Die Rache der Horden
verwirrt oder verächtlich.
»Einen Augenblick lang konnte ich mir das anhören«, knurrte Tayang. »Jetzt sind deine Worte für mich wie das Summen der Fliegen auf verstreuten Innereien.«
Tamuka wartete ab, bis sich die wütenden Reaktionen legten.
»Mein Fürst Jubadi ist gerade dabei, neue Kriegswaffen herzustellen. Oder sollte ich sagen: wir haben Vieh, von dem wir sie herstellen lassen.«
»Wie eure letzte Torheit, die vom Vieh zerstört wurde!«, lachte Tayang.
»Ich war dabei, du nicht, Tayang Qar Qarth«, hielt ihm Tamuka entgegen. »Ich habe gesehen, was du nur vernommen hast. Ich weiß, was du in deinen dunkelsten Albträumen noch nicht gesehen hast.
Ich habe Vieh mit einer Disziplin kämpfen gesehen, die unserer gleichwertig war. Ich sah Vieh zum Angriff heranstürmen und seinen Hass auf uns hinausbrüllen, bereit zu sterben, nur davon träumend, wenigstens einen von uns mitzunehmen.
Ich erinnere mich an eine Zeit, als einer von uns allein in eine Stadt mit zehntausend Stück Vieh reiten konnte, und sie unterwarfen sich ihm und entblößten die Hälse für ihn. Jetzt, sage ich euch, warten sie im Norden auf uns mit ihren Kanonen, Gewehren, Schiffen, Schwertern, bloßen Händen. Falls wir zehn von ihnen töten im Gegenzug zu einem, den wir verlieren, unterliegen wir letztlich trotzdem. Denn ihre Infektion des Hasses verbreitet sich nach Osten und nach Süden, sogar bis ins Reich der Bantag; auch ihr werdet die Steppe übersät sehen mit den Leichen eurer Krieger. Denn die Saat des Viehs ist stark, und es breitet sich millionenfach in unserer Welt aus.
Ihr sagt, dass es keine Ehre bringt, gegen diese Kreaturen zu kämpfen. Hört meine Worte, Tayang, ihr alle: Ehre hin, Ehre her, ihr werdet vom Einschlag ihrer Kugeln genauso tot sein, und sie werden lachen, während sie euch in der Erde vergraben.«
Er senkte die Stimme.
»Sie werden lachen, während sie unserer ganzen Rasse das letzte Grab schaufeln.«
Tayang rutschte unbehaglich hin und her, betroffen und unfähig zu antworten, denn er sah den Ausdruck in den Augen seiner Qarths, seiner Clanhäuptlinge, die schweigend dasaßen und gebannt an Tamukas Lippen hingen.
»Gegen dieses neue Vieh zu kämpfen, das ist, als ränge man mit den Ugrasla, den großen Schlangen aus euren Wäldern. Ihr packt sie, ihr glaubt sie festzuhalten, und doch entgleiten sie wieder eurem Griff und umschlingen euch.
Wir haben selbst Viehwaffen gebaut, oder sollte ich lieber sagen, dass wir sie uns von anderem Vieh haben bauen lassen und es uns ein Jahr gekostet hat? Die Yankees bauten daraufhin Waffen, die ebenso gut waren, und brauchten nur ein Zehntel dieser Zeit dafür, und sie bauten Waffen, die sogar noch besser waren.
Wir stellten eine Waffe her, die Flammen und Blei speit und einen Mann auf fünfzig Schritte tötet, eine Waffe der Art, wie ihr sie vor Beginn dieser Versammlung erblickt habt. Dieses Vieh baute daraufhin eine Waffe, die auf zweihundert Schritte tötet, einfach indem es die Form der Kugel änderte und Rillen in den Lauf schnitt.
Wir müssen lernen, wie wir selbst solche Dinge herstellen, wie wir sie mit eigener Hand anfertigen.«
»Du verlangst, dass Krieger, vom Ka erfüllt, arbeiten?«, fauchte Tayang. »Vielleicht ist dieses Ding in dir, was Tu genannt wird, ein Geist, der eher willens ist, solch erniedrigende Mühsal auf sich zu nehmen, aber ein Krieger wird das nicht tun!«
Und alle in der Jurte, von Muzta abgesehen, nickten und drückten dadurch ihren Beifall zu Tayangs Worten aus.
»Wir müssen uns vom Vieh befreien, falls wir überhaupt frei bleiben wollen«, fuhr Tamuka trotzig fort.
»Wie Sklaven in den Bergen nach dem schwarzen Eisen zu graben, unseren Schweiß in den Schmieden zu vergießen, das ist keine Freiheit; es ist das Leben des Viehs«, sagte Jubadi leise, wiewohl ihn Tamukas Worte erkennbar beunruhigten.
Tamuka legte eine Pause ein, als suchte er nach den richtigen Worten.
»Wir leben, ohne uns zu verändern, während das Vieh lebt, um sich zu verändern.«
»Und du möchtest uns sagen, dass wir uns ebenfalls verändern sollen«, stellte Muzta fest und durchbrach damit die Stille.
Tamuka nickte.
»Falls wir überleben wollen, müssen wir Veränderung zu einem Teil unseres Lebens machen, müssen wir das, was war, zugunsten dessen verwerfen, was ist.«
»Auf immer?«, fragte Muzta.
»Zumindest vorläufig, zumindest bis dieser Konflikt gelöst ist, aber selbst dann wird es nie mehr so sein wie früher.«
»Und warum
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