Die Rache der Horden
Aufschimmern von Anerkennung im Blick.
»Dann sprich, du, der du nicht nach dem Ka-Geist der Kriegerlebst.«
Tamuka nickte und ignorierte die Beleidigung, die darin lag, dass er nicht als Krieger angesprochen wurde. Er betrat den zeremoniellen Kreis aus goldenem Tuch, der im Mittelpunkt der Jurte ausgelegt war und die Stelle markierte, wo auf jeden Fall die Wahrheit gesprochen werden musste.
»Wir alle haben schon immer gekämpft«, begann er leise und wandte sich nacheinander an die drei Versammlungen von Qarths und Qar Qarths. »Bantag gegen Merki, Merki gegen Tugaren, und vor dem großen Kurata, auf dem die Welt aufgeteilt wurde, kämpfte sogar der Tugare gegen den Bantag. Ich könnte die Ehren rezitieren, die wir alle errungen haben, den Groll, den wir alle in uns tragen, die Toten der zweihundert Umkreisungen, die wir gern rächen würden.
Das sind die Dinge, die unsere Geister bewegen, die uns mit dem Nervenkitzel des Angriffs erfüllen, dem Gesang des Ka, während wir gegeneinander in die Schlacht reiten und unsere Kampflieder anstimmen. Es ist die Fülle dessen, was es bedeutet, zu den Horden zu gehören.«
Er lächelte kurz, als erinnerte er sich an einen schönen Augenblick.
»Das ist es, was uns lebendig macht, denn wie könnte man ohne Feind die eigene Kraft erproben und den eigenen Ka?« Alle nickten beifällig und bestätigten sich murmelnd gegenseitig die Einsichtigkeit seiner Worte.
»Und heute ist all dies, zumindest vorläufig, ohne jede Bedeutung.«
Tayang rührte sich unbehaglich, sagte aber nichts.
»Vieh ist von jeher die Quelle des Lebensunterhalts. Es ist durch die Tunnel aus Licht gekommen, die Portale unserer Ahnengötter, die auf diese Weise einst zwischen den Sternen wandelten. Wie das funktioniert, das ist für uns ein Geheimnis, ein Wissen, das wir verloren haben. Die Tunnel aus Licht scheinen heute von eigenem Willen bewegt, ziehen alle hindurch, die in ihrer Nähe sind, öffnen und schließen sich zu verschiedenen Zeiten und bringen viele fremde Dinge nach Waldennia.
Das war etwas Gutes, was unsere Ahnen geschaffen haben – zumindest war es früher etwas Gutes. Es brachte das Vieh auf diese Welt, viele Pflanzen, die inzwischen hier Wurzeln geschlagen haben, sowie Tiere der Wälder und der Steppe, und es brachte uns das Pferd, das uns die Freiheit schenkte, um die Welt zu reiten.«
»Ja, das zumindest ist eine gute Sache«, murmelte Tayang, und das Gefolge der drei Qar Qarths nickte beifällig, als wären sie alle irgendwie verantwortlich für das, was Tamuka gerade vorgetragen hatte.
»Das Pferd hat uns Freiheit geschenkt, uns zu Herren über ganz Waldennia gemacht, die Welt, über die wir unaufhörlich ostwärts wandern, der aufsteigenden Sonne entgegen. Wir, die wir einst nur wenige waren und in der Festung von Barkth Nom hausten, den Bergen, die das Dach der Welt bilden, wir wurden Herren aller Orte, zu denen uns die Pferde zu tragen vermögen.
Das Vieh unterwarfen wir unserem Willen, denn als wir an Zahl zunahmen und den immer währenden Ritt begannen, fanden wir etliche von ihnen schon auf dieser Welt vor. Und dann kamen mehr von ihnen und immer noch mehr. Welche Welt hinter den Sternen auch immer es ist, die sie hervorbringt, sie müssen dort brüten wie die Aasfliegen und ihre Zahl durch den Tunnel auf unsere Welt ergießen.
Wir haben gesehen, dass diese Kreaturen einander zugleich ähnlich und doch sehr verschieden sind – manche mit weißer Haut, andere mit brauner, wieder andere mit schwarzer; und sie sprechen verschiedene Sprachen und folgen unterschiedlichen Bräuchen. Unsere Urahnen haben in ihrer Weisheit das Vieh auf der gesamten Welt verteilt. Das Vieh baute seine Städte, in denen es sich so gern verbirgt. Sie brachten ihrerseits weitere Tiere mit, die man verzehren kann, und haben ihre Felder bestellt. Sie wuchsen an Zahl, viel schneller als wir. Und doch haben wir noch etwas gelernt: dass das Fleisch der Menschen gut ist. Und so gingen wir dazu über, von ihren Reihen zu ernten, zusammen mit dem, was sie sonst noch an Nahrung für uns bereithalten. Und vor allem befreiten sie uns noch stärker von jeder Mühsal, wie sie unter der Würde eines Angehörigen der Horden ist.
Sie machten uns frei für das, was denen der Horden am würdigsten ist. Sie befreiten uns von der Arbeit, von Nahrungsmangel, damit wir gegeneinander Krieg führen und so Ehre erlangen konnten.«
Er unterbrach sich und sah sich die selbstzufriedene Zustimmung der anderen an.
»Wir
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