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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Faust auf den Tisch.
    Er hörte, wie sich Maddie im oberen Stockwerk rührte und einen dünnen Schrei über diese Störung ausstieß. Er lauschte, wie Kathleen da oben durchs Zimmer ging, und das Weinen verstummte.
    Ein schmerzlicher Ausdruck stand in Juris Augen, als er zur Decke hinaufblickte und sich das ebenfalls anhörte.
    »Ein schönes Geräusch«, flüsterte er. »Wenn ein Säugling in der Nacht weint und sich in den Armen der Mutter wieder beruhigt.«
    Er streckte rasch die Hand aus und goss sich erneut Wodka nach, und er schloss die Augen, als er den Becher wieder leerte.
    Andrew betrachtete ihn. Etwas war für einen Augenblick an die Oberfläche getreten, das spürte er: ein Aufflackern von Gefühlen hinter der nach außen gezeigten Maske, die bar aller Emotionen war. Es schien, als wäre die Wärme des Lebens für eine Sekunde wieder in eine kalte Leiche geströmt.
    »Ich denke mir, dass zu seinem Plan auch gehörte, nicht nur die Armee zu überwältigen, sondern auch Euch gefangen zu nehmen«, sagte Juri schließlich und erwiderte Andrews Blick dabei offen.
    »Warum?«
    »Das Grundverständnis der Merki vom Krieg: schlage den Kopf ab, noch während du das Herz herausschneidest. Wenn sie gegen die Bantag antreten, stellen sie ein Regiment von tausend Kriegern für die alleinige Aufgabe ab, nach dem Qar Qarth zu suchen und ihn niederzuringen.«
    »Das klingt logisch«, räumte Andrew ein. Es war jedoch ein radikaler Gegensatz zu seinem eigenen militärischen Denken. Dabei wusste er durchaus, dass sein Denken ein unlogisches Stück europäischer Tradition im Hinblick auf die Kriegsführung war, wo Könige und Herzöge sehr wohl wussten, wie eine solche Politik sie selbst zur Beute gemacht hätte. Feine Herrschaften haben Besseres zu tun, als aufeinander zu schießen, wie es Wellington einmal ausdrückte. Und doch schien es Andrew von jeher ein bisschen unlogisch.
    »Denkt daran, dass Krieg für die Merki eine Frage der Tradition ist; jede Aktion unterliegt einem Gesetz. Es fangt damit an, in welche Richtung man pinkelt, und endet dabei, wer zu Beginn des Mondfestes als Erster den Löffel eintunken darf.
    Ich vermute, dass Ihr auf Eurer rechten Flanke gegen die Vushka gekämpft habt.«
    »Woher wusstet Ihr das?«
    Juri lächelte.
    »Die Vushka haben das Recht des ersten Angriffs im Krieg. Sie sind der älteste Clan der Merki und hüten ihr Vorrecht eifersüchtig.«
    »Sie wurden richtig zur Schnecke gemacht – wir schätzen, dass wir zwei Drittel von ihnen erledigt haben. Wie töricht, seine Elite für einen Eröffnungszug zu verschwenden.«
    »Für die Merki ist es keine Torheit. Der einzige Nachteil für sie ist: als Bugglaah ihre Geister aufnahm, hatten diese nichts, dessen sie sich rühmen konnten.«
    »Wer?«, unterbrach ihn Andrew.
    »Bugglaah, die Göttin der Toten, der Geist, der durch die Nacht reitet und die Seelen der Erschlagenen mit ihrem Köcher aufsammelt, um sie zum immer währenden Himmel hinaufzutragen. Das Problem war: als sie vorbeiritt, konnte sich keiner der gefallenen Vushka erschlagener Feinde rühmen, um ihre Aufmerksamkeit zu finden.«
    »Weil wir Vieh sind.«
    Juri nickte.
    »Die Schamanen haben sich darüber ganz schön die Köpfe zerbrochen«, sagte Juri mit leisem Lachen. »Sie erklärten schließlich, da ihr alle offenkundig von einer Art Wahnsinn befallen seid, wäre der Tod doch ehrenhaft, denn die Krieger kämpften gegen böse Geister, die vom Vieh Besitz ergriffen haben.«
    »Also halten sie uns für böse Geister«, sagte Andrew leise.
    Juri lachte in sich hinein, dass ihm der Kopf auf und ab hüpfte.
    »Schwache Viehgeister jedoch. Die Welt ist voller Geister, guter wie böser. Die Merki finden Schutz vor ihnen durch die Fürsprache ihrer Ahnen, die über den immer währenden Himmel reiten.«
    »Falls unsere Geister so schwach sind, wie konnten wir dann die Tugaren besiegen?«
    »Die Tugaren. Sie gelten als zu töricht, zu stolz. Obwohl sich alle Merki entsetzt gaben, jubelten sie doch innerlich, denn sie betrachteten es als Vergeltung für die Schlacht von Orki, in der die Tugaren die Merkihorde zu Paaren getrieben hatten.«
    »Es wird gemeldet, dass zwei Umen der Tugaren mit den Merki reiten«, stellte Andrew fest.
    »Euer Geheimdienst ist gut.«
    »Jeden Tag treffen mehrere Hundert Flüchtlinge aus Cartha ein. Und wir erhalten täglich Meldungen von Hamilcar.«
    »Ich wäre vorsichtig.«
    »Warum?«
    »Ein weiterer üblicher Merkitrick. Die Reihen des Feindes

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