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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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schritt. Dann stand sie vor ihm. Mit einer verächtlichen Bewegung, als sei der Junge ein Stück Unrat, schleuderte William de Thorigny Luce von sich und packte Adela.
    »Weißt du«, sagte er sanft, »ich habe mit dem Gedanken gespielt, deinen Sohn hier, vor deinen Augen, umzubringen. Aber dann gefiel mir die Vorstellung, wie sehr er leiden wird, wenn er weiß, dass ich dich wieder in meiner Gewalt habe.«
    Während er sprach, tastete er Adela rasch ab. Dann lachte er. »Bei unserer ersten Begegnung hattest du, wenn ich mich recht erinnere, ein Messer bei dir und hast es gegen mich gerichtet. Nun – du hast dazugelernt. Aber ist es nicht ohnehin so, dass du im Grunde deines Herzens weißt, dass du mir gehörst und dass es deine Bestimmung ist, mir zu Willen zu sein?« Er strich über ihren Arm, wo sein Zeichen in ihr Fleisch eingebrannt war. Dann, unvermittelt, wirbelte er sie grob herum und zerrte sie zu seinem Pferd, das am Rand der Wiese an einen Baum gebunden war.
    Dort fesselte er ihre Hände mit einem Seil vor dem Körper, schwang sich in den Sattel und zog sie zu sich auf den Pferderücken. Während er mit ihr davonsprengte, wandte Adela rasch den Kopf. Luce bewegte sich auf dem schattigen Grund der Wiese. Er schien zu sich zu kommen. Hinter der Hecke des Gehöfts glaubte sie, Robin weinen zu hören. Aber was auch immer William de Thorigny ihr antun würde – ihre Kinder waren in Sicherheit.
    Verschwommen nahm Adela wahr, dass sie durch dichten Wald ritten. Mal sickerte Mondlicht durch die Kronen und erhellte den Weg, dann wieder war es fast vollständig dunkel. Schließlich ließ William de Thorigny seinen Hengst vom Galopp in einen langsamen Trab fallen. Mit seinem rechten Arm hielt er sie fest gepackt. Der eiserne Haken bohrte sich schmerzhaft in ihren Leib. Sie spürte Williams Atem in ihrem Nacken.
    Wirre Bilder suchten Adela heim. Sie verlor jegliches Zeitgefühl und jede Orientierung. De Thorigny ritt mit ihr wieder über den Hof ihres Anwesens, vorbei an den erschlagenen Hunden. Nun zerrte er sie durch das Schlafzimmer und warf sie auf das Ehebett. Luce spähte durch das Fenster. Lauf fort!, flehte sie ihn in Gedanken an. Sie sah Francis schwer verletzt am Boden eines Schlachtfeldes liegen. Pferde trampelten über ihn hinweg. Dann zertrat William de Thorigny den Fisch, den Francis für Luce geschnitzt hatte, auf den Bodenplatten ihres Verlieses.
    Irgendwann nahm Adela wahr, dass das Pferd im Schritt lief. Sie hörte Laub rascheln und einen Bach rauschen. Das Mondlicht verlieh dem strömenden Wasser einen kalten, silbrigen Schimmer. Eine Weile folgte William de Thorigny dem Ufer, ehe er den Hengst durch den Bach und auf der anderen Seite einen Hügel hinauftrieb.
    Kurz darauf brachte er das Pferd auf einer kleinen Lichtung zum Halten. Er warf Adela auf den Boden, packte sie dann – nachdem er selbst abgesprungen war – an ihrem Umhang und schleifte sie durch das Gras zu den Bäumen am Rand der Lichtung. Der Mond verbarg sich wieder hinter Wolken. Deshalb konnte sie William nur als einen bedrohlichen Schatten erkennen. Sie erahnte mehr, als dass sie es sah, wie er ein Seil losmachte, das er um seinen Leib geschlungen hatte. Rasch befestigte er das eine Ende um ihren Knöchel, das andere band er an einem Baum fest.
    »Damit du mir nicht im Wald verschwindest«, sagte er und lachte. »Außerdem eine Erinnerung an deinen Aufenthalt in meinem Kerker, so kannst du dich schon einmal auf das einstimmen, was dich erwartet. Schließlich soll es dir nicht langweilig werden, während ich ein Feuer mache.« Er wandte sich ab und begann, im Sternenlicht trockenes Laub und Äste zu sammeln.
    Noch einmal würde er ihr nicht Gewalt antun. Wieder fühlte Adela sich auf einmal sehr ruhig. Vorsichtig drehte sie ihre gefesselten Hände. Es gelang ihr, mit den Fingern den Saum ihres linken Ärmels abzutasten. Ja, dort steckte noch die große Nadel, die sie vorhin am Tor von Yvains Gehöft aus dem Korb genommen und im Stoff verborgen hatte. Mit den Fingerspitzen konnte sie die Nadel packen. Langsam und behutsam – darauf bedacht, dass sie ihr nur ja nicht entglitt und zu Boden fiel – zog Adela die Nadel Stück für Stück aus dem Saum.
    *
    »Such, Lester, such. Ja, guter Hund.« Yvain zwang sich, ruhig auf das Tier einzureden. Als er und Simon auf dem Gehöft eingetroffen waren, hatte sich ihre Befürchtung, William de Thorigny würde Luce als Geisel benutzen, um Adela wieder in seine Gewalt zu bringen, nur allzu

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