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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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dass diese Türme von dem Bösen kontrolliert werden.«
    » Aber das werden sie doch, oder nicht? Sie sind doch Satanisten?«, mischte sich Nick mit matter Stimme verhalten in das Gespräch ein. Seine Beine sackten fast unter ihm weg und das Atmen fiel ihm immer schwerer. Er hoffte nur noch, dass das Ganze, was auch immer sie erwartete, schnellstmöglich zu Ende wäre.
    » Keineswegs!«
    » Aber warum wollen Sie uns dann opfern?« Allen hustete. Dem Amerikaner ging es immer schlechter. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. » Denn das machen doch die Anbeter des Bösen, oder? Sie bringen Menschenopfer, nicht wahr?«
    » Hören Sie, Colonel Allen«, erwiderte Dujok, » nicht ich werde Sie exekutieren. Ich will meine Hände wahrlich nicht mit Blut beflecken. Zum Glück haben Sie sich durch den Raub einer heiligen Reliquie ein Ordal verdient. Wissen Sie, was das ist?«
    Nick Allen hatte nicht die geringste Ahnung, er hatte diesen Begriff noch nie gehört. Dujok dachte sich das bereits und klärte ihn sogleich auf:
    » Ein Ordal ist ein Gottesurteil, Colonel«, zischte er. » Die reine Gerechtigkeit, vom Allmächtigen selbst gefällt. Er wird über Ihr Schicksal entscheiden. Was halten Sie davon?«
    » Sie sind doch verrückt…«
    Ein neuerlicher eisiger Windstoß aus dem Norden, vielleicht ein Vorbote des Sturms, der sich auf der Höhe des kleineren Ararat-Gipfels zusammenbraute, beendete schließlich ihr Gespräch.
    » Wir dürfen keine Zeit verlieren.« Der Armenier richtete sich auf, ohne weiter auf die Beschimpfungen seines Gefangenen einzugehen.
    Auf ein Handzeichen von ihm stießen zwei Männer die Amerikaner an den Rand des Kraters. In dem felsigen Boden klaffte ein jäher Abgrund: Kurz vor ihren Stiefeln fiel die Wand senkrecht ab, eine Öffnung, als hätte sie jemand gemeißelt. Von dort wehte sie unversehens ein heißer Luftzug an. Wollte Dujok sie etwa dort hinabstoßen? Sollte das das Ordal sein?
    Faber kannte diesen Begriff sehr wohl.
    Er war im alten Europa von der Heiligen Inquisition geprägt worden und bezeichnete Gerichtsurteile gegen Hexen und Hexer, bei denen auf das übliche Verfahren verzichtet wurde und man die Angeklagten stattdessen zwang, ihre Unschuld zu beweisen, indem sie Flammen überwanden oder mit gefesselten Händen und Füßen vor einem Haufen Kirchenmännern in der Luft schwebten. Martin Faber glaubte nicht, dass man sie in die Tiefe stoßen würde. Das Ordal müsste ihnen vielmehr eine kleine Chance einräumen, sich verteidigen zu können. » Was haben Sie mit uns vor, Dujok?«, fragte er deshalb.
    » Wir werden Ihren Glauben auf die Probe stellen, meine Herren.«
    Der Armenier nahm die kleine Reliquie aus der Kathedrale von Etschmiadsin in die Hände und hielt sie über seinen Kopf. Der nierenförmige Stein funkelte fast wie ein Diamant. Das Licht kam offensichtlich aus seinem Inneren, denn inzwischen war die Nacht angebrochen und es gab weit und breit nichts, was diesen Glanz sonst hätte hervorrufen können.
    » Wissen Sie, warum diese Reliquien nicht nur Bätyle, sondern auch Sonnensteine genannt werden, Mr Faber?«
    Mit dieser Frage hatte Martin nicht gerechnet. Ohne den Stein in seinen Händen zu senken, sprach Dujok weiter.
    » Sonnensteine sind besondere Mineralien, die auf Impulse der Sonne reagieren. Vor ein paar Stunden hat eine totale Sonnenfinsternis einen Breitengrad in unserer Nähe verschattet und dabei die Korona der Sonne sichtbar gemacht. Auch wenn Sie es nicht bemerkt haben, diese Energie hatte Auswirkungen auf die Erde, sie hat dafür gesorgt, dass die sieben Türme der Engel, die es noch auf der Welt gibt, für einige Stunden aktiviert wurden. Wenn einer dieser Steine sich in deren Umgebung befindet, wird er diese Energie empfangen, und das wird eine interessante Reaktion auslösen.«
    » Was für eine Reaktion?«
    » Wir nennen es Gottes Glorienschein, Mr Faber«, erklärte Dujok lächelnd. » Die hebräische Bibel bezeichnet es als Kabod. Das ist die Herrlichkeit des Ewigen Vaters. Das gleiche Feuer, das Moses auf dem Berg Sinai beobachtete. Das Feuer, das den Dornbusch verbrannte, aber nicht vernichtete, und das es ermöglicht hat, dass der Unsagbare durch ihn sprechen konnte… In Wirklichkeit ist dies der älteste Kanal, den wir besitzen, um mit Gott in Verbindung zu treten. Mit dem einzigen Unterschied, dass, wenn Sie nicht die notwendige Gabe besitzen, um dieses Licht zu empfangen, es Sie töten wird.«
    » John Dee hat dieses Feuer gesehen und ist

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