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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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markierte, die ich nicht verstand.
    » Diese Anwendung koordiniert ein ganzes Netz von Satelliten in niedrigen Umlaufbahnen und greift auf ein Instrumentarium zurück, um Veränderungen im Magnetfeld der Erde zu messen«, erklärte der Armenier, ohne die Graphik aus dem Auge zu lassen. » Sobald eine Veränderung eintritt, die die Intensität von 0 , 5 Gauß übersteigt, wird ein Alarm ausgelöst und das Gebiet wird auf dieser Grafik rot markiert. Können Sie es erkennen?«
    Ich näherte mich dem Rechner, um mir eine Vorstellung davon zu machen, aber ehrlich gesagt, so recht konnte ich nichts begreifen.
    » Wenn wir das Gebiet der Iberischen Halbinsel vergrößern«, sagte er, während er hastig Befehle eingab, » können Sie sehen, dass die Ría von Noia rot markiert ist. Hier haben Sie es.«
    » Und das hat der Stein verursacht?«
    » Nein, das verursacht der Stein in diesem Moment«, erklärte er feierlich, indem er jedes Wort einzeln betonte. » Er sendet das Signal immer noch aus.«
    » Und haben Sie auch schon Martins Stein geortet?«
    » Das Programm verarbeitet die Information gerade, Mrs Faber. Ein korrespondierendes Signal ist wenige Kilometer von der Grenze zwischen der Türkei und dem Iran aufgetaucht, im Gebiet vom Berg Ararat.«
    » Hält sich dort mein Mann auf?« Ich musste schlucken.
    » Vermutlich.«
    » Und«– ich zweifelte, ob ich die Frage überhaupt stellen sollte–, » hat sonst noch jemand diese Information? Zum Beispiel Nicholas Allen?«
    » Colonel Allen, Mrs Faber, ist wahrscheinlich tot.«
    » Tot?«
    » Als wir Sie in Santiago befreit haben, haben wir eine magnetische Strahlung mit der Intensität von einem Tesla eingesetzt, also von fast zehntausend Gauß. Deshalb sind Sie ohnmächtig geworden. Aber Allen hat so eine Strahlung nicht zum ersten Mal erlebt. Glauben Sie mir, nur wenige Lebewesen verkraften mehrere von diesen Beschüssen ohne zusammenzubrechen.«

58
    Der Patient im Zimmer 616 zeigte weiterhin keine Reaktionen, auch wenn seine Vitalfunktionen– Körpertemperatur, Puls, Atemfrequenz und Blutdruck– darauf hinwiesen, dass er inzwischen außer Lebensgefahr war. Die Adrenalinspritzen hatten ihn noch nicht aufwecken können. Seine Augen wiesen darauf hin, dass Nicholas Allen sich nach wie vor in der REM -Phase eines ungewöhnlich langen Schlafes befand. Vielleicht wussten die Ärzte im Hospital de Nuestra Señora de la Esperanza deshalb nicht so recht, wie sich sein Zustand in den nächsten Stunden weiterentwickeln würde.
    » Vielleicht wacht er in Kürze auf…«, mutmaßte der Chefarzt der Intensivstation bei der ersten Teambesprechung morgens um sechs Uhr, » aber es kann genauso gut sein, dass das Koma sein Nervensystem endgültig zum Kollabieren bringt und er sich nicht erholt.«
    » Können wir etwas für ihn tun?«, fragte ein anderer Mediziner.
    » Nicht viel. Meiner Meinung nach sollten wir ihm nichts verabreichen, solange wir nicht wissen, was ihm tatsächlich zugestoßen ist.«
    » Aber er ist nun schon seit mehreren Stunden bewusstlos, Chef«, wandte eine der Krankenschwestern ein.
    » Meine Meinung steht fest. Solange sein Zustand stabil ist, greifen wir nicht ein. Wir warten besser ab, bis er aufwacht, und finden dann heraus, was ihn in diesen Zustand versetzt hat.«
    Keiner der Beteiligten konnte sich auch nur ansatzweise vorstellen, dass das Gehirn dieses Patienten gerade mit der Lösung genau dieser Frage beschäftigt war. Tatsächlich hielten Allens Neuronenverknüpfungen Rückschau auf die Situation, in der eine übermenschliche Kraft wie die, die ihn soeben niederstreckte, schon einmal seinen Körper geschwächt hatte.
    Seine Gedächtniszellen konnten sich bestens daran erinnern:
    Zwischen Armenien und der Türkei, 11. August 1999
    Alles ereignete sich in den Stunden nach dem gescheiterten Diebstahl in der Kathedrale von Etschmiadsin.
    Mit verwundeter Stirn, entwaffnet und von Artemi Dujoks Gorillas außer Gefecht gesetzt, wurde Nick Allen in einem Transporter aus der Stadt gebracht und heimlich über die Grenze in die Türkei gefahren. Neben ihm lag gefesselt Martin Faber. Niemand konnte Allen die Vermutung nehmen, dass die Mission einen anderen Verlauf genommen hätte, wenn Martin sich in seinem improvisierten Kontrollzentrum außerhalb des Heiligen Bezirks nicht so einfach hätte überrumpeln lassen. Aber was nutzte alles Klagen? Fest stand nur, dass der junge Beamte, der ausgestreckt neben ihm lag, wesentlich besser aussah als er selbst. Allen konnte

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