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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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sagen, Colonel Allen«, meinte Tom Jenkins nun besänftigend. » Das werden Sie noch früh genug tun. Wir wissen, wo sich die beiden Adamanten derzeit befinden. Unsere Satelliten haben sie geortet. Wir haben auch Informationen darüber, wohin Julia Álvarez und ihre Entführer gerade unterwegs sind. Und wissen Sie noch etwas? Ich werde Sie bitten, mich zu begleiten. Sie werden mit mir in die Türkei fliegen. Und zwar jetzt.«
    » In die Türkei?«, protestierte Allen. » Ich liege gerade im Krankenhaus!«
    » Ich könnte ja mit Ihnen reisen.« Figueiras bot sich begeistert an, aber Jenkins ging nicht darauf ein und wandte sich wieder an den Agenten.
    » Sie sind schon einmal an dem Ort gewesen, an dem die Steine zusammengeführt werden sollen. Sie sprechen die Sprache und Sie kennen die beiden Verschwundenen. Ich fordere Sie auf, Ihrem Präsidenten zu helfen.«
    » Was passiert, wenn ich nicht mitmache?«
    » Wenn Sie mich nicht begleiten, Colonel Allen, werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass Sie hier nicht wieder herauskommen… niemals.«

68
    » Was ist das eigentlich für eine Tafel?«
    Waasfis tätowierte Schlange krümmte sich scheinbar vor Schreck, als er lächelte. Ich denke, er verstand keines meiner Worte, doch meine Haltung vermittelte ihm, dass ich über die Reliquie sprach, die er in einer Plastiktasche beschützte. Die Explosion hatte ihm kaum etwas anhaben können. Seine Kleidung zeigte weder Risse noch Brandspuren und seine Erscheinung war insgesamt recht akzeptabel.
    » Die Ta-fel?«, wiederholte er, während er meinen desolaten Zustand begutachtete und dann auf seinen Schatz deutete. » Amrak?«
    Ich nickte.
    » Das ist eine Reliquie aus der Zeit von John Dee, Mrs Faber«, mischte sich Dujok hinter mir in das Gespräch ein. » Er bezeichnete sie allerdings als die ›tabula sancta‹.«
    Während Scheich Dujok aus dem Untergrund hochstieg und sich den Schmutz von Kleidung und Stiefeln abklopfte, gestattete mir der junge Mann mit dem Tattoo einen Blick darauf.
    Am Anfang dachte ich, die Tasche sei leer. Der Boden der Tasche war dunkel und uneben, insofern hielt ich » das« keinen Moment lang für Dees Reliquie. Aber als ich genauer hinsah, und dank der Tatsache, dass das Tageslicht immer mehr zunahm, stellte ich meinen Irrtum fest. Natürlich befand sich in der Tasche doch etwas. Es war ein kohlrabenschwarzer quadratischer Gegenstand, auf dessen Oberfläche sehr feine Zeichen zu sehen waren. Die Zeit hatte deutliche Spuren hinterlassen. Überall hatten sich Kerben und Wulste gebildet, die einige Zeichnungen– vielleicht eine Schrift– noch fremdartiger erscheinen ließen.
    » Nach dem Verschwinden der Bundeslade fast eintausend Jahre vor Jesu Geburt hat Gott keine Anweisungen mehr gegeben, wie man einen heiligen Gegenstand herstellen sollte, bis auf den, den Sie nun vor Augen haben.«
    » Sie denken, Gott hat…?«
    » Nein, es war der Erzengel Uriel«, entgegnete er lächelnd. » Zumindest beschreibt John Dee das so in seinem Buch De Heptarchia Mystica. Uriel erschien ihm als ein Geschöpf, dessen Kopf so hell strahlte wie die Sonne, mit langen Haaren, mit einem Seil, das um seinen gesamten Körper geschlungen war, und mit einem glänzenden Licht in der linken Hand. Uriel überreichte ihm Steine, mit denen er Beschwörungen ausführen konnte. Später erhielt Dee noch Anweisungen, um diese Tafel, das heißt diesen heiligen Tisch zu bauen.«
    » Das ist doch der Gegenstand, den Sie in Biddlestone ausgegraben haben, oder täusche ich mich?«
    » Keineswegs. Das ist der Gegenstand, den Martin entdeckt hatte und den er bei seiner Trauung aktivieren wollte. Und seither hat er niemals aufgehört, Zeichen auszusenden.«
    » Was für Zeichen?«
    » Seine Temperatur liegt beispielsweise konstant bei achtzehn Grad. Das ist bei keinem anderen Stein so.«
    » So ein Detail ist doch nicht so wichtig, oder?«
    » Doch, alle Details sind wichtig.«
    » Also, haben Sie eine Ahnung, warum die Engel John Dee so etwas gaben?«
    Der Armenier wandte sich mit paternalistischer Attitüde an mich.
    » Das ist eine gute Frage. Martin und ich haben sie uns auch oft gestellt, und schließlich sind wir zu einem erschütternden Schluss gekommen. Sehen Sie, Dee war in seinen letzten Lebensjahren von etwas besessen, was er das Buch der Natur nannte. Er glaubte, man könne das gesamte Universum wie die Seiten eines Lehrbuchs lesen. Er glaubte sogar, man könne es nach Gutdünken manipulieren, wenn man die Worte kannte,

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