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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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hörte, ein gewaltiger Ruf, der sogar an den Toren des immer währenden Himmels rüttelte.
    Jubadi stand auf. Die Wirkungen des Trinkens und der Macht leuchteten in seinem Gesicht, während er die Arme ausbreitete und auf die Festtafel stieg. Die Clanhäuptlinge standen auf, rempelten sich gegenseitig mit den Schultern und drängten auf das Podium. Tamuka zog sich ein Stück weit zurück.
    Sie packten den Tisch und hoben ihn auf, sodass Teller voller Fleisch herunterrutschten, aber Jubadi blieb mitten darauf stehen. Krieger, die aus eigenen Rechten Umen von zehntausend Mann befehligten, rangelten nun miteinander um die Ehre, ihren Qar Qarth tragen zu dürfen. Den Tisch hoch erhoben, trugen sie ihn aus der Jurte, durch die hohen Zeltklappen, die schon aufgeklappt worden waren, damit Jubadi vor nichts und niemandem den Kopf einzuziehen brauchte.
    Als er aus dem Zelt zum Vorschein kam, verstärkten sich die Rufe, die über die weite Steppe klangen, zu einem wilden, betäubenden Donner, einem brüllenden Singsang:
    »Qar Qarth, Qar Qarth, Qar Qarth!«
    Tamuka blickte zu Hulagar hinüber, dessen Stimme zu dem Tosen beitrug, und dann zu Vuka, der hinter Hulagar stand und schwieg, den Krug in der Hand, einen Ausdruck der Lust in den Augen, des Verlangens nach der hier zur Schau gestellten Macht. Und im Herzen spürte auch Tamuta diese Macht, und wiewohl er innerlich mit all den Lehren seines Clans rang, spürte er diesen Machthunger sogar stärker als das Verlangen nach Yuva der Kurtisane, wenn sie sein Zelt betrat, um ihm Vergnügen zu schenken.
    Erschrocken über diese Empfindungen bemerkte Tamuka jetzt, dass Vuka ihn mit einem kalten Lächeln anblickte, als hätte der Zan Qarth auf einmal die Gedanken des Schildträgers gelesen statt umgekehrt.
    Tamuka wandte sich ab.
    Lärmend trugen die Häuptlinge Jubadi ins Zelt zurück. Mit erhitzten Gesichtszügen blickte Jubadi zu Hulagar hinab und lächelte.
    »Das ist unsere Macht, die Macht der Horden!«, bellte Jubadi, und er wartete nicht darauf, dass die Träger den Tisch wieder abstellten, sondern sprang einfach aufs Podium hinunter.
    »Das Vieh des Nordens, die Rus und die Roum, wird uns nähren, bis uns die Bäuche schier platzen, bis uns das Fett aus dem Mund läuft, während wir unsere Gesichter der Sonne zuwenden!«
    Hulagar nickte, sagte aber nichts.
    Und wie viele von uns werden in der Sonne vermodern?, fragte sich Tamuka. Der Plan war gut – er hatte mitgeholfen, ihn auszuarbeiten, etwas ansonsten Unerhörtes für einen Schildträger, aber Jubadi erkannte inzwischen den Wert in Tamuka, der so viel von den Kriegsmethoden des Viehs wusste.
    »Lassen wir keinen von ihnen am Leben, versengen wir ihre ganze Welt«, sagte Tamuka leise, und Jubadi drehte sich zu ihm um, als er diese Worte vernahm.
    Hulagar blickte ebenfalls herüber und schüttelte den Kopf, als wollte er ihn warnen. Jubadi hing weiter an der Überzeugung, dass das Vieh sich wieder in fügsame Sklaven zurückverwandeln würde, wenn seine Macht erst mal gebrochen war – zu Sklaven, die bereitwillig herstellten, was gebraucht wurde, die bereitwillig ihr Fleisch für die Tafeln der Horden darboten und diesen damit ermöglichten, ihren niemals endenden Ritt fortzusetzen und ungestört der Jagd und der Freude des Krieges gegen die eigenen Artgenossen nachzugehen.
    »Du hast zu viel getrunken, Schildträger meines Sohnes!«, knurrte Jubadi mit giftiger Drohung im Ton. »Wir kämpfen, wie ich es vorgegeben habe, und wir werden siegen, wie ich es vorgegeben habe. Wenn das Vieh besiegt ist, unterwerfen wir es aufs Neue, aber sie alle zu schlachten, das würde unsere Lebensweise unwiederbringlich zerstören. So habe ich es befohlen, und so wird es sein!«
    Tamuka verneigte sich tief und fluchte insgeheim über die eigene Torheit, dass er zur Unzeit geredet hatte, obschon geleitet von einer inneren Stimme, die er nicht leugnen konnte und die weiterzugeben seine Aufgabe als Schildträger war.
    »Ich habe viel getrunken«, antwortete er, »aber die innere Stimme ist nicht vom Trünke gesteuert.«
    Jubadi musterte ihn kalt.
    »Ich ziehe mich jetzt zurück«, sagte Tamuka und stieg mit gesenktem Kopf rückwärts vom Podium.
    Am Zeltausgang drehte er sich um, ging hinaus in die kühle Luft und atmete tief.
    »Morgen reiten wir los!«, brüllte Jubadi und löste damit die Anspannung, und die Jubelrufe der Häuptlinge zerrissen die Stille.
    Tamuka schritt zwischen den beiden Reinigungsfeuern hindurch und verneigte sich

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