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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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wie vielen Tagen gewesen? Nur vier, doch es fühlte sich bereits wie eine Ewigkeit an. Was sie mit so viel Hoffnung begonnen hatte, verwandelte sich allmählich in einen Albtraum. Sie würde kein weiteres Frühstück in gespannter Atmosphäre mit Ed ertragen, wenn er sie fragte, was sie an diesem Tag zu unternehmen gedächte, als sei von Anfang an sie für die Unternehmungen verantwortlich gewesen. Sie hatte keine neuen Kathedralen mehr vorzuweisen, der Strand stand außer Frage, und keiner von ihnen hatte Lust auf einen weiteren Besuch im Puppenmuseum. Auch hatten sie genug Crêpes gegessen, und weder sie nochEd mochte Cidre. Das Einzige, was sie laut einem Prospekt über örtliche Sehenswürdigkeiten, den sie in einer Küchenschublade gefunden hatte, noch nicht besichtigt hatten, war ein Atelier für Glasbläserarbeiten. Um Himmels willen!
    Eds Stimme unterbrach ihre Gedanken. «Ich habe mir gedacht, dass es vielleicht gar nicht so schlecht wäre, früher abzufahren. Wir könnten zusehen, dass wir heute noch einen Fährenplatz bekommen. Was meinst du?»
    Georgie fühlte sich auf der Stelle erleichtert. Sie hatten ihr Liebesfiasko von der ersten Nacht nicht wiederholt, aber ihr Scheitern hing unausgesprochen zwischen ihnen. Georgie wünschte sich nichts mehr, als nach England zurückzukehren, nach Hause, wo das Leben wie gewohnt weiterging. «Ja, das ist eine sehr gute Idee. Ich fange schon mal an zu packen, bevor Libby aufwacht.»
    Während sie die Kleidungsstücke zurück in die Koffer legte, auf die Schuhe, die stets zuerst kamen, dachte sie an ihre erste gemeinsame Reise nach Frankreich. Es war ihr Geburtstag gewesen, und Ed hatte auf alle diesbezüglichen Vorschläge so ausweichend reagiert, dass sie am Schluss schon richtig wütend auf ihn gewesen war. Und dann, als sie schon ernsthaft daran gezweifelt hatte, eine gemeinsame Zukunft mit diesem Mann zu haben, der nicht in der Lage war, auf ihre Andeutungen einzugehen, hatte er sie bei der Arbeit angerufen, wo sie gerade einen neuen Tanzkurs plante, der nach Ostern beginnen sollte.
    «Oh, hallo», hatte sie knapp gesagt. «Ich bin gerade sehr beschäftigt, tut mir leid. Kann das warten?»
    «Nein, eigentlich nicht. Es geht um dieses Wochenende. Ich weiß, dass wir ursprünglich wegen deines Geburtstags in das neue Restaurant am Fluss gehen wollten. Ich befürchte allerdings, dass ich es nicht rechtzeitig schaffen werde.»
    Georgie erinnerte sich, dass sie tatsächlich bis zehn gezählt hatte, bevor sie ihm geantwortet hatte.
    «Verstehe. Nun, wenn das so ist   …»
    «Und ich befürchte, dass du es ebenfalls nicht schaffen wirst.»
    «Was?», hatte sie ihn gefragt, mittlerweile ziemlich gereizt.
    «Denn ich glaube kaum, dass wir rechtzeitig aus Paris zurück sein werden, um dann noch im
Richmond
zu essen, verstehst du?»
    «Was?»
    «Ich meine, wir könnten es versuchen, wenn du darauf bestehst, aber dann müssten wir die Opernkarten zurückgeben.»
    «Was?»
    «Nun, es handelt sich nicht wirklich um die Oper, sondern das Opernhaus. Und um das New York City Ballet.»
    Mittlerweile war Georgie völlig sprachlos, doch sie erinnerte sich an sein leises Glucksen, als sie unzusammenhängendes Zeug in den Hörer gestammelt hatte. Es war nur eine Bemerkung am Rand gewesen, nichts mehr, und das schon vor mehreren Monaten – über die Tournee des NYCB und wie gern sie sie sehen würde. Er hatte sich daran erinnert.
    «Tja», fuhr er fort, und sie hatte das Lächeln in seiner Stimme gehört. «Ich wollte eigentlich, dass es eine Überraschung bleibt, aber da du dafür packen musst   … wenn ich dich am Freitag gegen sechs abhole, bleibt uns genug Zeit, um rechtzeitig zum Flughafen zu kommen, okay?»
    Endlich hatte sie ihre Sprache wiedergefunden. «Oh, Ed, ich fasse es nicht. Ich hätte es nie im Leben geschafft, ein Geheimnis so lange für mich zu behalten. Und ich liebe dich.» Sie seufzte. «Ich danke dir so sehr. Ich kann es kaum erwarten!»
    Das Wochenende war genauso gewesen, wie sie es sich erträumt hatte. Sogar besser. Ed, der sich in Paris gut auskannte, hatte sich um alles gekümmert, ihr die besten Aussichtspunkte gezeigt, ihr die köstlichste Eiscreme gekauft und sie zuden schicksten Cafés mitgenommen, wo sie stundenlang über dampfenden Kaffeetassen die Leute beobachtet hatten. In der Oper war sie sich seiner Nähe nur allzu deutlich bewusst gewesen, als er nicht die Aufführung, sondern ihr Gesicht beobachtete, während sie sich an den energischen

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