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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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wurden zur Seite ausgestreckt und dann in engen Kreisen geschwungen. Zehntausend Krummschwerter fuhren blitzend in die Luft, als materialisierte wie von Zauberhand ein Vorhang aus poliertem Stahl.
    Die Navhag rückten im Schritttempo ihrer Rösser vor und sangen dabei weiter ihren Clannamen. Die Trommler hielten ihren Rhythmus aufrecht; die Hörner schmetterten, und die Totemhalter zogen Rauchwolken nach.
    Vuka riss das Pferd herum, zog das Schwert und reckte es hoch.
    »Nehmen wir Blut!«, brüllte er und gab dem Pferd die Sporen.
    Lautlos fluchend nahm Tamuka den Bronzeschild vom Rücken, während er ebenfalls die Sporen gab. Das Pferd sprang los. Und noch während Tamuka die verrückte Tollkühnheit seines Schützlings verfluchte, war er doch insgeheim dankbar für diese Entladung und die Aussicht, Vieh zu töten.
    Hans blickte sich unter seinen Adjutanten um, die sich neben dem Kommandowagen versammelt hatten.
    »Sie haben Ihre Befehle -jetzt los!«
    Das Dutzend Kuriere galoppierte davon.
    »Da kommen sie«, gab Kindred bekannt.
    Hans blickte nach Westen. Die sinkende Sonne, die gerade durch eine Lücke in den Sturmwolken brach, zwang ihn, die Augen halb zuzukneifen.
    Die gewaltige Angriffslinie rückte vor.
    Er blickte die eigenen Linien entlang.
    Zwei gottverdammte Regimenter für eine Front von fast zehn Kilometern. Eine Brigade mehr, und er hätte standhalten können.
    Keuchend beugte sich Tim über den Widerrist seines Pferdes und hustete kräftig; sein Atem ging in kurzen Stößen.
    »Gottverdammtes Asthma … Typisch, dass es sich zu einem solchen Zeitpunkt meldet«, keuchte er.
    »Wir brechen jetzt lieber auf«, sagte Hans scharf. »Hier können wir nicht viel ausrichten.«
    Tim öffnete das Halfter und zog den Revolver, spannte den Hahn halb und drehte den Zylinder, um die Ladung zu prüfen.
    »Denke, ich bleibe noch eine Weile«, keuchte er.
    »Sie sind Korpskommandeur«, knurrte Hans gereizt. »Jetzt ist nicht die richtige Zeit für Heldentaten.«
    »Ich habe gerade tausend Jungs den Befehl erteilt, hier standzuhalten, wissen Sie«, entgegnete Tim, »und ich weiß, dass es keiner von ihnen überleben wird.«
    Er musste erneut husten.
    »Verdammtes Frühlingsgras … Habe schon immer gesagt, dass es mich mal umbringt.«
    Er sah Hans an und reichte ihm die Hand.
    »Navhag!«
    Hans blickte auf. Die Angreifer trieben ihre Tiere zum Handgalopp, als sie die breiten Untiefen des Potomac erreichten, der hier kaum mehr als ein Flüsschen war. Die einsame Batterie Vierpfünder nahm ihre Arbeit auf, während einzelne Soldaten schon die ersten Schüsse auf große Entfernung riskierten.
    »Ich habe entschieden, mich hier zu stellen«, sagte Tim. »Geben Sie auf sich Acht, Sergeant. Ich denke, jeder von uns muss sich den Platz aussuchen, wo er sich stellt, und ich schätze, ich bin des Kämpfens einfach überdrüssig.«
    Hans ergriff Tims Hand und drückte sie kräftig.
    Die wenigen Stabsoffiziere und der Fahnenträger hinter Tim blickten sich nervös um, denn sie wussten sehr wohl, was diese Entscheidung für sie bedeutete; sie sagten jedoch nichts.
    Tim nahm seine Hand zurück. Er beugte sich vor, gab der Lokomotive einen Klaps auf die Flanke und riss das Pferd herum, um an die Front zurückzukehren.
    »Jetzt sehen Sie zu, dass Sie wie der Teufel von hier verschwinden und mein Korps retten!«
    Hans blickte Tim nach, als dieser im Handgalopp den Hang hinabstrebte und direkten Kurs auf die angreifenden Merki nahm.
    Der Lokführer, der danebenstand, blickte zu Hans auf.
    »Bringen Sie uns zu Bastion 100 zurück«, knurrte Hans und versuchte nicht schon mit dem Tonfall zu verraten, wie eng ihm um den Hals geworden war.
    Der Lokführer salutierte und lief zum Führerstand. Sekunden später ruckte der Zug an und fuhr zurück nach Norden zu der Stelle, wo Ingrao nach wie vor dem Angriff der Vushka standhielt. Sobald die hiesige Stellung fiel, war die ganze Linie erledigt – alles nördlich von Bastion 100 und damit mehr als zwei Divisionen waren dann vom Rest der Armee im Süden abgeschnitten. Das bedeutete das Ende der Potomac-Front.
    Hans hob den Karabiner und feuerte einen Schuss ab -eine kindische Handlung, wie er wohl wusste, und nicht weniger kindisch waren die Tränen der Demütigung und der Wut.
    »Wir können damit rechnen, dass sie mit dem Einbruch der Nacht angreifen«, sagte Andrew und blickte sich unter seinen Stabsoffizieren um. »Ich möchte, dass fünfzig Kanonen diese Überquerung beharken, sobald die

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