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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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willst«, erwiderte Wyatt bissig und passend zu seinem Gesichtsausdruck. »Das ist vier verdammte Jahre her. Wieso kümmert Snow das überhaupt noch?«
    »Ich weiß nicht«, meinte Phin. »Während unseres Treffens hat Snow den Namen einmal erwähnt. Er hat ihren Tod als einen Beweis dafür angebracht, dass die Triaden die Kontrolle verloren haben.«
    Ich schaute zwischen den beiden Männern hin und her. Ihnen Antworten zu entlocken war, als würde man mit einer Pinzette Zähne ziehen wollen. »Warum wurde sie getötet?«
    Phin kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, und sein Kopf ruckte zur Seite, so dass er wie ein Raubvogel wirkte, der sich jeden Augenblick auf seine Beute stürzte. Noch nie hatte er so sehr einem Tier geglichen wie jetzt. Er überließ Wyatt das Wort, der ihn immer noch wütend anfunkelte. Ich hatte gute Lust, ihre Köpfe so lange gegeneinander zu schlagen, bis das Testosteron herausgesickert war und endlich Antworten aus ihnen herauskullerten.
    »Offiziell?«, fragte Wyatt. »Man betrachtete sie als Bedrohung für die Sicherheit der menschlichen Rasse.«
    Ich erbleichte. »Willst du mir übersetzen, was das inoffiziell heißt?«
    Er verfiel in Schweigen. Doch Phin nahm den Faden auf und erklärte: »Sie hat sich in einen Menschen verliebt, Evy. Das war ihr Verbrechen. Sie wollte eine Liebesbeziehung und eine Ehe mit jemandem, der nicht aus ihrem Volk stammte.«
    Plötzlich war es zehn Grad kälter in dem Zimmer, und die Luft war zum Schneiden dick. Ich konnte kaum atmen. Der Schock über das Gehörte drehte mir den Magen um, der seinen spärlichen Inhalt nach außen hin abzugeben drohte. Die Hohen Tiere hatten eine Frau ermorden lassen, weil sie sich den falschen Liebhaber ausgesucht hatte. Und Wyatt hatte den Auftrag an sich gerissen, um ihn vor den anderen Jägern zu verbergen. Um zu verbergen, dass ein solcher Befehl jemals ausgesprochen worden war.
    Wenn es sich bei der Frau um eine Blutsaugerin gehandelt hätte, hätte ich es vielleicht noch verstanden. Ich glaubte nicht daran, dass Vampire in der Lage waren, Menschen zu lieben. Aber selbst wenn ich es geglaubt hätte, war die Gefahr der Ansteckung zu hoch, um das Risiko einer solchen Vereinigung einzugehen. Und die anderen Völker – Kobolde, Trolle, Gargoyles – waren kaum menschlich, viele nur wenig mehr als Ungeheuer. Die Therianer dagegen waren gleichzeitig bedrohlicher und harmloser als die anderen. Bedrohlicher, weil sie eine völlig menschliche Gestalt annehmen konnten. Harmloser, weil sie unter uns leben wollten, ohne den Status quo anzutasten. Wie viel Schaden konnte die Liebe einer einzelnen Werfrau zu einem Menschen schon anrichten? Was, wenn Aurora einen Menschen geliebt hätte? Oder Danika? Oder Phineas? Hätte man auch sie für dieses angebliche Verbrechen ermorden lassen?
    Ich hatte einen Kloß im Hals, und Tränen, die ich nicht fließen lassen wollte, brannten in meinen Augen. Ich richtete meine ganze Verwirrung auf Wyatt, der einen Schritt vor mir zurückwich. »Warum?«, war alles, was ich herausbrachte, und es war mehr ein Knurren als eine Frage.
    Er machte den Mund ein paarmal auf und zu, bevor er mir halbherzig antwortete: »Wegen Verbrüderung zwischen unterschiedlichen Rassen …«
    »Gib mir keine Scheißzitate aus dem Handbuch, Truman. Die wurden mir im Ausbildungslager eingebleut, und ich habe auch gesehen, was mit Bradford geschehen ist.« Die Lektion, die uns unsere Ausbilder ein ums andere Mal eingehämmert hatten, war, dass Dregs vollkommen unmenschlich waren. Wir waren menschlich, sie nicht. Punkt.
    Diesen Punkt gab es nicht mehr. Die letzten Tage in Phins Gesellschaft hatten mein Weltbild gründlich erschüttert und alles auf den Kopf gestellt, was ich im Ausbildungslager gelernt und woran ich vier Jahre bedingungslos geglaubt hatte. Ohne diesen bedingungslosen Glauben fingen Jäger an, Fragen zu stellen, und waren schwerer zu kontrollieren. Solange wir klar in Schwarz und Weiß unterschieden, konnten wir die Grauzonen dazwischen nicht in Frage stellen.
    »Nach allem, was die Hohen Tiere mir angetan haben, sollte es mich nicht überraschen, dass sie in ihren Bemühungen, die Kontrolle zu behalten, so weit gehen, oder?«, fragte ich. »Sie können es nicht zulassen, dass eine Werfüchsin einen Menschen liebt, und ein Auge zudrücken, denn das ginge gegen alles, was sie den Jägern über die Dregs beibringen.«
    »Es ging nicht nur darum.«
    »Was du nicht sagst.« Mir taten die Hände weh, und da merkte ich

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