Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
sind Dummköpfe.«
    »Das wagst du, in meiner Gegenwart zu sagen?«, brüllte Tayang und sprang auf.
    Tamuka blickte sich in der Jurte um.
    »Wir alle – Tugaren, Bantag und ja, sogar meine Merki -sind Dummköpfe!«, schrie er, und er drehte sich im Kreis und deutete nacheinander mit anklagender Hand auf jede der Gruppen.
    »Ist dein Hund verrückt geworden?«, knurrte Tayang. »Bring ihn zum Schweigen, Jubadi, oder ich tue es selbst!«
    »Zumindest fürs Erste spricht er mit meiner Zunge«, entgegnete Jubadi.
    Tayang trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und blickte zu Muzta hinüber.
    »Lasst ihn fortfahren«, flüsterte Muzta.
    Tamuka blickte zu Tayang hinauf. Der alte Qar Qarth fluchte leise und nickte schließlich.
    »Ich spreche jetzt nicht als Merki«, fuhr Tamuka fort, wobei er sich Jubadi zuwandte und mit einer Verbeugung um Verzeihung bat. »Ich spreche als Angehöriger der Horden.«
    Muzta sah Jubadi erstaunt an. Er sah auch einen Ausdruck der Verachtung über die Züge des Zan Qarth Vuka laufen und genauso schnell wieder verschwinden.
    Zwischen beiden besteht ein Konflikt, wurde Muzta klar; mehr als ein Konflikt, beinahe Hass. Tamuka schien es nicht zu bemerken. Er schloss erst die Augen und hob sie dann, als könnte er mit seinem Blick irgendwie die goldene Abdeckung der Jurte durchdringen und die Nacht dahinter erkunden.
    »Es weht ein Wind von Ferne, eine Erinnerung, der leise Ruf dessen, was wir einst waren«, flüsterte er. »Es ist, als wendete man sich wieder der eigenen Jugend zu, zu einem Traum von den Dingen von einst, die nie wiederkehren können. Es ist ein Gesang, der zum Abendhimmel aufsteigt, eine Brise, die seufzend durch das hohe Sommergras fahrt, der moderige Geruch der Erde im Frühling. Es ist, als ritte man allein durch die Nacht, während das Große Rad den Weg erhellt, während sich das endlose Meer der Steppe vor den eigenen Augen ausbreitet. Es ist, als erwachte man vor dem Morgengrauen und ritte zu einer hoch gelegenen Stelle hinauf und erhöbe die Stimme zum Lobpreis der Sonne, während sie in den Himmel steigt und ihr Licht grell über den Schnee des Winters breitet, bis sich die Welt unter ihrem Feuer purpurn färbt …
    Das ist es, was wir sind.«
    Seine Stimme war leise und füllte doch das Zelt. Sie klang wie ein Sprechgesang, und Muzta schloss die Augen und ließ sich von den Worten davontragen, um an den Erinnerungen teilzuhaben.
    »Es ist der Augenblick des Ka, wenn sich der Blick hebt und auf einmal zu sehen vermag, dass man einer von Zehntausend ist, die Steigbügel an Steigbügel reiten, eine gewaltige Schlachtreihe, die über die Steppe fegt und deren Kriegsrufe zum Himmel aufsteigen, begleitet vom Donnern der Hufe; Leben und Tod bedeuten nichts mehr und alles Leben liegt nur noch im Augenblick. Und du weißt, dass selbst, falls du fünf Umkreisungen lang leben solltest, einhundert Jahre lang, du nie den Kitzel dieses Sturmangriffs vergessen wirst.
    Das ist es, was wir sind.«
    Er unterbrach sich, und alle schwiegen.
    »Dies sind Augenblicke, wie wir alle sie erlebt haben; es ist Teil von uns allen, und aus diesem Grund kann ich sagen, dass ich hier als Angehöriger aller Horden spreche und nicht nur als Merki.
    Das Vieh wird all dies endgültig vernichten. Die Welt wird nie wieder sein wie bisher.«
    Seine Worte riefen knurrige Bemerkungen hervor. Muzta fühlte sich unbehaglich – er war vom Sprechgesang zunächst eingelullt worden, aber dann hatten sich die Worte in eine kalte Stimme der Warnung verwandelt.
    »Diese Kreaturen haben uns die Freiheit ermöglicht, so zu sein, wie ich es geschildert habe, und jetzt haben sie die Macht, uns das wegzunehmen.
    Das Vieh hat sich verändert. Es hat nicht nur gelernt, wie wir zu denken, sondern uns auszutricksen. Sie werden uns vernichten und diese Welt zu ihrer machen, falls wir uns nicht ebenfalls ändern. Wir müssen zumindest vorläufig aufhören, immer die Gleichen zu bleiben, falls wir uns selbst retten möchten. Obwohl ihr keine Ehre in ihm erblickt, ist das Vieh des Nordens unser wahrer Feind, und das, was wir miteinander tun, ist vorläufig bedeutungslos. Falls wir unseren Streit nicht beilegen, wird er uns letztlich vernichten, und diese Kreaturen, das niedere Vieh erbt unsere Welt.«
    Von den Dutzenden Clan-Qarths, die zu Füßen ihrer Häuptlinge saßen, kam ein leises Gebrumm. Einige hatten die verborgene Bedeutung von Tamukas Worten verstanden, aber das waren nur wenige; die Übrigen musterten ihn

Weitere Kostenlose Bücher