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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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die er in dem Augenblick in der Schusslinie hatte, waren nicht irgendwelche Terroristen. Oder zumindest nicht Männer mit » niedrigem Aggressionspotential«, deren » Neutralisierung« man ihm im Hauptquartier noch befohlen hatte.
    Der Soldat schaltete den Funk ab, damit ihn nichts ablenkte, und konzentrierte sich auf das, was in seinem Visier erschien. » Jetzt habe ich euch«, frohlockte er.
    Drei Männer und eine Frau– Dujok, Waasfi, Haci und Julia Álvarez– tauchten soeben bei einem Gully auf, der in der Nähe des Teatro Coliseo Noela lag. Der SEAL erkannte sie sofort. Sie waren vor dem Chaos auf der Flucht, das sich weiter unten in der Straße gebildet hatte, wo man inmitten von Polizeiwagen und Ambulanzen immer wieder versuchte, das Geschehen zu begreifen.
    Die vier Personen hatten Glück. Als der Sergeant das Feuer auf sie eröffnen wollte, fiel ihm etwas auf: Trotz der offensichtlichen Anzeichen von Erschöpfung, die die Gruppe zeigte, schien sich ihre Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand zu konzentrieren. Dieses Ding lugte aus einer dunklen Tasche heraus, die auf dem Asphalt lag.
    ›Der Kasten!‹
    Die Pupillen des Schützen weiteten sich. Das war also das Objekt, das sein Einsatzkommando beschaffen sollte.
    Jerome nahm seinen Finger vom Abzug und ertastete den Kolben seiner Waffe auf der Suche nach einem seiner ausgeklügelten Spielzeuge: Er suchte nach dem Schalter des Richtmikrophons, das in das Visier seiner Waffe integriert und über Bluetooth mit dem Headset verbunden war, das er unter seiner Sturmhaube versteckt trug. Korrekt ausgerichtet, konnte der Sensor jedes Gespräch hörbar machen, das in einem Umkreis von 150 Metern geführt wurde. Und sein Ziel lag innerhalb dieses Bereichs. Jerome schaltete es ein, und ohne dass einer der vier davon ahnte, hörte er mit.
    » … Mrs Faber…« Artemi Dujoks tiefe Stimme, an der Odenwald einen militärischen Tonfall zu erkennen glaubte, ertönte deutlich in seinen Kopfhörern. » Sie stehen vor dem ältesten Sender der Welt. Er ist viertausend Jahre alt und noch fast so funktionstüchtig wie am ersten Tag.«
    ›Viertausend Jahre?‹ Odenwald regelte die Lautstärke.
    » Martin und ich haben viel Zeit investiert, um ihn zu finden«, sprach Dujok weiter. » Schließlich entdeckte Ihr Ehemann den Aufbewahrungsort, als er eine der Tafeln mit den Engelnamen dechiffrierte, die Dee vor seinem Tod geschrieben hatte.«
    » Und dort steht, dass man damit mit Gott sprechen kann?«, fragte die junge Frau zweifelnd nach, ohne den Inhalt der Tasche aus den Augen zu lassen.
    » Der Legende nach setzte sie der Prophet Jeremia ein, um Gottes Wort vernehmen und das Buch der Prophezeiungen schreiben zu können, das Bestandteil der Bibel wurde. Mithilfe dieses Steines erfuhr er von den furchtbaren Zeiten, die über Jerusalem kommen sollten, von der Ankunft des Nebukadnezar und von dem Exil in Babylon. Deshalb, und um zu verhindern, dass etwas so Wertvolles in heidnische Hände fiel, brachte Jeremia es so weit weg, wie er konnte, und versteckte es auf den Britischen Inseln.«
    Julia zog die Augenbrauen hoch.
    » Bis es in Biddlestone landete.«
    » So ist es. Wir wissen jetzt, dass dieser Gegenstand nur aktiv wird, wenn er an gewissen ›speziellen‹ Tagen das Energiefeld eines Adamanten detektiert und wenn es jemanden wie Jeremia gibt, der als Katalysator agiert. Sie, Mrs Faber, haben es schon zwei Mal aktiviert. Das ist mehr, als wir bislang mit jedem anderen Menschen erreicht haben.«
    Odenwald hatte genug gehört. Er war davon überzeugt, dass die Reliquie, deren Beschlagnahme man ihm befohlen hatte, vor den Füßen dieser Personen lag. Das war mehr, als er benötigte. Wenn seine Schüsse sein Ziel nicht verfehlten – und dafür gab es keinen Grund –, hätten diese vier unerwünschten Personen nur noch drei Sekunden zu leben und die Reliquie fiele endlich in seine Hände.
    Seine Akte war also trotz allem noch nicht definitiv im Eimer.

71
    Trotz der beheizbaren Handgriffe und Sitze ihrer gemieteten BMW K 1200 spürte Ellen Watson die fürchterliche Kälte in allen Gliedmaßen. Instinktiv hatte sie ein sportliches und schnelles Fahrzeug gewählt. Sie wusste, sie durfte keine Zeit verlieren, wenn sie Julia Álvarez und ihre Entführer erreichen wollte, ehe diese Noia verließen. Doch dieser verdammte Fischerort lag fast 40 Kilometer von Santiago entfernt. Am Ende eines feuchten, nebligen Tales gelegen, benötigte man für die Strecke nach Noia fast eine Stunde. Die

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