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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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pfeifend fuhr ihm abgelassener Dampf über die Beine, und ein Funkenregen stieg hinter ihm auf. Er drehte sich um und verfolgte, wie der Zug aus dem Depot fuhr und Kurs direkt nach Osten nahm; dabei drehten die Rader mehrere Male durch, ehe sie auf den nassen Gleisen griffen.
    Die geschlossenen Güterwagen glitten vorbei. Im Laternenlicht sah er, dass sie dicht gefüllt waren mit Verwundeten. Ein halbes Dutzend offene Wagen folgten am Schluss des Zuges, auf jedem davon zwei Feldgeschütze, wobei die Munitionswagen zurückblieben.
    Auf einmal hatte Hans eine Idee. Er blickte den jungen Gregori an, der neben ihm stand.
    »Junge, ich brauche Sie, um die Dinge zu organisieren. Steigen Sie in diesen verdammten Zug! Organisieren Sie die Truppen wieder, sobald sie hinter dem Neiper sind.«
    »Aber, Sir, ich werde hier gebraucht!«
    »Hier werden Sie mir aber auch glatt verflucht viel nützen!«, knurrte Hans. »Jetzt los mit Ihnen!«
    Gregori zögerte und sah den Zug an, der langsam vorbeiratterte.
    »Los!«, bellte Hans.
    Gregori salutierte und lief zum Zug.
    »Sobald Sie zu Hause sind«, schrie ihm Hans nach, »heiraten Sie gefälligst dieses Mädchen, von dem ich gehört habe!«
    Gregori blickte zurück, zögerte, salutierte noch einmal traurig und sprang auf den letzten Wagen, als dieser gerade vorbeirollte.
    Hans blickte ihm wehmütig nach und bemerkte kaum, dass sich Ingrao zu ihm gesellt hatte.
    »Sie werden wohl sentimental«, fand Ingrao.
    »Er hat das Zeug zu einem guten Kommandeur«, antwortete Hans sanft. »Er hat die Chance verdient.«
    Hans sah Ingrao an, der schweigend verfolgte, wie der Zug im Nebel verschwand.
    »Das waren alle«, stellte Charlie traurig fest. »Es tut mir Leid, was die Übrigen angeht.«
    »Sie haben hinausgeschafft, wen sie konnten«, sagte Hans.
    »Ich habe heute die halbe Korps-Artillerie verloren -drei Batterien Napoleoner, zwanzig Vierpfünder.«
    »Sie haben die Vushka aufgehalten.«
    »Die halbe Artillerie, um ein Umen zu vernichten? Bei dieser Quote erledigen wir acht Umen, und ihnen bleiben noch dreißig.«
    Hans wandte sich ab. Wieder das Flattern, die Leichtheit, der stechende Schmerz.
    Und er feilschte aufs Neue mit sich: nicht jetzt! Lass mich das hier zu Ende bringen.
    »Wir brauchen noch acht Züge«, sagte er und blickte Charlie an, als könnte man die Züge aus dem Nichts herbeirufen, indem man einfach den Wunsch äußerte.
    Er blickte zum Himmel hinauf, über den ein Lichtblitz fuhr. Eine schwere Regenbö fegte an ihnen vorbei, hob seinen Poncho an und durchnässte seine Beine.
    »Wie spät?«
    Charlie schüttelte den Kopf.
    »Mitternacht muss vorbei sein.«
    Also noch sechs Stunden.
    Er traf Anstalten, sich abzuwenden, aber Charlie packte ihn am Ärmel und drehte ihn wieder um.
    »Jemand wird letztlich zurückbleiben müssen«, sagte Charlie. »Sie wissen das, ich weiß das. Jemand muss den Rückzug der anderen decken. Wir können nie alle aus der Schlacht abziehen, in die Züge laden und hinausbringen. Man riecht hier schon die Anfange einer Panik.«
    Hans nickte.
    Aus dem Durchbruch im Norden zog er schon die ganze Nacht lang Männer ab – das, was von zweieinhalb Divisionen übrig war. Er zog sie am Depot zusammen, lud sie dort in die Züge und fuhr sie nach Osten, hinaus aus dem Kessel, der von den Vushka im Norden und der geballten Masse der Horde im Süden gebildet wurde. Erst zwei Brigaden waren draußen. Wenn der Morgen anbrach, herrschte womöglich schon das Chaos.
    »Wir schaffen sie hinaus. Geben Sie die Meldung weiter: ich möchte alle Einheiten innerhalb einer Stunde an dieser Schienenstrecke in Formation aufmarschiert sehen. Wir geben die gesamte Frontlinie auf«, sagte Hans leise.
    »Die Frontlinie aufgeben! Und was, wenn die Merki durchstoßen?«
    Erneut peitschte ein Regenguss herab, und der kalte Wind trieb ihn zu einem fast horizontalen Laken.
    »Dieses Wetter schickt uns der Himmel, um unseren Rückzug zu tarnen«, erklärte Hans. »Ich bezweifle, dass diese schmutzigen Drecksäcke nachts bei solchem Wetter angreifen. Wir führen die Jungs schnurstracks nach Osten zu den Zügen, die dort einfahren werden. Wenn der Morgen anbricht, schließen die Merki den Kessel, und mit etwas Glück bleiben wir dabei außerhalb. Jetzt aber los!«
    Ingrao musste lächeln, salutierte und rannte los.
    Hans tastete in der Hosentasche nach Kautabak. Er zog den kümmerlichen Rest des Priems hervor und fluchte. Natürlich ging ihm das Zeug in einer solchen Lage aus. Er

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