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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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gerade einen viel weiter reichenden Befehl erteilt hatte, als John selbst ahnte; er war jedoch zu müde, um sich darum zu scheren, und sagte nichts dazu.
    Er wandte sich wieder Andrew zu; er wusste, dass das ganze Unternehmen der Traum eines Narren war. Obwohl Andrew den Einwand weggebürstet hatte: sobald die Merki durchbrachen, konnte sie niemand mehr an einem raschen Marsch nach Osten hindern. Die Stellungen entlang der Weißen Berge waren kaum in der Lage, sich einem solchen Angriff entgegenzustellen.
    Andrew tischte ihnen hier eine Fantasievorstellung auf. Das war das Ende von allem. John hätte am liebsten etwas gesagt, aber ein scharfer Blick Andrews machte ihm deutlich, dass dafür jetzt nicht der richtige Augenblick war. John senkte den Blick, benommen von dem, was ihnen allen von neuem abverlangt wurde.
    Tamuka packte den Ast und spürte, wie dieser unter seinem Gewicht leicht nachgab. Er zog sich hinauf und lehnte sich mit dem Rücken an den Stamm. Der Baum schwankte leicht unter der aus dem Norden kommenden frischen und duftenden Brise. Er blickte nach Westen zurück. Auf dem breiten Pfad durch den Wald wimmelte es, so weit das Auge reichte, von Pferden, Kriegern und Artilleriegeschützen, ein Heerzug, der sich wie eine Schlange bewegte.
    Was für eine schreckliche Gegend!, dachte Tamuka. Erinnerungen an den Angriff blitzten in ihm auf: die einsame Reihe der Navhag, die voranstürmte, dahinter ein weiteres Umen nach dem anderen, die über die offene Steppe brausten. Und jetzt das hier! Vier Tage, und noch immer war weniger als ein Drittel des Nordflügels bis zum Fluss vorgedrungen. Unter ihm wimmelte es im Wald von Pferden, die durch gefallene Blätter stapften, und der Fluss war über achtzig oder mehr Kilometer gesäumt vom sich sammelnden Heer.
    Eine Granate peitschte funkensprühend durch die Nachtluft und detonierte über dem Pfad. Ein Schmerzensschrei; dann sanken ein Krieger und sein Pferd zu einem blutigen Haufen zusammen, und die zerfetzten Körper zeichneten sich im roten Mondlicht geisterhaft ab.
    Ein weiteres Geschütz feuerte, und Tamuka blickte nach Osten. Eine Welle von Schüssen lief die Front entlang. Granaten zogen über ihm ihre Bahn und explodierten entlang des Pfades und in den Baumwipfeln. Er fühlte sich albern nackt. Schrapnell zischte vorbei und prasselte in den Zweigen. Noch mehr Krieger fielen, und die Kolonne geriet durcheinander. Die Viehgeschütze verstummten wieder.
    Meisterhaft, gestand Tamuka widerstrebend ein.
    Die Befestigungen auf der anderen Seite des Flusses waren imposant: zwei Linien auf dem zum Fluss abfallenden Hang, das jeweilige Vorfeld ein Labyrinth aus zugespitzten Pflöcken und Gestrüpp. Das Ufer war bedeckt mit den Leichen dreier Regimenter, die über den Fluss gestürmt waren, nur um im Kreuzfeuer der Eisenschiffe und der Uferbatterien zugrunde zu gehen.
    Tamuka schloss die Augen und sperrte die Schmerzensschreie dort unten aus. Sein Atem pulsierte kräftig zwischen ein und aus und wurde immer schneller. Der Baum schwankte; der Wind wisperte mit sanfter Stimme in den Zweigen und seufzte, lockte den Atem jeweils wieder heraus, schob ihn wieder hinein. Er schien zu sagen, dass Tamuka, der Wind und der Himmel eins waren.
    Der Geist des Schildträgers stieg empor.
    Er spürte, wie der Körper unter ihm zurückfiel, und obwohl sein Tu es nicht mitbekam, umklammerten die Hände den Ast noch fester und bewahrten die Körperhülle für seine Rückkehr.
    Ein Lichtimpuls floss über Hunderte von Kilometern aus Westen heran. Das Lebensblut seines Volkes, der Horde, drang unerbittlich immer weiter vor. Die Gerüche der Pferde, der Leute, der Jurten, der Lagerfeuer, des freien Graslandes, der endlosen Steppe stiegen rings um den Tu auf und halfen ihm, seine Energie zu bündeln.
    Die Geister der Ahnen schwebten am Himmel, ihrerseits ein gewaltiger Strom, der sich für immer über den Himmel ergoss und die Horde auf ihrem endlosen Ritt leitete. Tamukas blicklose Augen wandten sich zum Himmel und konnten sehen. Erneut spürte er diese Sehnsucht, eine in seiner Seele eingeschlossene Erinnerung, die sich wie ein Bogen über den Himmel spannte: die Ahnen der Ahnen riefen. Das waren wir einst; wir reisten zu den Sternen, bauten die Tunnel aus Licht, um von Welt zu Welt zu springen. Sogar auf die Welt des Viehs, auf der wir in unserer Jugend einst wandelten, wo wir Tore in Ländern errichteten, die heute vom Meer überspült sind, sowie auf den offenen Steppen dort, in den

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