkleid. Sie hasste es ohnehin und hätte lieber kurze Hosen und ein Unterhemd getragen, doch Georgie hatte auf einen professionellen Dresscode im Büro bestanden.
    Außerdem hatte sie ihr dafür den Kopf gewaschen, dass sie Alison Houghton zu Hause besucht hatte – wahrscheinlich sogar zu Recht. Flick war sich nicht sicher, weshalb, doch in den letzten Tagen war Georgie verbissen geworden. Ihr Schmerz manifestierte sich in einer äußerst dogmatischen Haltung und mangelnder Toleranz gegenüber allen, die etwas Dämliches machten – seien es andere Autofahrer oder Agenturkunden, die mehr als einmal wegen einer Angelegenheit anriefen, um die sich Flick und Georgie längst kümmerten.
    «Warum, verdammt nochmal, können sie uns nicht einfach vertrauen?», hatte Georgie am Vortag geflucht und den Hörer hingeknallt. «Immerhin gibt es Menschen, denen man
wirklich
trauen kann, oder?»
    Ihr scharfer Tonfall hatte Joana erstaunt, und einen Moment lang hatte ein merkwürdiges Schweigen geherrscht. Außerdem hatte Georgie abgenommen. Ihr Gesicht wirkte müde und ausgemergelt. Flick hatte zögerlich

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