Die Rache der Horden
war.
Die dünn gesäten Merkispäher nahmen an Zahl zu und wurden zu Gruppen; allmählich bildete sich eine Linie von Plänklern rings um das Viereck und blieb dabei zunächst außer Reichweite. Reiter mit blauen Wimpeln galoppierten an der Südseite des Vierecks entlang, kaum erkennbar im Nebel.
Noch drei Kilometer, und wir wären im Wald gewesen!, dachte Hans kalt. Drei gottverdammte Kilometer, und jetzt haben sie uns hier draußen in offenem Gelände erwischt. Er blickte nach Norden und konnte die Bäume des Waldes deutlich erkennen. Anderthalb Kilometer nach Norden, und man hätte den Wald erreicht. Mehrere Sekunden lang fühlte er sich versucht, seine Truppen in diese Richtung zu schicken, aber dann wurde ihm klar, dass es Selbstmord gewesen wäre. Die Merki würden ihn dort oben umstellen. Sobald das Viereck formiert war, musste er schnurstracks entlang der Bahnlinie nach Osten ziehen und sich einen Weg freihauen.
Ein neues Geräusch ertönte, und für einen Sekundenbruchteil stockte alles. Ein hohes und durchdringendes Pfeifen trieb aus dem Osten heran.
Rauer Jubel lief durch die Reihen, der aber verstummte, als ein anderes Geräusch, düster in seiner Drohung, über sie hinwegrollte. Es war der Klang von ansteigendem Donner, und die Erde bebte. Aus dem ersterbenden Sturm hervor griff die Horde an, und beim Anblick ihres verhassten Feindes stimmten die Merki ein Lied an.
»Plänkler, die Flanken sichern!«
Pat sprang aus dem Führerstand der Lok und achtete kaum der Pfeile, die heranpfiffen.
Aus den zwanzig geschlossenen Güterwagen hinter der Lok strömten zwei Regimenter, und Männer rannten schon los, um die Flanken zu sichern. Der Panzerwagen vor der Lok jagte einen Sprühregen Kartätschen los, der in den sich auflösenden Nebel hämmerte; die Erschütterung und die Geschossbahnen erzeugten Wirbel in den Nebelschwaden.
Pat stürmte die Gleise entlang und schrie den Männern zu, sie sollten ihm folgen, und er fluchte heftig, als er einen Streckenabschnitt entdeckte, wo die Gleise fehlten.
Im schattenhaften Nebel sah er eine Gruppe Merki langsam davonreiten und etwas zwischen ihnen mitschleifen.
»Haltet sie auf, gottverdammt, haltet sie auf!«, brüllte er.
Ein junger Soldat stand neben ihm. Pat entriss ihm das Gewehr, legte an und schoss. Ein Reiter kippte vorwärts aus dem Sattel.
»Kommt mit!«, kreischte Pat.
Er sprang vom Bahndamm und rannte durch das kniehohe Gras, und er rutschte mit den Ledersohlen immer wieder aus. Der Boden vor ihm war aufgerissen worden von etwas, was man darüber hinweggeschleift hatte.
»Haltet sie auf!«
Etliche Soldaten blieben stehen und schossen, und noch ein Reiter stürzte. Ein Merki drehte sich mit gespanntem Bogen im Sattel um. Als er schoss, sah Pat Regenwasser von der Sehne spritzen. Der Pfeil kam langsam näher, fand aber trotzdem sein Ziel und streckte den Mann neben Pat nieder.
Brüllend vor ungestümer Wut stürmte Pat weiter ins offene Gelände vor, und andere Männer folgten ihm. Ein Hagel von Schüssen krachte, und ein weiterer Reiter fiel. Diesmal kippte die Last ins Gras.
Pat zog den Revolver und schoss im Laufen. Die Krieger ergriffen eilends die Flucht.
Schwer atmend und mit einem Knoten im Bauch hielt Pat neben dem sieben Meter langen Gleisstück schlitternd an.
»Los, hebt es auf! Sehen wir zu, dass wir ruckzuck wieder zurückkommen!«
Ein Dutzend Männer sammelten sich um ihn, hoben das Eisenstück auf und trabten zur Schienenstrecke zurück. Erneut dröhnte tiefer Donner auf, und unvermittelt machte sich der schrille Pfiff der Zugpfeife bemerkbar.
Pat blickte über die Schulter. Aus dem weichenden Nebel kam eine dunkle Wand zum Vorschein, die mit hohem Tempo in mehreren Hundert Metern Entfernung nach Westen stürmte und dabei den verstreuten Gruppen von Nadelbäumen auswich, die den Rand des großen Waldes markierten. Die Wand traf Anstalten zu wenden, begleitet von schmetternden Hörnern und lauter werdendem Gesang. Aus dem Nebel tauchte eine Reihe Merki auf, die Krummschwerter erhoben, und galoppierten heran.
»Rennt!«, brüllte Pat.
Neben der Lok bezog das erste Regiment gerade Stellung beiderseits der Gleise und vor dem Panzerwagen, der derzeit sein Geschützfeuer eingestellt hatte und darauf wartete, dass die draußen kämpfende Gruppe wieder zurück war.
Der Ansturm hangaufwärts ging weiter. Die Männer rings um Pat blickten immer wieder über die Schultern, Panik in den Augen, aber keiner ließ das kostbare Gleisstück
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