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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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dazu erzogen wird, Recht zu sprechen und Legionen zu befehligen. Doch mit der Staatsmacht im Rücken eine Gestalt wie Caninus in die Schranken zu weisen, war etwas ganz anderes, als einen Trupp Sklaven zuscheuchen. »Nun sei so gut«, fuhr ich ein wenig verbindlicher fort, »und erkläre mir, warum du dieses Holz gegen das ausgetauscht hast, das du aus den Trümmern der Insula abtransportiert hast. Und überlege es dir gut, bevor du mich noch einmal einen Lügner nennst.«
    Er wirkte eingeschüchtert, aber ich war mir nicht sicher, wie lange das vorhalten würde. Die Männer hinter ihm sahen schmerzlich enttäuscht aus. Sein Groll darüber, vor seines gleichen das Gesicht verloren zu haben, konnte seine angeborene Unterwerfung unter jede Autorität leicht überwiegen. Er dachte nach, für ihn ganz offensichtlich eine ungewohnte Aktivität.
    »Da ist das Holz. Das habe ich bei der Insula abgeholt. Du hast keinen Beweis für etwas anderes.«
    »Du willst also juristische Spitzfindigkeiten mit mir austauschen?
    Glaubst du, daß du das Zeug dazu hast? Ich habe schon zahlreiche Anklagen geführt, Caninus.«
    »Und ich habe mir schon viele Prozesse angesehen, Adile«, gab er zurück. »Ich weiß, daß eine bloße Beschuldigung ohne Beweise wenig zählt.«
    Er hatte mich in der Klemme. Ich hatte keine verläßlichen Zeugen, die bestätigen konnten, was wir in dem Keller gefunden hatten, mit Ausnahme von Hermes natürlich, und der konnte als Sklave nur unter der Folter aussagen. Selbst wenn das nur pro forma geschah, indem man dem Armen etwa Wasser in die Nase goß, war es doch eine demütigende Tortur, und einem Sklaven glaubte ohnehin kein Mensch. Wenn ich Caninus berichtete, was ich von Justus erfahren hatte, würde der Mann am nächsten Morgen tot sein. Ich entschied, mir den Freigelassenen in der Hinterhand zu behalten.

    »Marcus Caninus, es ist ganz offensichtlich, daß du Teil einer kriminellen Verschwörung bist, einer Verschwörung zur Unterschlagung von Beweismaterial im Zusammenhang mit meiner Ermittlung von betrügerischen Praktiken. Wenn du mir nicht enthüllst, was du in dieser Angelegenheit weißt, werde ich nicht zögern, weiter gegen dich vorzugehen und die härteste Strafe zu fordern.«
    Er trat verlegen von einem Fuß auf den anderen und blickte in Richtung der Männer in Grün. Offenbar bereute er inzwischen, daß er sie mitgebracht hatte. »Du wirst es mit Männern zu tun bekommen, die weit wichtiger sind als ich, Ädile.«
    »Genau. Solche Männer pflegen, wenn sie Teil einer kriminellen Verschwörung sind, ihr niederrangigstes Mitglied zu opfern, um ihre eigene Haut zu retten. Und dieser Mann wärst du, Marcus Caninus.«
    Seine Gesichtszüge verhärteten sich. »Dann würde ich von größerenMännern betrogen. Es wäre nicht das erste Mal.«
    »Es besteht kein Grund, daß du alleine leidest«, erklärte ich ihm.
    »Genau genommen ist es gar nicht notwendig, daß es überhaupt zu einer Anklage kommt. Ich habe kein Interesse daran, einen kleinen Publicanus vor Gericht zu zerren. Nenn mir die Namen der Beteiligten an diesen illegalen Transaktionen, die zahlreiche Bürger das Leben gekostet haben, und halte dich bereit, deine Aussage vor Gericht zu beeiden, dann wird dir nichts Schlimmeres passieren als eine Kündigung deines öffentlichen Auftrags und die Verhängung eines nominellen Bußgeldes.«
    »Ich bin kein Spitzel«, sagte er und richtete sich wieder zu seiner vollen beeindruckenden Größe auf.
    »Selbstverständlich nicht«, sagte ich. »Du bist ein loyaler Diener des Senates und des Volkes. Denk darüber nach. Du weißt, wo du mich findest. Und nun kannst du gehen.«

    Ich drehte mich lässig um und ging weg, die Nackenmuskeln in Erwartung eines möglichen Dolchwurfes angespannt.
    Langsam wandte ich mich noch einmal um und sah, wie er sich, dicht gefolgt von seinen Wachhunden, entfernte. »Oh, Marcus Caninus?«
    Er drehte sich überrascht um. »Ädile?«
    »Vergiß nicht, das Holz abzutransportieren. Die Hohe Priesterin besteht ausdrücklich darauf.«

IX
    »Das war keine schlechte Vorstellung«, sagte Hermes. »Aber wie lange wird es vorhalten? Er wird sich wieder fangen, feststellen, daß seine Bulldoggen denken, er hätte einem Schwächeren nach gegeben, und dir nach setzen.«
    »Aber waren das wirklich seine Männer?« wandte ich ein.
    »Als ich vor zwei Tagen mit ihm gesprochen habe, hatte ich den Eindruck, er wäre ein vielbeschäftigter Mann. Er hat ein Unternehmen zu führen. Zugegeben

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