Die Rache-Agentur
aussehen?»
«Phantastisch, ich spreche gleich mit dem Caterer.»
Flick seufzte. «Manchmal denke ich, dass wir zu Besserem bestimmt sind, als auf Klempner zu warten und Nagetiere zu füttern. Wir sollten nur noch Kindergeburtstage organisieren.»
Joanna ging ihre Adresskartei durch. «Wenn du das vorhast, solltest du mein Gehalt verdoppeln, meine Liebe. Ich kann kleine Kinder nur ertragen, wenn ich sehr gut bezahlt werde oder stockbesoffen bin.»
Flick lächelte. Joanna gehörte zu den Frauen, die aus Überzeugung keine Kinder bekommen zu haben schien, obwohl sie schon seit über fünfundzwanzig Jahren mit Derek verheiratet war. Sie hatte auch nie etwas davon erwähnt, dass sie einmal Pläne gehabt hätte, eine Familie zu gründen. Georgie und Flick hatten das Thema eigentlich nie ausführlich mit ihr besprochen – warum auch? –, und mit ihren wohlgemeinten Geschenken zu Libbys Geburtstag und an Weihnachten hatte Joanna stets ein wenig danebengelegen.
«Jo, kann ich dich etwas fragen?»
Joanna hielt den Blick auf die Liste vor ihr gerichtet. «Klar», murmelte sie abwesend. «Solange du nicht willst, dass ich mich als dieser Lord Dingsbums verkleide, du weißtschon, der aufgeblasene Typ, der unbedingt König werden will. Ich weiß ja, dass ich nicht besonders groß bin, aber das wäre wirklich beleidigend.»
Flick lächelte. «Daran habe ich nicht im Traum gedacht! Nein – es ist eine persönliche Frage, und du kannst ruhig sagen, wenn es mich nichts angeht.»
Joanna wandte sich zu ihr um. «Schieß los.»
«Ich habe mich bloß gefragt, ob du dir jemals eine eigene Familie gewünscht hast.»
Joanna sah sie durchdringend an und schwieg eine Weile, bevor sie schließlich antwortete. «Du hast recht. Das ist eine persönliche Frage.»
«Tut mir leid. Du musst mir nicht antworten, wenn du nicht willst.»
«Es hat nie geklappt, wenn du es genau wissen willst. Derek und ich haben alles probiert, sogar über eine Adoption nachgedacht, aber dann haben wir entschieden, dass wir dafür schon zu alt sind, nun …» Sie wandte sich wieder ihrem Schreibtisch zu.
«Entschuldige bitte, Jo, ich hätte nicht fragen sollen.»
«Ist schon in Ordnung. Wir haben den Schmerz schon vor Jahren überwunden und stehen heute ganz anders da.»
Also war es doch einmal ein Thema für sie gewesen. Und deswegen hatte Flick sie auch schon häufig über die affektierten, Croc-tragenden Südlondoner Übereltern mit ihren Babywagen spotten hören. Es war, weil eigene Kinder allmählich völlig außer Reichweite gerieten. Und vielleicht war es auch Joannas Art, mit der Kinderlosigkeit zurechtzukommen. Stille breitete sich aus, während sie sich beide wieder an die Arbeit machten. Schwerwiegende Stille.
«Mittlerweile gibt es eigentlich nur noch einen Punkt, der mir Sorgen bereitet», sagte Jo schließlich leise. «Und zwar dass niemand für mich da sein wird, wenn ich alt bin.»
Darauf wusste Flick nichts zu erwidern. Wenigstens stehendie Chancen gut, dass du dann noch mit Derek zusammen bist, dachte sie und senkte den Kopf, um ihre aufkommenden Tränen zu verbergen.
Tagsüber stiegen die Temperaturen, und die Nächte waren lang und schwül. Flick schlief schlecht und erwachte mit einem Ruck aus einem Albtraum, um festzustellen, dass sie schwitzend unter ihrer Decke lag. In ihrem Kopf hämmerte es, und da sie ohnehin nicht mehr schlafen konnte, war sie früh aufgestanden, sogar zu früh, um einen Kaffee bei Nino’s mitzunehmen. Sie war bereits um sieben im Büro, wo es Ventilatoren gab, die ihr etwas Abkühlung verschafften. Sie stellte fest, dass sie zurzeit viele Überstunden machte, bewusst mehrere Kunden für Tim annahm und auch etliche von Georgies Aufgaben erledigte, obwohl sie sie nicht darum gebeten hatte. Doch so fütterte sie weiterhin die Haustiere jener Kunden, die gerade im Urlaub waren, damit Georgie früher nach Hause gehen konnte, auch wenn sie gar nicht unbedingt dort sein wollte.
Die
Shrek
-Party war ein Erfolg gewesen – der Caterer hatte die Herausforderung hervorragend gemeistert und einen drachenförmigen Kuchen und Brötchen in Form von Zwiebeln geliefert –, und nun trudelten die Aufträge zum Schulanfang ein, weshalb sich Flick an einem brütend heißen Donnerstagnachmittag vor einem Feiertag in einer Kinderschuhabteilung wiederfand. Eigentlich hatte sie bloß ein bestelltes Paar abholen wollen, doch die Chancen standen schlecht, eine der Verkäuferinnen heranzuholen, die allesamt damit
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