Die Rache der Horden
Nahrungsmittel für annähernd neunzig Tage haben. Grob geschätzt hunderttausend Tonnen Lebensmittel – alles mitgezählt, was auf Hufen herumläuft und in Scheunen gelagert ist. An Masse läuft das auf mindestens sechshundert Zugladungen hinaus.«
John sortierte einen Augenblick lang seine Notizen.
»Wir brauchen mindestens dreißig Tage, um allein die Menschen und ihre Nahrung nach Kew zu bringen. Aber es gibt noch verflucht viel mehr: das Werkzeug und die Maschinen aus den Eisenhütten, Gießereien, Munitionsfabriken, dem Lokomotivenwerk und den Sägewerken. Und ich empfehle, auch alles landwirtschaftliche Gerät mitzunehmen, falls wir überleben möchten – und für den unwahrscheinlichen Fall, dass wir siegen.
Ich schätze, in vierzig Tagen Nonstop-Zugverkehr können wir es schaffen, unter der Voraussetzung, dass jede einzelne Lokomotive durchhält. Wir haben im vergangenen Winter eine Menge Holz geschlagen, aber ich bin nicht sicher, ob es reicht. Und wir haben gerade sechs Loks für den Betrieb mit Kohle umgerüstet.«
Im Zimmer herrschte Stille.
»Und außerdem, Andrew, dürfen Sie nicht die Armee vergessen. Wir müssen die ganze Zeit lang den Fluss verteidigen, und wenn die Linie schließlich fallt, wird der gesamte Fuhrpark benötigt, um die Truppen zu evakuieren. Zumindest falls wir eine komplett ausgerüstete Armee, die wir über drei Jahre hinweg aufgebaut haben, behalten möchten. Allein der Abtransport der Feldartillerie beansprucht zwei Tage lang jeden offenen Güterwagen, den wir haben. Ein weiterer Tag fällt für die bislang in den Städten aufgestellten Kanonen an.«
»Was ist mit der Flotte?«, erkundigte sich Bullfinch.
»Jedes einzelne Panzerschiff wird auf dem Fluss sein oder auf dem Meer patrouillieren«, antwortete Andrew.
»Und die Galeeren?«
»Falls wir mit ihnen weiter oben an der Küste landen, könnten wir mein ganzes Volk und einige der Rus evakuieren, die dort leben«, sagte Hamilcar.
Andrew nickte ihm dankbar zu.
»Dann fangen wir morgen an«, sagte er. »Wer sich zu Fuß auf den Weg machen kann, wird es auch tun. Die Kinder, Mütter mit Kleinkindern, alle Personen über sechzig, die Kranken und sämtliche Verletzten fahren ab morgen früh mit der Bahn ab.«
»Jesus, Andrew, wir haben keinerlei Pläne für ein solches Unternehmen vorliegen! Es dauert Tage, alles auszuarbeiten.«
»Wir haben aber keine Tage!«, raunzte Andrew. »Das haben Sie selbst gerade festgestellt.«
»Es wird ein fürchterliches Chaos. Die Leute finden in Kew gar keinen Wohnraum.«
»Dann zweigen Sie mehrere Züge ab, nehmen dazu auch die Schlafwagen für die Bahnarbeiter, und fangen gleich damit an, Menschen direkt nach Roum zu fahren. Falls wir es so machen, können wir in dreißig Tagen mindestens hunderttausend Personen nach Roum bringen.«
John nickte.
»Der zweite Schritt wird sein, nach der ersten Welle der Evakuierung sämtliche Lebensmittel zu verladen. Obwohl es mir widerstrebt, Herr Präsident, verkünde ich mit sofortiger Wirkung das Kriegsrecht.«
Kai lächelte.
»Davon bin ich bereits ausgegangen.«
»Es geht nicht anders. Wir müssen sämtliche Lebensmittel zu einer zentralen Ressource zusammenlegen. Webster, Sie und Gates machen sich gleich heute Abend daran, Gutscheinformulare zu drucken. Ich verstaatliche sämtliche Lebensmittelvorräte. Jeder erhält eine Quittung, und sobald alles vorbei ist, versuchen wir einen Ausgleich zu arrangieren. Sobald ein Bauernhof geräumt wurde, machen sich der Bauer und seine Familie gleich auf den Weg nach Osten. Falls Platz auf einem Zug frei ist, fahren sie mit dem.«
»Und da geht der Kapitalismus dahin«, seufzte Webster und rief dabei ein trauriges Lächeln bei allen hervor.
»Wir reißen die Fabriken ab. Falls wir jedoch das Werkzeug und die Maschinen verlieren, geht damit auch der Krieg verloren. Sobald die Fabriken abgerissen sind, erhält alles, was mit ihnen zu tun hat, oberste Priorität -sämtliche Arbeiter und ihre Familien, die noch hier sind, fahren zusammen mit dem Werkzeug und den Maschinen auf den Zügen hinaus. Wir können uns nicht erlauben, dass diese Leute von ihrer Ausrüstung getrennt werden, da sie die Einzigen sind, die sich auch darauf verstehen, wieder alles zusammenzusetzen.
Schlussendlich sammeln wir alles weitere ein, das transportabel ist: die Wagen und ihre Gespanne, sogar die Schienen und die Armee, sobald sie nicht länger durchhalten kann.
Wir müssen es in drei Wochen schaffen«, sagte Andrew leise
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