Die Rache der Flußgoetter
ein. »Caesar hat mehrere Häuser voller Kunstwerke hinterlassen, als er das Haus des Pontifex Maximus und das der Vestalinnen renovieren ließ. Sie weiß, wie viele Gesellschaften wir geben müssen, wenn ich als Praetor kandidiere, und möchte vielleicht unser Haus verschönern.« Es sah ihr ähnlich, mich wissen zu lassen, wie wenig sie von meinem persönlichen Geschmack hielt.
Julia riß mich aus der Bewunderung dieser wunderschönen Statue. »Hast du das mit den persönlichen Angriffen ernst gemeint?«
»Ich scherze selten über persönliche Gefahren. Ich werde das Tor doppelt verriegeln und einen Posten auf dem Dach stationieren.«
»Dann meinst du es wirklich ernst. Wirst du solange zu Hause bleiben? «
»Ich werde nicht zulassen, daß mich ein Haufen Schläger zum Gefangenen in meinem eigenen Haus macht. Das sind nur Maßnahmen zur Sicherung der nicht kämpfenden Truppen, also du und das Hauspersonal. Ich habe noch etwas zu erledigen, aber anschließend werde ich das Haus sofort wieder verlassen.«
Sie verdrehte die Augen. »Du willst wieder den Helden spielen! Bitte, verschone mich!«
Ich packte sie und drückte ihr einen dicken Kuß auf die Lippen. »Ichbin kein Held. Aber im Moment sind die Straßen so verstopft, daß ich jedem möglichen Verfolger mit Leichtigkeit entwische. Das habe ich mein ganzes Leben lang getan. Vertrau mir, meine Liebe.«
»Das letzte Mal, als ich dir vertraut habe, bist du bei dieser germanischen Prinzessin gelandet«, entgegnete Julia.
Ich zuckte zusammen. Ich hatte inständig gehofft, daß Julia nichts davon erfahren würde, aber solches Glück war mir offenbar nicht beschieden. »Damals waren wir noch nicht verheiratet. Außerdem hat die Frau versucht, mich umzubringen.«
Sie schüttelte angewidert den Kopf. »Was Männer bloß so attraktiv an Barbaren-Frauen finden? Geh und spiel mit deinen Waffen. Ich werde das Personal anweisen, keinem Fremden die Tür zu öffnen.«
Ich suchte Zuflucht in meinem Arbeitszimmer, wo Hermes bereits meine Waffentruhe geöffnet und ihren Inhalt ausgebreitet hatte. Das Gesetz, das das Tragen von Waffen innerhalb des pomerium verbot, stand im Begriff, eine weitere großzügige Auslegung zu erfahren.
»Zunächst einmal solltest du anfangen, das hier zu tragen«, sagte Hermes und hielt eine ärmellose, hüftlange Kettenweste hoch. Es war eine von zwanzig solcher Schutzwesten, die Caesar von einem gallischen Häuptling bekommen und anschließend zum Teil unter seinen bevorzugten Offizieren verteilt hatte. Die Gallier haben den Kettenpanzer erfunden, jene geniale Rüstung aus mit einander verbundenen Eisenringen, die flexibler als Leder und kräftiger als Bronzeplatten sind. Mein übliches Kettenhemd aus der Legion war knielang mit kurzen Ärmeln und Schulterriemen, was einem an den verwundbaren Stellen doppelten Schutz bot, dafür allerdings auch mehr als dreißig Pfund wog. Die Glieder, aus denen die gallische Weste gemacht war, waren fünfmal kleiner als die einer Legionärsrüstung, und das ganze Kleidungsstück wog weniger als fünf Pfund.
Ein wuchtig geschleuderter Speer würde die Weste glatt durchdringen, aber um einen Dolchstoß auf der Straße abzuwehren, war sie bestens geeignet. Selbst der Stoß eines kurzen Schwertes würde abgeblockt werden, wenn der Angreifer nicht sein volles Gewicht hineinlegen konnte. Die Weste war versilbert, was ebenso praktisch wie dekorativ war.
Sie mußte nicht geölt werden und würde meine Kleidung auch nicht mit Rost und der unvermeidlichen Rüstungsschmiere verdrecken, die stets an Eisenrüstungen haftet.
»Ich weiß nicht«, sagte ich zweifelnd. »Ich habe es stets vermieden, durch die Straßen zu gehen, als hätte ich Angst vor meinen Mitbürgern.«
»Aber genau die könnten dich umbringen wollen«, bemerkte er. »Sei vernünftig. Trag sie unter deiner Tunika, dann wird niemand erfahren, daß du sie anhast, es sei denn du wirst ermordet, und dann kann es dir sowieso egal sein.«»Du hast mich überzeugt.« Ich zog mich aus, legte eine dünne Tunika an, wie ich sie gewöhnlich zum Sport trug, und zog die Weste über meinen Kopf. Sie war exquisit gearbeitet und über den Hüften tailliert, so daß sie glatt auf meinen Beckenknochen auflag und sich dadurch noch leichter anfühlte. Dann streifte ich meine gewohnte Tunika darüber, und die Rüstung war unsichtbar. Ich gurtete sie mehrfach mit dünnen Lederbändern, die ich im Stil der Wagenlenker durch die schweren Messingringe fädelte. Damit hatte
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