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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Schlachten auf uns. Es wäre eine Schande, sie zu versäumen, weil ein Stück Vieh dich schon erschossen hat, ehe der Krieg auch nur richtig losgegangen ist.«
    Vuka lenkte sein Pferd von Tamuka weg.
    Ein Regiment des Kavhag-Umen nach dem anderen galoppierte vorbei und schwenkte nach Südosten auf die rechte Flanke, um die Angriffslinie dort zu verlängern. Kuriere rasten auf schweißnassen Pferden hin und her und trugen dabei Signalstangen auf den Rücken gebunden, sodass die Wimpel über ihnen flatterten und verkündeten, wer sie jeweils schickte und wen sie suchten. Die von ihnen, die die goldene Flagge des Qar Qarth führten, ritten auf geschmeidigen weißen Rössern, den schnellsten Pferden überhaupt, auf Schönheit und Schnelligkeit gezüchtet.
    Krieger mit roten Wimpeln bezogen Stellung vor den Kavhag, und die langen Stangen mit den breiten roten Flaggen waren auf dem Erdboden abgestützt. Junge wie auch alte Krieger mit grauen Mähnen schritten an den Linien entlang und führten entweder frische Ersatzpferde an die Front oder erschöpfte Tiere von dort weg, hinaus auf die freie Steppe im Süden, damit sie dort weiden und sich ausruhen konnten nach dem mörderischen Gewaltritt, der am gestrigen Abend begonnen hatte.
    Tamuka nahm das alles auf: die gewaltige Organisation, die Präzision der Bewegung, die monatelangen Planungen, die endlich Früchte trugen, bis hin zur Anzahl der Pfeile im Köcher jedes einzelnen Kriegers und dem Wetzstein in seinem Beutel. Erneut spürte er, wie sich in ihm der Ka regte, der Kriegergeist, wie dieser in seine Seele sickerte, während die Steppe unter der Macht der Merkihorde erbebte. Auch wenn es gegen seelenloses Vieh ging, so verströmte dieses ungeheure Panorama urwüchsiger Stärke doch Glanz.
    Er setzte den Feldstecher an und richtete ihn auf eine Anhöhe in anderthalb Kilometern oder etwas mehr Entfernung. Jubadi saß dort, umgeben von den Zungenlosen. Dutzende Adjutanten, Kuriere, Umenkommandeure, Schamanen, Nargatrompeter, Trommler und alte Freunde umgaben ihn, den Brennpunkt der Macht.
    Vuka hatte sich absichtlich entschieden, derzeit allein umherzuschweifen. Tamuka kannte den Grund: in Gesellschaft des Qar Qarth blieb Vuka der Zweite. Er sah Muzta hinter Jubadi stehen, und dem vom Schicksal gezeichneten Häuptling leisteten nur wenige Gesellschaft, wie auch seine beiden Umen erst weit hinten in der Marschordnung folgten. Des Durchbruchs durch die Viehlinie, des ersten Sieges, sollten sie sich nicht rühmen dürfen.
    Tamuka rutschte im Sattel hin und her. Die Lederrüstung knarrte, und der Bronzeschild seines Amtes drückte ihm schwer auf den Rücken. Hier war nicht der richtige Platz für den Tu, den Geist des Schildträgers, um seine Stimme zu erheben, denn hier regierte die Leidenschaftlichkeit. Er bemühte sich darum, seine Gefühle wieder in die Gewalt zu bekommen.
    »Merki Gor Rivah Macr!« (Wer von den Merki reitet hier?)
    Der einsame Sänger hob seine Stimme, und Bewegung lief durch die lange Reihe der Krieger, als sie sich in den Sätteln aufrichteten.
    Wie ein Mann erhoben sie ihre Stimmen:
    »Navhag vug darg!« (Wir sind die Navhag!)
    Die Verkündung des Clans begann auf der tiefsten Bassnote und lief rollend durch die Luft wie das kehlige Knurren der Nargas. Sobald der Rhythmus des Singsangs etabliert war, erhoben sich weitere, höhere Stimmen zum Kontrapunkt.
    Die Sänger warfen von neuem die Frage auf, und das Umen donnerte seine Antwort. Der Singsang wechselte langsam in einen flotteren Rhythmus, und Frage und Antwort folgten immer schneller aufeinander. Trommler schlugen mit den riesigen, mit Viehhaut bespannten Kesselpauken, auf den Rücken ihrer Pferde geschnallt, einen gleichmäßigen Schlag im Rhythmus eines pulsierenden Herzens. Auch die Hornbläser stiegen jetzt in die Sättel, reckten die fünf Meter langen Trompeten in die Luft und schmetterten einen durchdringenden, dissonanten Ton. Tamuka spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten und der Herzschlag dem Rhythmus der Trommeln folgte, der jetzt beschleunigte.
    Totemhalter bezogen vor jedem Regiment Stellung. Rauchtöpfe aus Viehschädeln erzeugten blaugrüne Qualmwolken von Weihrauch, der mit dem Wind aufstieg, um jene Ahnen zu wecken, die womöglich noch schlummerten.
    Ein goldener Wimpel, über dem eine rote Flagge wehte, stieg von Jubadis Stellung auf. Entlang der gesamten Frontlinie der Navhag wurden rote Flaggen gehoben.
    »Navhag, Navhag, Navhag!«
    Die roten Banner sanken wieder,

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