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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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mein Vater vor der Schlacht empfunden haben mag, in der er von William de Thorigny getötet wurde? , ging es Luce durch den Kopf. Unwillkürlich rückte er ein wenig näher an Simon heran. Simon bemerkte dies und nickte ihm aufmunternd zu. »Das Warten erscheint einem oft schlimmer als der eigentliche Kampf«, flüsterte er.
    Ein Schauder durchlief Luce, als er ganz in der Nähe ein Rascheln hörte. Doch es war wieder nur das Eichhörnchen, das auf einer Astgabel innegehalten hatte und an einer Nuss knabberte. Luce atmete tief durch. Als er wenig später in einiger Entfernung ein dumpfes Geräusch wahrnahm, glaubte er zuerst, er habe sich getäuscht. Doch als Simon, Yvain und die anderen Männer ringsum kaum merklich ihre Positionen veränderten und Pfeile aus ihren Köchern nahmen, begriff er, dass dies tatsächlich das Trappeln von Pferdehufen war. Luce tat es ihnen gleich und ließ dann seinen Bogen von der Schulter gleiten.
    Nun wurden die ersten Reiter unten im Tal sichtbar. Wie Yvain es vorausgesagt hatte, war der Weg so schmal, dass sie hintereinander ritten. Sorglose Stimmen schallten zu ihnen herauf. Ihre Kettenhemden und geölten Lederwämse schimmerten matt im Schatten.
    Sie wirken wie ein riesiger Schlangenleib, schoss es Luce durch den Kopf.
    Mehr und mehr Reiter zogen den Weg entlang. Die ersten mussten bald in Sichtweite des Hindernisses sein. Da endlich ertönte der Klang eines Horns – das verabredete Zeichen, dass die letzten von ihnen Robert of Keevil und seine Männer passiert hatten.
    »Los!«, brüllte Yvain. Er erhob sich, sprang einige Schritte den steilen Abhang hinab und durchtrennte eines der Seile. Andere Männer taten es ihm gleich. Ein grollendes Rumpeln ertönte, als die Bretter nachgaben und sich die Steine und Äste den Hang hinunter ergossen. Vom Talgrund ertönten erst überraschte Flüche, dann Schreckens- und Schmerzensschreie.
    »Jetzt die Pfeile!«, befahl Yvain. Luce legte einen Pfeil an die Sehne. Er zielte auf einen von William de Thorignys Leuten, den er schemenhaft in dem Durcheinander aus gestürzten Pferden und hin und her wogenden Bewaffneten erkennen konnte, und stellte sich vor, der Mann wäre William de Thorigny. Während er die Sehne zurückschnellen ließ, schloss er die Augen.
    Noch einmal ordnete Yvain einen Pfeilhagel an. Wieder ertönte das sirrende Zischen. Dann schrie Yvain »Mir nach!« und setzte mit gezogenem Schwert in langen Schritten den Abhang hinunter. Luce folgte ihm an Simons Seite.
    *
    Von diesem seinem ersten Kampf sollte Luce nur verschwommene Erinnerungen behalten. Wie Simon neben ihm focht und sein Schwert gebrauchte. Wie Männer verwundet oder getötet aus den Sätteln stürzten oder andere von den Pferden niedergetrampelt wurden. Schreie und Waffengeklirr füllten seine Ohren. Einmal drang einer von William de Thorignys Männern mit dem Schwert auf ihn ein, so schnell und kraftvoll, dass Luce mit seiner eigenen Waffe überhaupt nichts gegen ihn ausrichten konnte. Im letzten Moment kam Simon ihm zu Hilfe und rammte dem Angreifer sein Schwert in den Leib. Dann wieder gelang es Luce, einen Mann am Arm zu verletzen, der mit einem Dolch auf Simon einstach, was diesem eine Atempause verschaffte.
    Irgendwann schließlich wurde das Waffengeklirr leiser, ja, es verstummte ganz. Erstaunt nahm Luce wahr, dass sich der Kampfplatz gelichtet hatte. Simon, dessen Gesicht blutbespritzt war, schob aufseufzend sein Schwert in die Scheide. Zwischen am Boden liegenden Männer- und Pferdeleibern stapfte Yvain auf sie zu. Die etwa zwei Dutzend von William de Thorignys Männern, die noch kampffähig waren, ließen sich widerstandslos von Lord Godfreys Soldaten gefangen nehmen.
    »Es ist vorbei«, sagte Yvain. Sein mit Dreck und Blut verkrustetes Gesicht drückte keinen Triumph aus, sondern nur tiefe Erschöpfung.
    »Habt Ihr irgendwo de Thorigny gesehen? Bei denen befindet er sich jedenfalls nicht.« Simon nickte müde in Richtung der Gefangenen.
    »Einer von unseren Leuten will ihn bei den Toten am Hindernis erblickt haben«, erwiderte Yvain. »Er ist sicher, ihn am Eisenhaken an seinem rechten Arm erkannt zu haben.«
    »Er soll zur Hölle fahren«, murmelte Simon. »Ich will mich lieber selbst davon überzeugen, dass er es ist.«
    »Ich begleite dich«, sagte Luce rasch.
    »Nichts da. Du lässt erst einmal deinen Arm verbinden.« Simon schüttelte den Kopf. »Falls sich die Wunde entzündet, kann ich deiner Mutter und Ann nicht mehr unter die Augen

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