Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)
seinem Vater als Regent über Aquitanien eingesetzt wurde. Wobei er während dieser Zeit sicher seltener nach England reiste als in meinem Roman beschrieben. Historisch verbürgt ist ebenfalls, dass John – der letztgeborene und körperlich beeinträchtigte Sohn – von Henry II. bevorzugt wurde. So verfasste Henry II. ein Testament, in dem verfügt war, dass John nach seinem Tod über sehr ausgedehnte Gebiete herrschen sollte. Dies führte wiederholt zu Streitigkeiten mit den anderen Prinzen Henry, Richard und Geoffrey.
In der Literatur ist es umstritten, ob Richard homosexuell war. Fakt ist, dass er erst im Alter von dreiunddreißig Jahren, für mittelalterliche Verhältnisse also sehr spät, eine Ehe mit Berengaria von Navarra einging und dass die Ehe kinderlos blieb.
Manchmal stößt man bei der Recherche für einen Roman auf unerwartete Dinge, die sich dann sehr gelungen in einen Handlungsverlauf einfügen. Dies war etwa bei mir der Fall, als ich davon las, dass eine gewisse Äbtissin des Benediktinerinnenklosters von Barking mit Namen Matilda möglicherweise eine uneheliche Tochter Henrys II. war. Ich mag Matilda, eine meiner Hauptfiguren aus dem Vorgängerband »Am Hofe der Löwin« sehr (die Herrin von Adelas Mutter Aline und Gegenspielerin König Stephens) und gab sehr gerne einer zentralen Figur in »Die Rache der Heilerin« ihren Namen – sowie einige ihrer Eigenschaften. Dass sich Matilda, die Äbtissin von Barking, an Richards Aufstand beteiligte, ist jedoch meine Erfindung.
Ritter konnten im 12. Jahrhundert durchaus auch Troubadoure sein. So war Bertrand de Born, der berühmteste Troubadour des 12. Jahrhunderts, der auch am Hof Richards verkehrte, ein Baron. Allerdings bestanden sicher große gesellschaftliche Unterschiede zwischen den adeligen, reichen Troubadouren, die zum bloßen Zeitvertreib ihre Lieder darboten, und den mittellosen Spielleuten, die für Geld auftraten. An der Figur Simon de Bohuns reizte es mich, ihn in beiden Welten zu Hause sein zu lassen.
Das Benediktinerinnenkloster von Bellême sowie die Äbtissin Héloise sind meine Erfindung. Allerdings war es im Mittelalter gang und gäbe, dass hohe kirchliche Posten oft nach machtpolitischem Kalkül besetzt wurden und nicht nach spiritueller Eignung.
Ein Letztes noch: Die mittelalterliche Klostermedizin verfügte über ein erstaunliches Wissen. So ließen Medizinhistoriker der Universität Würzburg ein – auf den ersten Blick – obskures Rezept aus dem »Lorscher Arzneibuch« aus dem achten Jahrhundert untersuchen. Das Rezept enthält Zutaten wie Schafsdung, Honig und Käseschimmel. Tatsächlich ergab die chemische Analyse, dass diese Mixtur einen Wirkstoff beinhaltet, der Bakterien abtötet.
Mittelalterliches Heilwissen wurde in Bücher tradiert und mündlich überliefert, vieles lernten die Menschen auch durch Beobachtung. Ich halte es deshalb für zumindest nicht ausgeschlossen, dass heilkundige Männer und Frauen wie Adela – auch wenn der Herzkreislauf selbst noch nicht entdeckt war – wussten, dass Wespenstiche zum Tode führen können und man einen Menschen durch Massieren des Herzens wiederbeleben kann.
Bonn, im Februar 2013
Beate Sauer
Beate Sauer
Beate Sauer wurde 1966 in Aschaffenburg geboren. Sie studierte Philosophie und katholische Theologie in Würzburg und Frankfurt am Main. Sie lebt und arbeitet als freie Autorin in Bonn.
Mehr zur Autorin und ihren Büchern unter
www.beate-sauer.de.
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