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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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später, als folgte alles einer genau durchdachten Choreographie, kam stoßweise und rhythmisch ein Pusten aus den Lautsprechern, was die Armenier geradezu verhexte und Martin, seinen Vater und seine beiden Kollegen wie in Ekstase versetzte.
    » Iossssummmm… Oemaaaa…«
    » Es funktioniert!«, rief Ellen zwischen nervösem Kichern und Blicken zu den Engeln.
    » Hasdaaaaeeee… Oemaaa…«
    » Es klappt!«
    Tom Jenkins und Nick Allen benötigten, sechs Meter über den Köpfen der anderen, keine Worte, um sich darüber zu verständigen, dass dies der Moment war, auf den sie gewartet hatten.
    Vorsichtig beobachteten sie die Szene, bis sie anfingen, der aufsteigenden grünen Wolke ausweichend, sich durch eine Spalte in der Nähe des Gletschereingangs hinabzulassen. Niemand bemerkte ihre Anwesenheit. Jenkins erreichte als Erster den Boden. Mit etwas Glück, so dachte er, wären sie in einer Minute an dem Schrank mit den Waffen. Allen, der viel kräftiger als der Präsidentenberater und trotz seines Alters auf Kampfsituationen viel besser vorbereitet war, schlich am westlichen Rand der Eiswand entlang und fand schließlich Schutz hinter mehreren Metallcontainern. Er war nur noch fünf Schritte von Haci entfernt, und nur sieben oder acht trennten ihn von den Waffen. Wenn diese leuchtenden Insekten die anderen weiterhin hypnotisierten, würde er ohne Schwierigkeiten sein Ziel erreichen können.
    Doch als er das letzte Stück zurücklegen wollte, hielt ihn ein Flimmern zurück.
    Es war ein Glänzen, ein helles Aufscheinen an der Wand, das ihn an etwas erinnerte, was er liebend gern schon vor Jahren vergessen hätte. Zugleich wurde die Luft dünner, genau wie damals 1999 , am Hallaç-Krater.
    Der Colonel konnte ein Schaudern nicht unterdrücken.
    Vier kleine kurvige Formen blitzten jetzt an der Wand der Arche auf.
    ›Die Symbole!‹
    Und die Panik, die er schon einmal Jahre zuvor, ganz in der Nähe, in Begleitung von Martin Faber und Artemi Dujok erfahren hatte, begann erneut seine Sicht zu trüben. Er wollte sich nicht an die Herrlichkeit Gottes erinnern.
    ›Nicht noch einmal.‹
    Doch Allen war ein Soldat. Mit militärischer Disziplin riss er sich zusammen und konzentrierte sich darauf, seine Mission zu erfüllen.
    Mit letzter Kraft legte Colonel Allen die Entfernung zurück, die ihn von dem Waffenschrank trennte, und, bevor er noch über seine nächste Bewegung nachdenken konnte, öffnete er ihn und erforschte dessen Inhalt. Mehrere getunte M 16 -Sturmgewehre, wie sie die Spezialeinsatzkommandos in den USA verwenden, ruhten aufgereiht auf ihren Kolben. Ohne zu zögern, setzte er die beiden ersten zusammen, führte die Magazine ein, schulterte eines als Reserve und bereitete sich darauf vor, sich auf Dujoks Männer zu stürzen.
    ›Dieses Ding wird mich nicht noch einmal unbewaffnet erwischen‹, sagte er sich, um sich Mut zu machen.
    In dieser winzigen Zeitspanne stiegen die Dezibel, die die Lautsprecher, die an Julias Helm angeschlossen waren, von sich gaben, gewaltig an. Der Klang der langen Töne – Iossssummmm … Oemaaaa … Hasdaaaaeeee … Oemaaa … – wurde immer schriller. Und in perfekter Abstimmung begannen die Glyphe n , , und abwechselnd aufzuleuchten und sich wieder zu verdunkeln.
    Allen sah dies nicht. Oder er wollte es nicht sehen. Doch als er sich mit seinen geladenen Waffen um die eigene Achse drehte, traf sein Blick auf etwas, was ihn beinahe hätte zu Boden stürzen lassen:
    Die sieben Personen, die zu neutralisieren waren, schienen plötzlich mutiert.
    Die elektrischen » Spinnen« hatten sich auf sie gestürzt und ihre Körper mit einem Netz aus kleinen Stromimpulsen überzogen, die sie wie Kupfer leuchten ließen.
    Der Älteste streckte seine Arme der Arche entgegen, und die Bewaffneten ließen ihre Maschinenpistolen fallen. Waasfi, Dujoks Stellvertreter, schien ihn durch sein Funken sprühendes Gefängnis hindurch anzustarren, ohne auf seine Anwesenheit mit irgendeiner Gefühlsregung zu reagieren.
    Allen wartete nicht länger ab. Noch ehe die Scheinwerfer hinter den Rücken der Gestalten vor Überlastung zerbarsten, stürzte sich der Colonel auf Ellen Watson. Eine blitzende Zunge rollte sofort über die Stelle, an der sie bis gerade eben gestanden hatte. Jenkins schaffte es geistesgegenwärtig, sie noch im Fall aufzufangen und bis hinter das Labor zu einer Stelle zu drängen, wohin nichts von all dem mehr dringen konnte. Die Frau stolperte und fiel zu Boden, genau wie ihr Kollege. Doch dies

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