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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Dunkelheit, und doch zeichnete sich sogar in dieser Dunkelheit ein Wirbel ab, eine Kraftquelle, die sich pulsierend entfernte und sich dabei auf den Eisenspuren bewegte. Er spürte eine vage Vorahnung. Falls die Kraft nach Osten fuhr, was hatte das wohl zu bedeuten?
    Er blickte wieder zum Himmel hinauf, und das Große Rad brannte sich in seine Seele ein und erfüllte ihn mit Sehnsucht. Aber dort war nichts zu hören; kein Ahne war dort, der ihm hätte helfen können, den Schleier zur Seite zu ziehen.
    Die Menschen sind bei weitem nicht besiegt, flüsterte ihm der Tu zu. Bei weitem nicht. Immer, wenn mehr von ihnen auf dieser Welt erscheinen, sind sie mächtiger als ihre Vorgänger. Aus unserer eigenen Vergangenheit kommen sie zum Vorschein, um uns zu plagen, denn ohne die Tunnel wären sie niemals hier erschienen.
    Er spürte die Umwölkung der Geister, der Erinnerungen aller Horden, der Merki, Bantag, Tugaren, Kuvak, Org, all der Völker. Wir sind alt, erkannte er, blicken auf eine Million Generationen zurück, und unsere Zeit hier ist nur ein kurz flackernder Augenblick, ein sterbendes Volk auf einer letzten einsamen Welt.
    Und es ist jung, dieses Vieh, das sich jetzt erhebt, strotzend von Leben, und durch die Tunnel braust, die wir zurückgelassen haben; so erscheinen sie auf dieser Welt als unsere Sklaven, die sich gegen uns wenden und uns in ihrem Trotz umbringen.
    Die Ahnen schwiegen.
    Er spürte einen kalten Zorn über ihre Resignation, über ihr Blut, das eins war und das jetzt zitterte.
    Schicksal ist nicht vorbestimmt!, zischte er und war erschrocken, als diese lautlosen Worte Echos am ganzen Firmament erzeugten. Er wandte die Gedanken zurück nach Osten, wo sie warteten, die trotzigen Wenigen, das erste Beben des Sturms, ein Volk, das sich aus seiner Wiege erhob und zum Kampf rief.
    Sie zogen ihre Stärke nach Osten zurück, aber zu welchem Zweck?
    Die Antwort wollte sich nicht formen – nur die dunkle Vorahnung des Verstehens flüsterte ihm zu.
    Dann soll doch das sterbende Volk dem neuen die Starke aussaugen und die vertrocknete Hülle wegwerfen!
    Wir sind fett und alt geworden in der Ahnungslosigkeit dessen, was wir verloren haben, überlegte er. Nehmen wir also diese Kraft und dieses Wissen von neuem in uns auf und holen wir uns zurück, was wir einst waren.
    Er blickte erneut zum Himmel auf, und unvermittelt wurden die Steppe und der endlose Ritt zunichte, glichen dem Herum tapsen eines Alten, dessen Verstand schon entflohen war, während der Ka noch blind herumstolperte.
    Licht blitzte auf, gefolgt von einem pfeifenden Heulen. Er spürte etwas Warmes, ein Stechen.
    Der Tu wandte sich nach innen, und die Vision verblasste.
    Tamuka spürte einen pochenden Schmerz im Arm. Er öffnete die Augen und sah, dass ihm Blut am Arm herablief und die Lederrüstung an der Schulter aufgerissen war. Im Oberarm klaffte ein flacher Schnitt. Der schartige Granatensplitter, der ihn getroffen hatte, steckte im Baumstamm.
    Ein weiterer Blitz zuckte über den Himmel, und weitere Schreie drangen vom Pfad herauf.
    Endlich erfüllte Tamuka grimmiges Begreifen, als er vom Baum stieg und in den Schatten der Nacht schritt.
    Er hatte seinen Plan ausgearbeitet, geleitet von den geflüsterten Eingebungen des Tu. Er hatte seinen Erwählten über Jahre hinweg geformt, erst gefoltert und dann belohnt. Egal wie das Vieh reagierte, am Ende lief der Plan auf das Gleiche hinaus, und Tamuka lächelte.
    »Die Strecke ist bis zum Bahnhof Kennebec frei!«, schrie der Telegrafist, der vor seinem Büro stand und ehrfürchtig aufblickte.
    Jack Petracci nickte und tippte das Abwärmeventil an. Die Flying Cloud senkte sich unmerklich weiter ab.
    Die Bodenmannschaften auf den leeren offenen Güterwagen gaben das Signal, dass das letzte Tau fest saß.
    Besorgt blickte Jack zu der Lokomotive dreißig Meter tiefer hinab.
    »Fjodor, Taufreigabe gesichert?«
    Fjodor neigte sich von seinem Sitz nach draußen und hing fast kopfunter.
    »Scheint an Ort und Stelle, Käpten.«
    Jack griff mit der rechten Hand nach unten und packte den Ringbolzen. Chuck zufolge wurden durch einen Ruck daran sämtliche Taue gelöst, die den Aerodampfer an den Zug darunter banden.
    »Alles bereit!«, rief Jack und bemühte sich, das eigene blanke Entsetzen über diesen verrückten Plan nicht zu zeigen. Chuck hatte das Vorhaben schon vor Monaten umrissen, und auf dem Papier wirkte auch alles so einfach. Aber wie alles andere an diesem irrsinnigen Projekt war es ein Erstversuch,

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