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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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anklagen? Eunuchen waren eine Erscheinung des Ceres-Kults, die in Rom gesetzlich verboten war, und zu meinen Dienstpflichten gehörte es, die Stadt von degenerierten, fremdländischen religiösen Praktiken zu reinigen.
    Mich anklagen, das wollten wir doch mal sehen!
    »Termitenzerfressen?« fragte Hermes. »Ich habe in dem Keller keine Termiten gesehen.«
    »Wir hatten keine Gelegenheit, das Holz gründlich zu untersuchen. Vielleicht meinte sie es auch nur bildlich. Nimm dir ein paar der Dienstsklaven, und schau dir jedes Stück Holz auf dem Haufen an. Besonders fehlerhaftes Material markierst du. Ich muß mich derweil um meine anderen Pflichten kümmern.«
    Er machte sich auf die Suche nach Hilfe, während ich auf die kleine Terrasse ging, wo die Adilen bei gutem Wetter ihren Amtsgeschäften nachgingen. Andere Pflichten, fürwahr! Das Unglück mit der Insula hatte mich einen ganzen Tag gekostet, den ich im arbeitsamsten aller römischen Ämter nur schmerzlich verkraften konnte. Schon als ich mich der Terrassenäherte, sah ich einen Mob von Bürgern, jeder mit einem Anliegen, das in die Zuständigkeit meines Amtes fiel.
    Neben der Aufsicht über die Einhaltung der Bauvorschriften waren die Adilen noch für Straßen, Abwässerkanäle und Kloaken, für den Erhalt der städtischen Straßen und öffentlichen Gebäude, für die Veranstaltung staatlicher Spiele und, wie bereits erwähnt, für die Kontrolle der ausländischen Kulte verantwortlich. Da die staatlichen Mittel zur Erledigung all dieser Pflichten seit den Tagen von Tarquinius dem Stolzen nicht aufgestockt worden waren, mußten die Adilen viele dieser Arbeiten aus eigener Tasche bezahlen, was das Amt scheußlich teuer machte. Kein Wunder, daß so viele Männer nach den Unkosten, die in ihrer Zeit als Ädile angefallen waren, ihre übrige Karriere und ihre Amtszeit in höheren Ämtern dazu benutzten, sich zu bereichern.
    »Ädile!« hüb ein Chor von Männern an, die sich von der größeren Menge der Bittsteller gelöst hatten. Das waren meine Klienten, die mir normalerweise im ersten Licht des Tages vor meinem Haus ihre Aufwartung machten. Zur Zeit hatten sie Anweisung, mich außer an Tagen, an denen alle offiziellen Amtsgeschäfte verboten waren, gleich im Tempel zu treffen.
    Dies war das Jahr, in dem sich meine Klienten wirklich bezahlt machten. Normalerweise schickte ich sie mit Dank und kleinen Geschenken wieder nach Hause, es sei denn, ich brauchte eine Jubelfraktion auf dem Forum, aber nicht in diesem Jahr. Dieses Jahr brauchte ich Assistenten, und der Staat war nicht bereit, mir welche zu stellen.
    Burrus trat mit gewichtiger Miene vor. Er war mein ältester Klient, ein Soldat im Ruhestand aus meiner alten Legion in Spanien. »Ädile, der Aufseher über die Abwässerkanäle und Kloaken verlangt dich zu sprechen, und er sagt, die Sache dulde keinen Aufschub.«
    »Das sagen sie alle«, seufzte ich, wohlwissend, was seine Beschwerde sein würde. »Wollen wir ihn also anhören.«
    Der Mann, ein Freigelassener namens Acilius, trat vor, gefolgt von einer Gruppe anderer Freigelassener, die der Stadt in gleicher Weise dienten. Sie alle trugen den gehetzten Gesichtsausdruck solcher Funktionäre zur Schau, der sogar von Vertretern ihrer Zunft kultiviert wird, die überhaupt nicht arbeiten. Vielleicht sehen letztere sogar am gehetztesten aus. »Ädile«, begann Acilius. »Die Abflüsse müssen gereinigt werden, und du darfst die Angelegenheit nicht länger aufschieben. Seit fünf Jahren ignorieren die Ädilen dieses Problem, und jetzt sind sämtliche Abflüsse von Schlamm, Müll und unsagbarem Dreck verstopft. Es ist eine Schande!«
    »Nun, wenn sie die letzten fünf Jahre gereicht haben, warum dann nicht noch eins?« Ich wollte von diesem Problem nichts wissen. In der Erinnerung der Wähler blieb man durch den Glanz der von einem inszenierten Spiele haften, nicht weil man sich um die notwendigen, aber unangenehmen Aufgaben kümmerte, die eine Stadt funktionsfähig hielten. »Weil«, sagte er mit gehässiger Befriedigung, »der Pegel des Flusses steigt und die Flußschiffer eine Flut noch vor dem nächsten Vollmond voraussagen. «
    »Herr«, sagte Burrus, »diese Männer kennen den Fluß besser als du die Politik.«
    »Daran mußt du mich nicht erinnern«, erklärte ich ihm. »Aber ich verstehe nicht, wie sie sich so sicher sein können. Es hat in letzter Zeit keine heftigen Regenfälle gegeben.« »Aber in den Bergen hat es ungewöhnlich viel Schnee gegeben«, sagte

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