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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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sie flehend an. »Erlaube es mir, mit Simon und Yvain zu gehen.«
    Adela spürte, dass Luce es ihr nie verzeihen würde, wenn sie ihm diese Bitte verweigerte. Deshalb sagte sie nach kurzem Zögern widerstrebend: »Gut, ich erlaube es dir.«
    *
    Luce übernachtete in Adelas Hütte. Er war so erschöpft, dass er sofort einschlief, nachdem er sich neben sie und Robin in das breite Bett gelegt hatte. Adela dagegen fand kaum Schlaf. Wenn sie einmal kurz einnickte, peinigten sie Alpträume, in denen Luce von William de Thorigny getötet wurde. Vor Anbruch des Morgengrauens stand sie auf und half in der Küche mit, eine Mahlzeit für die Männer und Proviant für die nächsten Tage zu bereiten. Die sonst so redselige Marian war an diesem Morgen überraschend schweigsam, aber tatkräftig wie immer.
    Yvain, Simon, Luce, Robert of Keevil, die Bewaffneten und die Knechte des Hofes schlangen die Suppe hastig hinunter und begannen dann, Pferde und Karren mit Waffen, Holz und Werkzeugen zu beladen. Nur zu bald, schien es Adela, waren sie zum Aufbruch bereit. Eine dunstverhangene Sonne ging eben über den herbstlich bunten Hügeln auf.
    Stumm umarmte sie Luce, denn sie wusste, wenn sie nur ein Wort sagte, würde sie haltlos in Tränen ausbrechen, und küsste ihn. Für einen Moment klammerte sich Luce an sie, als wäre er noch ein kleiner Junge. Doch schon, als er sich in den Sattel seines Pferdes schwang, war er wieder ein fast erwachsener Knappe.
    »Er wird wohlbehalten zu Euch zurückkehren.« Simon war neben sie getreten und legte den Arm um sie. »Es ist gut, dass Ihr Euch durchgerungen habt, ihn gehen zu lassen.«
    »Gebt Ihr auch gut auf Euch Acht«, flüsterte Adela. »Um Anns und um Eures ungeborenen Kindes willen.«
    »Ich werde mein Bestes tun.« Simon lächelte sein ironisches Lächeln. Doch seine Augen waren sehr ernst.
    Wo war Yvain? Suchend sah Adela sich um. In all dem Gedränge entdeckte sie ihn schließlich hinter einem mit Brettern beladenen Karren. Er stand neben seinem Hengst und zog den Sattelgurt noch einmal fest. Sie rannte zu ihm. »Yvain …«, begann sie. Sie wollte ihm plötzlich ganz viel sagen und fand doch keine Worte. »Danke, dass Ihr für mich einsteht«, brachte sie nur hervor. »Und … und … ich flehe Euch an, kehrt wohlbehalten hierher und zu Marian und zu Euren Leuten zurück. Und auch zu mir …«, fügte sie aus einem Impuls hinzu.
    Yvain sah sie überrascht an. Er schien etwas sagen zu wollen. Doch Robert of Keevil rief ihm zu: »Sind wir zum Aufbruch bereit?«
    »Ja, das sind wir!«, rief Yvain zurück. Er drückte kurz Adelas Schulter, ehe er sich in den Sattel schwang und zum Tor ritt. Simon und Luce reihten sich hinter ihm ein.
    Marian war neben Adela getreten und ergriff ihre Hand. »Hoffentlich werden wir sie alle wiedersehen«, flüsterte sie.
    Adelas Mund war wie ausgedörrt. Mit brennenden Augen blickte sie den Männern hinterher, die nun nach und nach das Tor passierten.
    *
    Luce kauerte zwischen Simon und Yvain auf dem Waldboden und starrte zwischen Baumstämmen in das Tal hinunter. Erst vor einer Weile hatte sich der Nebel verzogen, der dort bis zum späten Vormittag über dem Boden gewabert hatte. Die Sonne, die inzwischen im Zenit stand, erreichte mit ihren Strahlen nicht ihr Versteck. Aber obwohl Luce in seinem Wollmantel fror, war er dankbar dafür. Denn so konnten sie nicht vom Licht geblendet werden.
    Das Hindernis aus gefällten Stämmen, das den Weg versperrte, befand sich hinter einer Talkrümmung und war von hier aus nicht zu sehen. Ein Stück unterhalb von ihnen, mit welkem Laub bedeckt, waren mit Steinen und Ästen gefüllte Bretterverhaue errichtet. Sie waren so konstruiert, dass sie, wenn die straff gespannten Seile, die die Bretter an ihrem Platz hielten, gekappt wurden, ihren Inhalt hinunter auf den Weg ergießen würden.
    Den ganzen vergangenen Tag hatten sie fieberhaft gearbeitet. Luce tat jeder Muskel weh, doch er war stolz darauf, seinen Teil beigetragen zu haben. Der Plan war, William de Thorigny und seine Leute nicht mehr aus dem Tal entkommen zu lassen. Denn in der entgegengesetzten Richtung standen Robert of Keevil und ein Teil seiner Männer bereit, um ihnen auch dort den Weg zu versperren und so den Rückzug unmöglich zu machen.
    Ein Eichhörnchen hatte sich an die reglos wartenden Männer gewöhnt und hüpfte anmutig über Luce von Ast zu Ast. Eine Drossel, die sich noch nicht auf den Weg in den Süden gemacht hatte, trällerte ihr Lied. Was wohl

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