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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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nachgefragt, wie es um die Stimmung zu Hause bestellt sei, doch Georgie hatte nur murmelnd geantwortet, dass es eine einzige Maskerade sei. Flick wollte sie in den Arm nehmen und ihr zeigen, dass sie mit ihr fühlte, doch Georgies Körpersprache sagte klar: Fass mich nicht an! Stattdessen machte Flick auf dem Rückweg von den Finchs, wo sie das Meerschweinchen versorgt hatte, in einem ihrer Lieblingsläden halt und kaufte eine lachhaft teure Handcreme, die sie im Vorbeigehen auf Georgies Schreibtisch legte. Ihr war klar, dass das nur eine kleine Geste war, doch Georgie hatte mit Tränen in den Augen gelächelt,als sie in die Tüte hineingesehen hatte, und Flick mit einer herzlichen Umarmung gedankt.
    Am Freitagabend fand sich Flick einmal mehr in der Rolle des traurigen Singles bei einem spontanen Grillfest ihrer Freundin Sally in Herne Hill wieder. Flick mochte Sally, obwohl sie ihren Freund Martin, der unfassbar öde Vorträge über so ziemlich alles hielt, nicht besonders leiden konnte. Bei einem Glas kühlem Prosecco dachte Flick darüber nach, wie selten es vorkam, dass man mit einem Paar befreundet war, bei dem man beide Partner gleich gern mochte. Flick ging davon aus, sie sei der traurige Quotensingle, bis gegen halb neun, als die Würstchen und Koteletts fast aufgegessen waren, ein Freund von Martin auftauchte. Als Friedensangebot hielt er eine Flasche Wein in der Hand, die im Spirituosenladen an der Ecke in Krepppapier eingewickelt worden war. Der Mann war groß, sah relativ gut aus, und wie es der Anstand gebührte, ging er geradewegs auf Flick zu. Sie lächelte und lachte über seine Witze und seine wissbegierigen Fragen über ihren Job, doch sie war nicht ganz bei der Sache. Als sie gegen Mitternacht mit einem Seufzer der Erleichterung aufbrach, hatte sie erst Martins Freund versichern müssen, dass sie schon ein großes Mädchen war und es schaffte, allein nach Hause zu kommen. Es war kaum kälter geworden, und Flick fuhr mit geöffneten Fenstern, während
Insomnia
von Faithless laut aus ihren Lautsprechern wummerte. Als sie in ihre Straße einbog, stellte sie die Musik leiser und parkte. Die Straße war gut beleuchtet, und der Himmel über ihr war in tiefes Samtblau getaucht, als wäre es nicht richtig dunkel geworden. Doch aus irgendeinem Grund lief ihr ein Schauer über den Rücken. Flick wusste, dass sie schneller als nötig zu ihrer Haustür lief, doch überall schienen Schatten zu lauern. Als Flick an einem Auto vorbeilief, kam eine Katze darunter hervorgeschossen, und Flick schrie überrascht auf. Während sie mit ihrem Schlüsselbund hantierte, tadelte sie sich für ihrlächerliches Verhalten, doch sie drehte sich trotzdem um und suchte die Straße mit den Augen ab, während sie die Tür öffnete. Nichts. Warum sollte da auch jemand sein?
    Während sie sich eine Tasse Pfefferminztee aufbrühte, die sie mit ans Bett nehmen wollte, überprüfte sie, ob die Lamellen der Jalousie in der Küche fest verschlossen waren. Doch dann konnte sie nicht anders und schob mit dem Finger eine auf, um hinaus auf die Straße zu spähen. Natürlich war um diese Uhrzeit draußen niemand mehr unterwegs. Flick schimpfte mit sich und tappte ins Schlafzimmer.
    Eine halbe Stunde später hatte sie die gleiche Seite ihres Buchs zum dritten Mal gelesen. Seufzend schlug Flick die Bettdecke zur Seite, ging in die Küche, holte ein Gemüsemesser aus der Besteckschublade und nahm es mit ins Schlafzimmer.
     
    «War es nett bei Sally?», wollte ihre Mutter am nächsten Morgen wissen, als sie an ihrem Küchentisch saßen. Sie hatten sich über den Kurzurlaub in Malaga ausgetauscht, der ein absoluter Erfolg gewesen war, und Flick trank gerade ihre zweite Tasse Tee – das war besser als der politisch korrekte Kaffeeersatz – und blätterte durch die Zeitungen.
    «Ach, das Übliche», stöhnte sie. «Ich war die Quotensingle-Frau, bis der Quotensingle-Typ auftauchte. Warum hat bloß jeder das Bedürfnis, mich zu verkuppeln? Das grenzt langsam an Beleidigung.»
    Ihre Mutter musste lachen, während sie den
Guardian
durchblätterte. «Sei doch froh, dass sie es überhaupt versuchen. Wenn du erst mal in mein Alter kommst, macht sich entweder niemand mehr die Mühe, jemanden zu finden, der sich für dich interessieren könnte, oder sie laden dich erst gar nicht ein.»
    «Ich wette mit dir, dass da draußen irgendwo ein wunderbarer ungebundener Mann in deinem Alter herumläuft, dernichts lieber täte, als sein Leben mit dir zu teilen.

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