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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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erfahren, wenn es geschehen ist«, antwortete der Rus.
    Ein Schreckensschrei riss ihn aus dem Schlaf. Aus dunklen Träumen gerissen, war Hulagar sofort auf den Beinen. Er packte das Krummschwert und öffnete die Zeltklappe, als auch schon die Zungenlosen in die kleine Jurte gestürmt kamen. Auf der anderen Seite richtete sich Jubadi auf.
    »Ein Traum?«, fragte Hulagar.
    Jubadi nickte leicht verlegen.
    Hulagar gab den Wachen mit einem Wink zu verstehen, dass sie sich wieder zurückziehen konnten.
    Dann nahm er eine Kerze zur Hand und hielt den Docht an die noch schwelende Glut des Herdfeuers in der Mitte der Jurte. Ein matter Lichtschein breitete sich aus. Hulagar ging zu Jubadi hinüber und setzte sich neben ihn, steckte die Kerze in einen Schädel, nahm mit einer fast väterlichen Geste einen Mantel zur Hand und legte ihn Jubadi um die Schultern.
    »Ich möchte etwas trinken«, flüsterte der Qar Qarth.
    Hulagar streckte die Hand nach einem kleinen lackierten Ständer aus, nahm einen Lederschlauch voll fermentierter Milch zur Hand und reichte ihn Jubadi. Dieser beugte sich zurück, nahm einen tiefen Schluck und reichte Hulagar den Beutel, der selbst einen kleinen Schluck trank, ehe er den Ausguss zuband.
    »Eine seltsame Gegend ist das hier«, seufzte Jubadi. »Dieser Wald, die feuchte Kälte, der Regen. Ich hasse es.
    In unserem alten Reich spült jetzt die Wärme des mittleren Frühlings über die Steppe, und das Gras würde uns bis zur Taille reichen und bereits eine goldene Färbung annehmen. Hier findet man nur tropfende Bäume und Dunkelheit – man sieht nicht mal den Himmel. Der Gestank von Viehwaffen hängt in der Luft; der Tod treibt unerwartet durch die Bäume, und unsere Krieger sterben im Dunkeln, ohne dass ihnen die Sonne ins Gesicht scheint, wenn sie den Blick zum immer währenden Himmel heben.«
    »Wir lassen das hier bald hinter uns«, sagte Hulagar beruhigend.
    Jubadi nickte müde, legte sich seufzend zurück, zog den Mantel fester um die nackten Schultern und rollte sich unter der schweren Filzdecke zusammen.
    »Erinnerst du dich an damals, als wir noch jung waren? Mein Vater hatte uns losgeschickt.«
    »Um den Qarth der Fraqu zur Bestrafung zu holen«, fiel Hulagar ein, teilte die Erinnerung mit dem Freund.
    »Und da kam der große Sturm. Du hast ein Loch in den Schnee gegraben, dein eigenes Pferd getötet, um das Loch abzudecken, und den Kadaver aufgeschnitten, um uns zu wärmen.
    Es war dein erstes Pferd«, schloss Jubadi.
    Hulagar blickte in die Ferne, und eine Spur Trauer trat in seine Augen.
    »Du hast mir zur Belohnung tausend geschenkt.«
    »Aber sie konnten ihn nicht ersetzen«, entgegnete Jubadi.
    »Vergiss nicht, mein Qarth, dass ich damit auch mein eigenes Leben gerettet habe. Mache nicht zu viel daraus.«
    »Ich mache mir seit fast zwei Umkreisungen viel daraus.«
    Hulagar löste die Schnur vom Ausguss, nahm einen weiteren Schluck fermentierter Milch und bot Jubadi den Schlauch an, der jedoch ablehnte.
    »Was hat deinen Schlaf gestört, mein Qarth?«
    »Ich habe das schwarze Banner gesehen«, sagte Jubadi und blickte Hulagar in die Augen.
    »Träume sind nur Träume«, erwiderte Hulagar ein wenig zu schnell.
    Jubadi stieß ein leises, knurrendes Lachen hervor.
    »Wenn man sich vorstellt, dass mir ein Schildträger so etwas sagt!«
    »Falls du Träume gedeutet haben möchtest, schicke nach Sharg«, schlug ihm Hulagar leise lächelnd vor.
    Jubadi schüttelte den Kopf.
    »Es würde den alten Scharlatan erschrecken, wenn er hört, dass sein Qarth vom schwarzen Banner geträumt hat. Er hatte nie genug Verstand, den Mund zu halten -die Nachricht würde sich im ganzen Lager verbreiten.«
    »Du kennst die Bedeutung dieses Traums so gut wie ich«, sagte Hulagar schließlich.
    »Jetzt, da ich mich wieder in der Welt der wirklichen Dinge bewege, verbreitet er nicht mehr das gleiche Grauen wie noch Augenblicke zuvor.«
    Er schwieg eine kurze Weile lang.
    »War es ein Omen?«
    »Möglicherweise, mein Qarth, aber Omen sind Warnungen, keine endgültigen Feststellungen.«
    »Aber künden die Sänger des Wissens nicht doch häufig von jenen, die eines Omens wegen von ihrem Weg abwichen, nur um zu erleben, dass es sich allein deshalb erfüllte, weil sie sich von einer Gefahr abwandten, die auf dem alten Weg im Grunde nicht bestand?«
    »Eine verwirrende Frage, mein Qarth.«
    Jubadi griff nach dem Schlauch, und Hulagar gab ihn ihm. Der Qar Qarth trank einen tiefen Schluck und seufzte.
    »Wir sollten

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