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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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traf ein Haufen Banditen in Mittelitalien ein, der von zwei Brüdern namens Romulus und Remus angeführt wurde. Sie raubten den benachbarten Völkern Land und Frauen und gründeten ihren eigenen kleinen Banditenstaat. Irgendwann begründete Romulus eine gute alte römische Tradition, indem er seinen Bruder ermordete. Wäre es andersherum gekommen, würden wir heute vermutlich in einer Stadt namens Rem leben.Nachdem einige Zeitlang Könige geherrscht hatten, manche von ihnen Etrusker, haben unsere Vorfahren die Republik gegründet. Das Rudel Familien, das alles kontrollierte, nannte sich selbst Patrizier und besaß alles Land von irgendwelchem Wert. Da sie im Grunde nichts anderes waren als wohlhabende Bauern, legten sie fest, daß nur wohlhabende Bauern Anspruch auf Ruhm und Würde hätten. Geld, das aus einer anderen Quelle als der Landwirtschaft stammte, galt uns unrein, weil es Geld war, das sie nicht bekamen.

    Die geringeren Menschen waren die Plebejer, die ein bißchen zu spät gekommen waren, um das beste Land für sich zu beanspruchen, weil das schon an den ersten Trupp Banditen gegangen und an ihre Nachkommen weitervererbt worden war.
    Doch die Plebejer verfügten über die Eigenschaft, zahlreich zu sein, und die Patrizier brauchten sie, wenn es so etwas wie eine Armee geben sollte. Der Rest der römischen Geschichte war nichts weiter als der Kampf dieser beiden Klassen um die Macht. Die Plebejer wollten auch Land besitzen und ehrbar sein, was einigen, darunter meiner Familie, auch tatsächlich gelang. Da das gute Land in der Regel jedoch schon vergeben war, blieb nur die Möglichkeit, es jemand anderem wegzunehmen, und so machten wir uns auf den Weg, ein Imperium zu erobern.
    Es gab nur eine Ausnahme von der Regel ›Reichtum aus Landbesitz gleich Ehre‹: Im Krieg erplünderte Beute galt ebenfalls als ehrenhaft, und Beute war alles, was die Leute, die man umbrachte, herumliegen ließen sowie die Leute selbst, sofern die noch atmeten und arbeitsfähig waren. Wenn man reiche Gefangene machte, konnte man sie an ihre Familien zurück verkaufen. Grob ausgedrückt waren die einzigen ehrbaren Methoden, Geld außerhalb der Landwirtschaft zu verdienen, Diebstahl, Sklavenhandel und Lösegelderpressung.
    Damit keine Mißverständnisse auf kommen, die Barbaren sind für gewöhnlich noch schlimmer als wir und meistens widerwärtig, wenn nicht lächerlich. Im Gegensatz zu Cato kann ich nur keine besondere immanente Tugend im Status der nobilitas erkennen. Wenn mein langes Leben mich eines gelehrt hat, dann, daß der einzig wirklich entscheidende Faktor das Glück ist. Einige haben es und andere nicht, und das hat nichts mit Charakter oder angeborener Tugend zu tun.
    Wir können opfern, alle vorgeschriebenen Riten zelebrieren oder die für den jeweiligen Lebensaspekt zuständige Gottheit bestechen, am Ende kommt es doch nur auf Fortuna an, und es gibt nichts, was wir tun können, um sie zu beeinflussen.
    Was mich am wütendsten machte, war die Tatsache, daß ich Cato recht geben mußte, zumindest in der Analyse des Problems und dessen, was ge-tan werden mußte. Ich habe häufig die Erfahrung gemacht, daß es weniger schlimm ist, wenn die Menschen anderer Meinung sind als man selbst, als wenn sie einem aus den falschen Gründen zu stimmen. Es sah so aus, als ob Cato und ich in dieser Angelegenheit Verbündete werden sollten, obwohl ich den Mann verachtete. Seine stierköpfige Sturheit, seine bösartige, selbstgerechte Grausamkeit, sein völliger Mangel an Verhältnismäßigkeit, sein selbstgefälliger Stolz auf seine Herkunft und eine Reihe anderer Wesenszüge waren mir zutiefst zuwider.
    »Zunächst einmal«, meinte Cato, »brauchen wir Namen.
    Wenn wir Namen haben, können wir vor dem Gericht des praetor Urbanus Anklage erheben. Bis jetzt haben wir nur Aemilius Scaurus und diesen verachtenswerten Bauunternehmer Caninus. Ersterer stand in jüngster Zeit schon des öfteren vor Gericht, während letzterer nicht viel mehr ist als ein glorifizierter Müllkutscher. Wir brauchen weitere Namen, viele Namen und vor allem: prominente Namen. Wenn wir bloß die beiden anklagen, werden wir kaum Aufmerksamkeit erregen.«
    »Daran arbeite ich bereits«, erklärte ich ihm, »aber es könnte Probleme geben.«
    »Wie? Was für Probleme?«
    »Nun, wenn man meine, wie du weißt, umfangreiche Erfahrung mit dieser Art von Ermittlung als Maßstab nehmen kann, wird man in Kürze damit anfangen zu versuchen, mich um zu bringen.«
    »Na und?«

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