Die Rache der Horden
abziehen.«
»Wie steht es um ihre Versorgung?«, fragte Emil.
»Darauf komme ich noch zu sprechen«, sagte John müde.
»Alles in allem müssen wir mindestens fünfhundert-fünfzigtausend Menschen mit der Bahn befördern. Ich schlage vor, dass wir dabei in zwei Schritten vorgehen. Wir fahren sie zuerst nach Kew – was uns vierhundert Kilometer weiter nach Osten bringt. Von dort aus bringen wir alle Nichtkombattanten nach Roum.«
»Die Horde kann vierhundert Kilometer in fünf Tagen zurücklegen«, gab Hamilcar kalt zu bedenken.
»Womit?«, fragte Andrew. »Sie erwarten, hier vom Land leben zu können; falls wir es jedoch in eine Wüste verwandeln, wird es etwas schwieriger für sie.«
»Man kann grünes Gras nicht verbrennen«, entgegnete Hamilcar.
Andrew nickte.
»Sie führen eine Million Pferde mit. John, wie viel braucht man, um ein Pferd auf den Beinen zu halten?«
»Ich erinnere mich, mal gehört zu haben, dass eines unserer normal großen Pferde – also nicht die Monster, die man hier antrifft – etwa fünfundzwanzig Morgen pro Jahr braucht. Ich würde sagen, ein hiesiges Pferd braucht mindestens dreißig, vielleicht fünfunddreißig Morgen bestes Weideland.«
»Sie werden sich aber nicht für ein Jahr einquartieren«, gab Emil ruhig zu bedenken. »Sie brauchen ja nur durch uns hindurchzufegen. Siebzig Pfund Heu pro Tag reichen für ein Pferd dieser Größe.«
»Eine Million Pferde, vierhunderttausend Krieger, vierhundert Geschütze, all das wird durch den Flaschenhals von Suzdal geführt«, stellte Andrew nachdrücklich fest. »Und vergessen Sie nicht: hier marschiert nicht nur eine Armee; hier ist ein ganzes Volk unterwegs, eine Völkerwanderung.«
»Eine was?«, fragte Pat, der das deutsche Wort nicht verstanden hatte.
»Ein Volk auf Wanderung«, erklärte Emil. »Wissen Sie, wie die Hunnen. Frauen, Kinder, alte Menschen, Wagen, einfach alles.«
»Das bedeutet mindestens eine weitere Million Pferde«, ergänzte Andrew.
»Sie werden Pferdefleisch essen. Die Tugaren hatten das damals abgelehnt, aber die Merki wissen es heute besser.«
»Zweitausend Pferde pro Tag brauchen sie dafür, falls keine weiteren Lebensmittel vorhanden sind. Das wird ihnen rasch weh tun, falls es uns gelingt, ihren Vormarsch hier zu bremsen. Sie können auch ihre Jurten nicht aufgeben und müssen die entsprechenden Zugtiere auf jeden Fall behalten. Letztlich verspeisen sie also die Ersatzreitpferde.«
»Selbst in Anbetracht des frischen Frühlingsgrases«, erläuterte Pat mit einem Schimmer Optimismus in den Augen, »fressen sich zehn Pferde pro Tag durch einen Morgen des hiesigen Agrarlandes. Das Nahrungsangebot schwindet wie Schnee in der Sonne, sodass in ein paar Monaten ein Morgen vielleicht noch für gerade ein Pferd reicht.«
»Hunderttausend Morgen pro Tag allein für die Reitpferde der Krieger, eine Million Morgen pro Tag bis zum Mittsommer«, sagte Andrew, und ein schmales Lächeln lockerte seine Züge auf.
»Noch haben Sie keine Antwort auf meinen früheren Einwand gegeben«, erinnerte ihn Hamilcar und gab dem Dolmetscher dabei kaum Zeit. »Die Merki können trotz allem ein Dutzend Umen in fünf oder sechs Tagen durch das ganze Land von Rus treiben und die desorganisierten Massen rings um Kew angreifen.«
Er senkte die Stimme.
»Das wird ein Massaker.«
Alle Blicke richteten sich auf Andrew.
»Wir werden sie bremsen. Darauf können Sie sich verlassen.«
Andrews Ton war nachdrücklich.
»Wie?«
»Wir werden es schaffen«, wiederholte Andrew und ließ dabei durchblicken, dass das Thema abgeschlossen war.
»Sie werden sich weiterhin von meinem Volk ernähren!«, stellte Hamilcar wütend fest.
Andrew betrachtete den Cartha-Anführer und wusste nicht, was er sagen sollte; nach wie vor schämte er sich des Massakers am Potomac.
»Trotzdem stehe ich im Kampf weiter an Ihrer Seite«, sagte Hamilcar leise.
»Falls wir den Fluss mit unseren Panzerschiffen halten, sogar noch nach unserem Rückzug, zwingen wir sie damit, ihn weiter am Oberlauf zu überqueren; die Flussstraße wird für sie unnütz sein. Sie müssen über achtzig oder noch mehr Kilometer eine komplett neue Straße durch den Wald anlegen, um mit ihren Wagen hindurchzukommen.«
»Und unsere Ernährung?«, wollte Emil wissen.
Andrew wandte sich hoffnungsvoll an John.
»Mit den verfügbaren Zügen können wir täglich achtzigtausend Menschen nach Kew bringen, jede Person mit zehn Pfund Gepäck.
Ich schätze, dass wir in ganz Rus derzeit
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