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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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zu überwinden und die Kanonen zu erreichen versuchte, ehe diese abgeprotzt – und geladen waren.
    Einhundert Meter!, dachte Hans. Durch die Geschütze hindurch, und wir sind am Ziel. Dreißig Sekunden noch; und er sah, wie die Ansetzer von den Geschützen zurückwichen.
    Fünfzig Meter noch, und vor ihnen lauerten schweigend die Batterien; im Herzen wusste Hans, was jetzt kam.
    »Gleich sind wir da, Jungs, gleich! Direkt auf der anderen Seite des Hügels!«, brüllte er.
    Dreißig Kanonen feuerten gleichzeitig. Sechstausend Eisenkugeln peitschten über das Feld in die keine dreißig Meter mehr entfernte Angriffslinie.
    Pat stöhnte vor innerer Qual, konnte aber nicht den Blick abwenden. Die gesamte Ostflanke des Vierecks schien zu stürzen, und die Formation stockte, als wäre sie vor eine Mauer gelaufen.
    Die andere Geschützreihe, die direkt gegen ihn gerichtet war, feuerte hangaufwärts. Die Schützenlinie vor ihm wurde durchsiebt; Körper lösten sich auf, flogen durch die Luft.
    Ein Dampfstoß fegte an ihm vorbei; der Kessel der Lok explodierte, als Massivgeschosse durch ihn jagten.
    Pat stand benommen und wortlos da.
    »Sammelt euch, verdammt, sammelt euch!«
    Er war auf den Beinen. Wie er dorthin gekommen war, wusste er nicht. Jemand war neben ihm. Der Flaggenträger; die Fahnenstange war durchgebrochen, und der Junge schluchzte, während er das Banner über seinem Kopf schwenkte.
    »Noch einmal!«, brüllte Hans.
    Aus dem Durcheinander ringsherum rappelten sich einzelne Gestalten auf und stolperten weiter, als kämpften sie sich gegen einen Sturm voran.
    Blitze liefen vor ihnen über die Erde. Ein Eisenhagel peitschte heran und konnte einfach seine Ziele nicht verfehlen. Hans hatte das Gefühl, durch einen Alb träum zu wandeln. Es war ein Albtraum.
    Er blickte zum Zentrum des Vierecks zurück. Die Geschosse, die die Flanke verfehlt hatten, waren in die Reserve gerammt, die unter den Einschlägen taumelte. Männer liefen ins Zentrum der Formation zurück. Deren Ostflanke existierte nicht mehr. Wie ein sterbendes Tier versuchten sich die drei Brigaden zusammenzurollen.
    »Noch einmal!«, brüllte Hans. »Wir dürfen nicht stehen bleiben!«
    Er packte das Banner, reckte es hoch und stürmte vor.
    Ein Sturm fegte über ihn hinweg, riss ihn von den Beinen, als wäre er nur ein trockenes Blatt, und schleuderte ihn zu Boden.
    Hände griffen zu, zerrten ihn zurück. In einem Bein hatte er kein Gefühl mehr.
    »Lasst mich los!« Er strampelte und wehrte sich, aber sie gaben ihn nicht frei. Männer drängten sich um ihn. Endlich konnte er sich aus ihrem Griff befreien.
    »Sie wurden getroffen, Sir.«
    Ohne sich um den Aufschrei zu kümmern, rappelte er sich behutsam auf und verzog vor Schmerzen das Gesicht.
    Dieselbe verdammte Stelle, wo mich der Rebellenscharfschütze erwischt hat, dachte er kalt.
    Ein Regimentskommandeur kam heran und führte Hans’ Pferd am Zügel. Ohne eine Frage zu stellen, stieg Hans in den Sattel und unterdrückte dabei ein Stöhnen, das ihm die Schmerzen entlocken wollten.
    Das Viereck schmolz rapide dahin. Die Südwestecke war erneut aufgerissen worden, und Merki strömten in die Bresche. Die Ostflanke war ganz verschwunden, und ein Teppich weißgekleideter Leichen bedeckte dort das Schlachtfeld, die Hemden rot gefärbt; Hunderte Verwundeter schrien, krochen, stolperten rückwärts. Hangaufwärts setzte die Artillerie ihr mörderisches Feuer fort.
    Nichts weiter war mehr übrig als die Gruppe Männer rings um Hans, die Letzten der Reserve, und die Überlebenden stürmten aus der sich auflösenden Formation heran. Offiziere bemühten sich darum, die Männer ins Glied zu treiben und die Löcher zu stopfen. Die Luft war förmlich lebendig von Geschossen.
    Und die wilden Schreie der Schlacht wurden noch übertönt von den Nargas.
    Wie von einer einzelnen Hand geführt, wendeten die Reiter, die durch die löchrigen Linien geschlüpft waren, galoppierten wieder hinaus und schlugen dabei auf alles ein, was ihnen in die Quere kam.
    Die gegen die Züge gerichtete Artillerie hämmerte weiter auf die Bahnstrecke entlang des Höhenzuges ein; eine hohe Dampfwolke stand über der zerschmetterten Lokomotive, aber über dem, was von den drei Brigaden übrig war, lag unheimliche Stille.
    Als sich der Rauch einen Augenblick lang verzog, kam ein Merkireiter aus den Kolonnen ringsherum zum Vorschein und schwenkte eine weiße Flagge.
    »Feuer einstellen!«, brüllte Hans.
    Der Reiter lenkte sein Pferd heran

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