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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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einen Geist gesehen.«
    »Ich wünschte, ich hätte de Thorignys Geist erblickt.« Simon lachte bitter auf. »Aber ich fürchte, William ist noch sehr lebendig.«
    »Wollt Ihr damit sagen, dieser Tote ist nicht de Thorigny?«
    »Leider ja.« Simon seufzte. »Denn nicht der rechte Arm ist verstümmelt wie bei William de Thorigny, sondern der linke. Außerdem habe ich de Thorigny zwar nur einmal kurz an dem Abend gesehen, als Luce ihn töten wollte. Aber er gehört zu den Menschen, die man nicht vergisst. Dieser Kerl ist zwar auch dunkelhaarig, aber ganz eindeutig nicht de Thorigny.«
    Yvain starrte einige Momente auf das rundliche Gesicht eines Mannes Mitte zwanzig hinab, das im Tod eher überrascht als von Angst oder Schmerz verzerrt wirkte. »Früher oder später müssen wir also wieder mit einem Angriff de Thorignys rechnen«, sagte er düster. »Er wird nicht eher Ruhe geben, bis wir ihn töten werden.«
    »Leider teile ich Eure Ansicht.« Simon stand auf. »Lasst uns nach Luce suchen. Er hat das Recht, die schlechte Nachricht so schnell wie möglich zu erfahren.«
    Yvain und Simon gingen davon aus, Luce am Verbandsplatz zu finden, doch dies war nicht der Fall. »Der Junge, ja, er war hier, und ich habe seine Wunde behandelt«, sagte der Medicus auf ihre Frage, während er nachdenklich die Stirn runzelte. »Nachdem ich den Verband angelegt hatte, ist er, glaube ich, dort in den Wald gegangen.« Er wies auf einen Trampelpfad zwischen einer Buche und einem Haselgesträuch.
    Die beiden Männer folgten dem Pfad bis zur Hügelkuppe. Als sie auch dort Luce nicht entdeckten, kehrten sie wieder um. Plötzlich bemerkte Simon bei einem Gebüsch etwas silbrig Schimmerndes – Luces Dolch.
    Hastig suchten Yvain und er die Umgebung ab. Aber sie fanden weder den Jungen lebendig noch seine Leiche.
    »Wenn mich meine schlimmste Ahnung nicht trügt«, sagte Yvain schließlich rau, »hat de Thorigny den Jungen gefangen genommen und plant eine Teufelei mit ihm.«
    »Wir sollten so schnell wie möglich zu Eurem Gut zurückkehren.« Simon nickte. »Ich befürchte, William de Thorigny reitet dorthin und erpresst Adela mit Luce.«
    *
    »Mutter, was hast du denn? Tut dir dein Arm weh?« Adela fuhr zusammen und bemerkte, dass sie wieder einmal ihren rechten Oberarm umklammert hielt. Robin starrte sie besorgt an, während sich ihre Augen mit Tränen füllten. Ihre Tochter spürte die Anspannung, die seit Luces Ankunft mit den Soldaten über dem Gut lag, und begann – ganz anders als sonst – bei jeder Kleinigkeit zu weinen.
    »Nur ein bisschen«, log Adela. Aber seit sie von William de Thorignys Plan wusste, schmerzte sie das Brandmal, und heute, am Tag der Schlacht, peinigte es sie beinahe unerträglich.
    »Wenn dir dein Arm wehtut, solltest du eine Salbe darauf schmieren«, bemerkte Robin eifrig.
    Eine Salbe, darüber war sich Adela im Klaren, würde ihr keine Linderung bringen. »Was hältst davon, wenn wir hinüber ins Wohnhaus gehen und Marian fragen, ob sie nicht Brot backen möchte?«, schlug Adela vor. Sie hielt es plötzlich allein mit Robin in der Hütte nicht mehr aus.
    »O ja.« Robin, die, wie Luce früher, jede Art von Backen liebte, legte ihre Puppe auf die Bank, und auch Adela packte die grobe Plane, die sie flickte, weg.
    Marian war gern bereit, einen Brotteig anzusetzen. Doch auch sie war wieder sehr schweigsam, und in der Küche, die normalerweise von Stimmengewirr und Lachen erfüllt war, herrschte eine bedrückte Stimmung.
    Während Adela den Teig knetete, kreisten ihre Gedanken unablässig um Luce, Yvain und Simon. War es ihnen tatsächlich gelungen, William de Thorigny in einen Hinterhalt zu locken? Hatten sie die Schlacht unbeschadet überstanden? Und da war noch etwas … Sie hielt kurz inne und stützte ihre Hände auf den Rand des Holztrogs, während Robin neben ihr mit roten Wangen in einer Tonschüssel ihre eigene kleine Teigportion bearbeitete.
    Sie war so fest davon überzeugt gewesen, Yvain sei nur ein guter Freund für sie. Aber als sie sich vor zwei Tagen im Morgengrauen von ihm verabschiedet hatte, hatte sie für ihn – das war ihr plötzlich klar geworden – so viel mehr empfunden. Liebte sie ihn etwa womöglich doch? Oder glaubte sie dies nur, weil sie von William de Thorignys geplantem Überfall völlig durcheinander und verstört war?
    Nachdem die Brotlaibe aufgegangen waren und Adela sie in den Backofen geschoben hatte, wurde es allmählich dämmrig. Marian und die Köchin begannen, die

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