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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Alles, was er über die Ereignisse der fraglichen Nacht sagt, könnte hilfreich sein. Außerdem haben wir Probleme, irgend etwas über die Familie seines Besitzers in Erfahrung zu bringen. Bisher haben wir nur den Namen Lucius Folius. Ich will alles wissen, was er mir sagen kann, selbst wenn es nur bösartiger Klatsch ist.
    Noch lieber wäre es mir natürlich, es mit eigenen Ohren zu hören. Schick mir einen Boten, wenn er zu sich kommt.«
    »Das werde ich selbstredend tun«, versprach er. »Obwohl es mich natürlich von meinen anderen Pflichten abhalten wird …«
    Ich schnippte mit dem Finger, und Hermes reichte mir meine Geldbörse. Ich gab Harmodias ein paar Silberdenar, die er mit einer Verbeugung unter seinem Gewand verstaute. »Sobald er anfängt, zusammen hängend zu sprechen, werde ich nach dir schicken und derweil minutiös alles aufzeichnen, was er sagt, bis du hier bist. Wenn er stirbt, werde ich dich ebenfalls benachrichtigen.«
    »Gut. Sag ihm, daß wir für eine anständige Bestattung sorgen. Vielleicht macht ihn das kooperativer.« Sklaven wurden normalerweise in die Gruben geworfen, wenn niemand ihren Leichnam reklamierte. Ich versuchte einige andere Überlebende zu befragen, doch sie hatten mir, wie ich befürchtet hatte, nichts zu sagen. Sie waren inmitten von Lärm, Schmerz, Panik und Verwirrung aufgewacht. Viele hatten überhaupt keine Erinnerungen an jene Nacht, weil der Schock ihren Verstand durcheinander gebracht hatte.

    Wir verließen den Tempel, überquerten den Fluß und folgten ihm in südlicher Richtung bis zum Tempel der Ceres, wo ich eine beengte Kammer mein eigen nannte, die lächerlicherweise als Büro firmierte. Der Tempel war seit Hunderten von Jahren das Quartier der Adilen, aber in der Frühzeit der Republik war das Amt weit weniger vielfältig und umfangreich gewesen. Der Büroraum stellte sich ebenso unzureichend dar wie die übrige Ausstattung des Amtes.
    Ceres ist eine importierte griechische Göttin, der im Gegensatz zu den eingeborenen römischen Gottheiten, deren Priester allesamt männlich sind, nach Art der Griechen unter Oberaufsicht einer Patrizierin gehuldigt wurde. Zu jener Zeit war die Hohepriesterin eine stattliche Cornelierin, eine enge Verwandte des Diktators Sulla und genauso hochnäsig wie die meisten Mitglieder ihrer Familie. Sie erwartete mich bereits. »Ädile!« Sie stolzierte über die Stufen des anmutigen Tempels, und ich konnte förmlich die Gewitterwolken über ihrem Kopf sehen. »Erkläre mir diese Schande!« Sie wies auf den riesigen Haufen Bauholz, der mitten auf dem gepflasterten Hof abgeladen worden war.

    »Dir auch einen guten Morgen, Cornelia«, sagte ich. »Erlaube mir zu bemerken, daß du heute morgen ganz besonders reizend aussiehst.« »Versuche nicht abzulenken. Die Adilen haben ihre Büros im Keller des Tempels, nicht auf dem Hof! Schaff unverzüglich diesen Unrat hier weg!«»Liebe, ehrwürdige Cornelia, es handelt sich um Beweismaterial in einer Ermittlung wegen grober Fahrlässigkeit in der Bauwirtschaft. Wenn Rom so etwas hätte wie einen städtischen Bauhof, würde ich das Beweismaterial gewiß dort lagern. Aber so etwas gibt es leider nicht. Irgend jemand muß schließlich dafür belangt werden, ungeeignetes Holz für diese … diese … Träger heißen sie, glaube ich … verwendet zu haben. Und damit ich das tun kann, muß ich das Beweismaterial verwahren, und dies ist der einzige Lagerplatz, der mir zur Verfügung steht.« Ich sah sie mit einem versöhnlichen Lächeln an, das sie mit einem höchst unversöhnlichen Blick erwiderte. Die Cornelier hatten eine notorische, fast paranoide Abneigung gegen Widerworte.
    »In zehn Tagen beginnen die Proben für die cerialia «, sagte sie. »Wenn das Holz bis dahin nicht verschwunden ist, wird es einen ausgezeichneten Scheiterhaufen für dich abgegeben.«
    »Du bist zu gütig, großmütige Cornelia«, versicherte ich ihr. »Von wegen zu gütig. Vor Beginn der Proben ist jeder termitenzerfressene Splitter dieses Haufens von meinem Hof abtransportiert und jeder Pflasterstein abgefegt, sonst spreche ich mit der Frau des pontifex maximus und sorge dafür, daß du in dem Moment, in dem du dein Amt niederlegst, wegen Amtsvergehen vor dem Senat angeklagt wirst. Hast du mich verstanden? «
    »Absolut, glorreiche und anmutige -« Doch sie hatte schon auf dem Absatz kehrt gemacht und war, umringt von einer Schar zwitschernder Eunuchen, wieder die Treppe hinaufstolziert.
    Mich wegen Amtsvergehen

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