Die Rache-Agentur
angerichtet.
Das Wartezimmer sah noch immer so aus wie damals, als sie wegen Libby hergekommen war. Es war kaum mehr als ein Flurabschnitt ohne Tageslicht, und die Neonleuchten ließen jeden hier blass und müde aussehen. Flick tat, als würde sie in einer zerfledderten Ausgabe der
Hello!
lesen, und versuchte gar nicht erst, Georgie in ein Gespräch zu verwickeln. Gott sei Dank. Georgie war sich nicht sicher, ob sie ein oberflächliches Geplänkel jetzt ertragen konnte. Sie blickte auf ihre Hände und bemühte sich angestrengt, nicht nachzudenken.
«Georgina Casey.» Sie stand auf und war sich Flicks Nähe an ihrer Seite bewusst, wandte sich ihr aber nicht zu. In dem Dämmerlicht des Untersuchungszimmers spürte sie jedoch, wie ihr Flick sanft über die Hand strich, als sie sich die Schuhe auszog und sich auf die Liege legte.
Während sie ihren Bauch entblößte und ihre Kleidung mit Papiertüchern vor dem Gel schützte, warf sie Flick einen Blickzu und fing an, Auskunft über ihren Zustand zu geben. Der Monitor des Geräts war von ihnen abgewandt, und Georgie ergab sich dem hartnäckigen Druck auf ihrem Bauch, während die Ärztin aufzeichnete, was es eben aufzuzeichnen gab. Ihre Blase beschwerte sich, woraufhin Georgie einige Male zusammenzuckte und merkte, wie sie dabei von Flick beobachtet wurde.
«Alles in Ordnung mit dir?»
«Ja, ich muss nur dringend zur Toilette. Es kann aber nicht mehr lange dauern. Ich meine, damals bei Lib …»
Die Ärztin sprach nun mit ruhiger, professioneller Stimme. «Ich werde jetzt den Monitor so drehen, dass Sie auch etwas sehen können.» Ein Schwarm silbriger Punkte huschte über den Bildschirm und formte sich zu einem Klümpchen. «Das ist der Kopf Ihres Babys. Er hat eine normale Größe für Ihren errechneten Geburtstermin. Ich gehe jetzt weiter. Hier ist die rechte Schulter.»
Georgie spürte, wie sich Flick neben ihr kerzengerade aufrichtete, und sie konnte ihren eigenen Herzschlag deutlich in ihren Ohren hämmern hören.
«Dies ist der rechte Arm. Hier haben wir die Rippen, und dort können Sie das Herz schlagen sehen. Und die Herzkammern. Alles in bester Ordnung. Das Baby bewegt sich. Oh, sehen Sie, das hier ist die Wirbelsäule. Geht es Ihnen gut, Mrs Casey?»
Georgie hörte ein Schluchzen und war sich nicht sicher, ob es Flick oder sie selbst war, bis sie plötzlich merkte, dass sie den Monitor nicht mehr erkennen konnte.
«Hier, nehmen Sie.» Die Ärztin reichte ihr gleich einen ganzen Stoß Papiertaschentücher. «Machen Sie sich keine Sorgen, es geht vielen Frauen so wie Ihnen. Oh, und hier sind auch ein paar für Sie.»
Jetzt war sich Georgie ganz sicher, dass sie alle beide weinten.
«Soll ich weitermachen?»
«Ja, ja bitte.»
«Hier können wir die Nieren sehen. Und dort den Oberschenkelknochen. Wie es aussieht, bekommen Sie ein großes Baby. Hier sehen wir die Beine überkreuzt.»
«Es ist unglaublich», keuchte Georgie.
«Ah, sehen Sie, Ihr Baby hat sich umgedreht. Hier sind die Augenhöhlen und der Mund.»
Flicks Gesicht war nun direkt neben ihr, als sie beide auf den Bildschirm starrten. Georgie streckte den Arm aus und spürte, wie Flick ihre Hand mit festem Druck ergriff.
«Dieses Baby, Georgie. Es ist
dein
Baby. Es ist in dir.»
Georgie spürte eine unglaubliche Erleichterung, und die Tränen strömten ihr erneut über die Wangen. Sie war so sehr mit der Tatsache beschäftigt gewesen, dass es zur Hälfte Eds Kind war, gezeugt während seines Verrats und seiner Untreue, dass sie schon vergessen hatte, dass es auch ihr Baby war. Ihr lange ersehntes Kind – ein Wunder. Zum ersten Mal seit sie wusste, dass sie schwanger war, fühlte sie sich wirklich glücklich und konnte die Tatsache als solche akzeptieren. «Ich weiß. Ich weiß, und ich kann es kaum glauben. Ich habe mich so lange danach gesehnt. Ich habe nur nie gewollt, dass es so geschieht.»
«Es ist etwas Besonderes, etwas ganz Besonderes, das war mir so nie bewusst gewesen», hauchte Flick verblüfft.
Die Ärztin räusperte sich. «Ich mache jetzt ein paar Aufnahmen, die Sie dann mitnehmen können, in Ordnung?»
«Es ist mein Baby, Flick. Meines. Weißt du, es ist mir egal, was Ed denkt. Es mag unser gemeinsames Kind sein, aber ich werde es auch allein großziehen, wenn ich muss –»
«Das wirst du nicht, verdammt nochmal», schniefte Flick. «Weil es mich nämlich auch noch gibt. Mach dir keine Sorgen, hörst du, Georgie? Du wirst dieses Baby lieben. Du wirstes so sehr
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