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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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gewaltigen Gebirgen, unter türkiser Meeresfläche.
    Und es ist dahin, alles dahin – zerstört durch unseren Stolz, unseren Selbsthass, niedergerissen vor zehntausend Generationen, sodass alles, was von uns übrig ist, nur noch hier auf Waldennia zu finden ist, die Reste dessen, was wir in unserer Größe waren.
    Tamuka hatte das Gefühl, als zerspränge ihm das Herz vor Schmerz – dieses Begreifen, was verloren gegangen war, und die Erinnerung daran, die ihm durchs Innerste sickerte, weitergegeben vom Blut der Väter im eigenen Herzen. Ein Universum lag einst in unserer Hand, aber heute sind wir zu dem geworden, was man hier sieht, im Kampf gegen jene, die wir früher nicht mal der Beachtung für wert hielten, wir, die einst Herren der Sterne waren. Und jetzt flüsterten ihm die Ahnen zu: sie, die noch an ihrem Morgen standen, während wir schon unseren Mittag erreicht hatten – sie haben sich erhoben. Sie haben sich erhoben und kommen hervor, um uns zu jagen, uns zu töten.
    Also sprachen die Ahnen zu Tamuka, dem Schildträger, dem Geistwanderer des Tu auf dem Weg des Wissens, und seine Seele weinte bittere Tränen; der Tu schrie auf vor Zorn, sodass sogar die Hülle, der Ka, erbebte, während er sich am Baum festhielt und Tränen seine blicklosen Augen füllten. Denn wir stehen jetzt am Abend unserer Tage, und die anderen werden in ihren leuchtenden Morgen springen.

Oh Väter!, rief er mit tonloser Stimme. Wendet die Sonnen auf ihrer Bahn und führt mich zurück in den Glanz unserer Mittagsstunde!
    Das, oh Tamuka, waren wir früher, erfolgte wispernd die Antwort der Ahnen. Blicke auf unsere Größe und vergieße Tränen, denn die Umkreisung ist nur ein matter Widerschein unserer größten Ritte, als sich das Universum wie eine Steppe vor uns ausbreitete und wir uns in unserer Macht sonnten. Und jetzt sind jene, die wir verachteten, emporgestiegen. Fast wie zum Spott schwebten traurige, schmerzverzerrte Gesichter vor Tamukas Geist und deuteten zum Himmel hinauf.
    Sein Geist wandte sich nach Osten, fort von der Welt der Ahnen, die weiter neben ihm schwebten; er konnte den unsäglichen Schmerz seines Wissens nicht ertragen und widmete sich lieber dem Hier und Jetzt anstatt all dem, was in ferner Vergangenheit verloren gegangen war. Denn es war Vergangenheit, auf die er früher schon durch Tränenschleier geblickt hatte, ein glanzvolles Bild, das er für sich behielt. Davon zu sprechen hätte keinem Zweck gedient. Und so wandte er den Blick von den Traumerinnerungen der Ahnen, die noch nicht mal auf Waldennia geboren worden waren, und lenkte den eigenen Geist zurück und hinauf durch die Erinnerungen der Künftigen. Erneut ritt er über der Welt dahin, wo endlose Generationen in der Falle saßen und von der Erinnerung an die Vergangenheit lebten; und dann tauchte das Vieh auf und brachte die Gabe der Ahnen mit, das Pferd, den Befreier, der den Horden die ganze Welt eröffnete. Zweihundert Umkreisungen seither, begleitet von dem Ruhm, der sich noch bot, dem Geist des Ka, des Kriegers, des Pferdereiters, der den Wind im Gesicht spürte, die Klagen seiner Feinde vernahm – die Feinde waren und zugleich Brüder –, den Ruhm des Sturmangriffs erlebte, die Feier des Sieges, die Klage der Niederlage und dabei doch wissend, dass wieder ein Sieg folgen würde. Aber war es letztlich nicht eine Illusion, der Glanz dieser Lebensweise? Die Umkreisungen sponnen sich durch Tamukas wandernde Seele, und die Bilder von hundert Ahnen flüsterten ihm zu, lachten dabei vor Freude, weinten vor Pein, stiegen zum endlosen Ritt des immer währenden Himmels auf, wenn ihr kurzer Augenblick verstrichen war.
    Und dann glitt zu guter Letzt das Bild des eigenen Vaters vorbei, der sich als Krieger behauptete. All die Generationen der Merki, der Erwählten. Und in seinem Herzen vernahm Tamuka die Warnung, dass die Abenddämmerung der Ahnen und all dessen, was sein Volk war, sehr wohl gekommen sein konnte, und die Erkenntnis erschütterte ihn in der Seele. Die Verantwortung dafür, diese Entwicklung aufzuhalten, bohrte sich ihm ins Herz und rief seinen Ka auf, von dem Besitz zu ergreifen, was gewonnen werden musste.
    Er blickte nach Osten, und die Welt vor ihm lag in Dunkelheit, als hätte sich ein Vorhang über seine Sicht gebreitet. Die mächtigen Geister des Viehs blockierten sie.
    Was geschieht hinter dem Fluss, dieser Grenze zwischen uns? Er bemühte sich, den Schleier zu durchdringen und es zu erkennen.
    Da war jedoch nichts außer

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